Ich finde langsam keine Worte mehr dafür, wie falsch ich es finde, wenn Länder im Jahr 2018 immer noch glauben, dass man mit Insellösungen und mit Abschottung und Abgrenzung vorankommen könne. Umso dramatischer ist das, wenn es sich dabei um eine Weltmacht wie die USA handelt.
Nichtsdestotrotz arbeitet Präsident Trump mit Inbrunst daran, seine Nation zu isolieren und Unternehmen in anderen Ländern den Zugang zum US-Markt zu erschweren. China ist mit den neu eingeführten Strafzöllen das Paradebeispiel. Aktuell macht auch die News die Runde, dass ZTE von den USA mit einer Exportsperre belegt wird, weil man wiederholt gegen das Handelsembargo mit Iran verstoßen habe.
Für den Zeitraum von sieben Jahren dürfen an die Chinesen nun keine Produkte oder Dienstleistungen von US-Unternehmen geliefert werden. Bedeutet für einen Smartphone-Hersteller: Keine SoCs mehr von Qualcomm, kein Gorilla Glass mehr von Corning und keine vorinstallierten Dienste von Google, um nur ein paar der wichtigsten Unternehmen zu nenne.
Auch Huawei hat einen schweren Stand in den USA und hat sich nicht nur einmal darüber beschwert, dass ihnen auf diesem wichtigen Markt Steine in den Weg gelegt werden. Gut möglich, dass diese Zeiten bald vorbei sind — nicht, weil die USA einlenken, sondern weil sich Huawei selbst entscheiden könnte, sich von den Vereinigten Staaten abzuwenden.
Das ist zumindest aktuell in der New York Times zu lesen. Huawei hat in diesen Tagen durchklingen lassen, dass man einen Strategiewechsel anstrebe. Oft wird übersehen, dass Huawei bei weitem nicht nur der Hersteller von so herausragenden Smartphones wie dem Huawei P20 Pro ist. Als Netzwerkausstatter ist man weltweit eine der treibenden Kräfte und will das zur gerade einsetzenden 5G-Ära natürlich weiterhin forcieren. Zudem möchte man natürlich auch auf den Feldern der künstliche Intelligenz, Internet of Things und generell tranformativen Technologien eine tragende Rolle einnehmen.
Bezüglich der Netzwerk-Technologien ist Huawei (wie im übrigen auch ZTE) bislang auch ein sehr wichtiger Player auf dem US-Markt, gerade in den eher ländlichen Regionen. In der Rural Wireless Association (RWA) — einem Verbund kleinerer US-Internetanbieter — sitzt sogar ein Huawei-Manager im Vorstand. Diese RWA warnt jetzt davor, dass ohne die chinesischen Hersteller die Kosten steigen und diese kleineren US-Unternehmen in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten kommen könnten. Das wäre ein fataler Impuls in Zeiten, in denen die 5G-Infrastruktur geschaffen werden muss.
Huawei hingegen überlegt, sich mit seinen Angeboten eher auf die Märkte in Asien und natürlich auch Europa zu konzentrieren. Von der neuen strategischen Ausrichtung könnten neben Telekommunikationsunternehmen auch ganz neue Bereiche in den Fokus rücken, wenn beispielsweise auch in der Industrie oder bei Behörden die Digitalisierung vorangetrieben werde.
Wir in Deutschland stehen ja (hier passt das sarkastische „Danke Merkel“ perfekt) sowieso auf verlorenem Posten, was Breitbandausbau angeht, aber sollte die USA seine Isolierung weiter so forcieren, läuft vielleicht auch diese eigentlich so innovative Nation Gefahr, international den Anschluss zu verlieren. Zumindest sollte man in den US of A nicht vergessen, dass Huawei mehr ist als nur irgendein weiterer Smartphone-Hersteller.
Quelle: New York Times via Futurezone.at