Nvidia-Cheffe Jen-Hsun Huang ist ja bekanntermaßen auch nicht gerade der leise Typ, aber das was Herr Otellini von Intel da neulich bezüglich des abgekarteten Spiels mit den Preisen für einzelne Atom-CPUs und das erstaunlicherweise günstigere Gesamtpaket aus CPU und Chipsatz abgelassen hat, ließ wohl auch bei ihm den Kragen platzen. Wohl auch deshalb beschuldigt der grüne Grafikkartenhersteller den blauen Halbleitermonopolisten nun auch offiziell einer unfairen Preisgestaltung.
Nvidia versucht derzeit mit seiner ION-Plattform, einer Kombination aus Chipsatz und einigermaßen leistungsfähiger Grafiklösung im Netbook-Markt Fuß zu fassen. Da Intel aber den Atom-Prozessor einzeln teurer verkauft als zusammen mit einem eigenen Chipsatz, blieb der Erfolg von ION bei Netbooks bisher weitgehend aus. Tatsächlich soll der Preisunterschied beim Kauf von Intels Gesamtpaket anstelle einer einzelnen CPU deutlich größer ausfallen als bisher angenommen.
Nach Angaben von Huang kostet ein einzelner Atom-Prozessor satte 45 US-Dollar bei Abnahme durch einen Computerhersteller, während unter gleichen Bedingungen für die Kombination aus CPU und Intel-Chipsatz nur 25 US-Dollar fällig werden. Der riesige Preisunterschied sei von Intel gewollt, um anderen Chipsatzanbietern von vornherein im preisempfindlichen Netbook-Markt von vorn herein das Wasser abzugraben, so der Vorwurf.
Intel bezeichnete sein Geschäftsgebahren in einer ersten Reaktion als absolut fair. Man zwinge den Herstellern keinerlei Pakete auf. Sie können den Atom ganz nach Belieben einzeln oder zusammen mit einem Chipsatz erwerben. Wer das Gesamtpaket erwerbe, erhalte aber einen günstigeren Preis. Noch will Nvidia laut Huang keine rechtlichen Schritte einleiten. Intel war erst in der letzten Woche von der EU zu einer Strafzahlung wegen Wettbewerbsverzerrungen in Rekordhöhe verurteilt worden.
Es ist höchst erstaunlich, dass der Intel-Sprecher und seine Vorgesetzten offenbar voller Selbstvertrauen ihre Spielchen weitertreiben wollen – aber was macht man nicht alles für maximale Margen. Wie extrem “gut” das Sonderangebot bei Abnahme von Atom+Chipset ist, schockte selbst unseren gerade in Taiwan weilenden Kollegen Sascha, der bisher von einem Unterschied von höchstens zwei US-Dollar ausgegangen war. Wieviel kostet der Atom eigentlich wirklich, wäre jetzt die große Frage.
[Quelle: Reuters.com]