Na wenn das mal nicht gestern im digitalen Blaetterwald und der globalen Blogosphaere gerappelt hat: Nokia stellt sein erstes Netbook vor. Inzwischen liegen mir weitere Daten und Erkenntnisse vor und somit koennen wir uns intensiver mit dieser Plattform auseinandersetzen. In meiner kleinen Analyse gehen wir auf den Verkaufspreis von $799 ein, ihr erfahrt warum das Nokia Booklet 3G faktisch ein Cloudbook ist und warum Nokia nicht nur einen Fehler bei der Hardware-Auswahl gemacht hat. Wer also nicht mehr bis zum 2. September warten moechte (denn dann wird es auf der Nokiaworld gezeigt), darf mir gerne ins Reich der Spekulationen folgen und auf dem Weg dahin, noch einige neue Fotos bestaunen.
Update: Der Preis fuer das Nokia Booklet 3G liegt bei 575 Euro ohne Vertrag, was unseren “geleakten” Preis von $799 bestaetigt.
$799 fuer eine Menlow Plattform, geht denn sowas noch und ueberhaupt, woher habe ich diesen Preis? Die Welt ist klein und bereits waehrend der Computex habe ich erste Fotos des Nokia Booklet zu Gesicht bekommen. Vor knapp 2 Stunden hat mir dann ein Nokia Vertrauter den Preis genannt und wir beide kamen ueberein, dass es fuer Nokia absolut Sinn macht, mit einem derartigen Preis in den Markt zu starten. Warum? Ganz einfach, Nokia kennt den Netbook-Markt nicht wirklich, ist sich ueber den Wettbewerb nicht im klaren und versucht mit einer aehnlichen Strategie, wie Sony (mit dem Vaio P) und Sharp (mit dem Moebius) zu punkten.
Kann dies funktionieren? Ich antworte mal mit einem ganz entschiedenen… JEIN! Schaue ich mir das System mit Z530 und Windows 7 an, dann wird mir Angst und Bange, was die Finnen denn fuer Performance-Werte erwarten. Dazu kommt ein Fingermagnet-Deckel, der schon unter einer geschlossenen Wolkendecke jeden Passanten im Umkreis von 50 Metern blenden duerfte. Aber dann schiessen sie mit der “wir finden Apple so cool und klatschen auch eine Glassplatte vor unser Display” Version eines Screens den Vogel ab. Helsinki!? We got a problem!
Gerade das Booklet 3G ist auf absolute Mobilitaet ausgelegt und Nokia wird damit seine Ovi-Plattform pushen wollen und dann sowas? Sorry, das ist ganz klar nicht zuende gedacht.
Auf der “Haben”-Seite steht ein atemberaubendes Design. Ich lege mich hier umgehend fest, dies ist das schoenste Netbook, welches ich je gesehen habe. Schaut euch die zeitlosen Linien an, klassisch schoen! Dazu ein Tastatur/Trackpad/Mousebutton-Combo die wohl noch die des Toshiba NB200 uebertreffen duerfte. Nokia, das habt ihr wirklich genial hinbekommen und verdammt, auch ihr habt ein Schaf im Wolfspelz gebastelt, wie bereits Sony mit dem Vaio P. Der “Haben wollen” Effekt wird leider durch die ernuechternde Hardware schnell abgenutzt sein.
Diese beiden Fotos zeigen wohl am deutlichsten den “Ooooohhhh” und “Buuuuuh” Effekt. Das Nokia Booklet 3G liebt die Extreme und wird polarisieren.
Gruende, warum 12 Stunden Akkulaufzeit ein Wunschdenken sein duerften (es sei denn es wird ein 9 Zellen Brocken mitgeliefert, was aufgrund des Gewichts von 1.25kg eher unwahrscheinlich ist). Wifi b/g/n, UMTS, GPS und Bluetooth werden den Akku richtig beanspruchen. Oder will das in der Tat jemand alles abschalten, denn dann bricht Nokias Businessplan…
…komplett zusammen! Das Booklet 3G ist komplett auf die eigenen Services ausgelegt. Sei es das Exchange Feature oder aber die OVI-Plattform. Nokia will euch in die Cloud schiessen, ihr sollt Traffic fuer den Provider vor Ort produzieren und das wenn moeglich ueberall. OVI soll nun endlich Durchbruch schaffen. Ein Smartphone Oekosystem, welches sich auf seinem ureigenen Markt nie durchsetzte, soll es nun auf diesem Netbook schaffen? Ich melde meine Zweifel an.
Das Nokia Booklet 3G ist ein verfuehrerisches System. Es wird top verarbeitet sein, super klein sein und in Design zum dahinschmelzen aufweisen. Aber genau das haben wir schon beim Sony Vaio P gesehen und jetzt ratet mal, wie hoch die Marktanteile von Sony auf dem Netbook-Markt sind…
Dennoch kann Nokia eine gewichtige Rolle spielen. Ihre Distributionskanaele, ihr Haendlernetz, das ist unvergleichlich. Nicht ein Hersteller, weder bei Telefonen, noch bei Netbooks kann den Finnen hier das Wasser reichen und somit werden sie versuchen die Maerkte zu durchtraenken! 1-99 Euro Booklets mit einem 24monatigen Vertrag zu monatlich 30 Euro, so wird der Hase laufen und das ist Nokias grosse Chance. Weder die Specs, noch die Services wuerden mich zu einem Kauf verleiten. Bleibt das Design und verdammt nochmal, die Jungs machen mir die Entscheidung richtig schwer.