Eines der besonders hervorgehobenen Features des neuen Moto X aus dem geleaten Rogers Werbevideo ist „Open Mic“. Das Smartphone „hört“ praktisch ständig zu und reagiert ohne vorheriges Berühren direkt auf Sprachkommandos. Auf den ersten Blick und rein technisch betrachtet ein interessantes Feature. Man kann das aber nicht nur technisch sehen…
Die technischen Fragen sind schnell gestellt und teilweise auch beantwortet. Was zum Beispiel bedeutet ein ständig aktives Mikro für die Akkulaufzeit? Wir werden es testen können. Werden ständig alle akustischen Signale zu Google-Server übertragen, um das Startkommando – im Film „Ok Google“ – zu identifizieren? Eher unwahrscheinlich, zumindest das Kommando wird wohl lokal identifiziert werden.
https://www.youtube.com/watch?v=VniCfj9QKTI
Aber man kann durchaus ein schlechtes Gefühl haben bei dem Gedanken, dass unsere Smartphones unbemerkt zu ständig aktiven Wanzen zur akustischen Überwachung werden könnten. Es ist natürlich nicht so, dass sie es nicht längst sein könnten. Und selbst ohne ständig aktives Mikro tragen wir hier schon Geräte mit uns herum, die eine ständige Überwachung unseres Standortes und unserer Bewegungen ermöglichen. Die meisten wissen das, aber wirklich bewusst ist es den wenigsten bei der täglichen Nutzung. Ein solches Feature ruft diese Möglichkeiten vielen aber wieder ins Bewusstsein.
Was wäre, wenn jemand, vielleicht ein Geheimdienst, auf die Idee käme, dass man per Beschluss eines Geheimgerichts Hersteller und Netzbetreiber dazu zwingen könnte, aus solchen modernen Smartphones akustische Wanzen zu machen, die auf bestimmte Worte reagieren sollen, wie Bombe, Explosion, Anschlag, Heiliger Krieg oder so? Unrealistisch? Stimmt, in etwa so unrealistisch wie die Vorstellung, dass Geheimdienste den kompletten Internettraffic bestimmter Glasfaserleitungen nach solchen Begriffen filtern würden. Oder die Idee, alle Briefsendungen zu fotografieren oder die gesamten Kommunikations-Metadaten eines Landes abzugreifen und auszuwerten. Würde doch niemand machen…
Ganz neu ist das Feature nicht, wenn auch diese Ausprägung neu ist:
Android 4.0 introduces a powerful new voice input engine that offers a continuous “open microphone” experience and streaming voice recognition. The new voice input engine lets you dictate the text you want, for as long as you want, using the language you want. You can speak continuously for a prolonged time, even pausing for intervals if needed, and dictate punctuation to create correct sentences.
Aber ob sich Motorola bzw. Google einen Gefallen damit tun, ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt ein solches Feature groß zu bewerben darf man durchaus bezweifeln, immerhin hat der Prism-Skandal auch in den USA zumindest für eine etwas größere Sensibilität da Thema betreffend gesorgt.
Es gibt dann neben der Technik und der Privatsphäre noch einen Aspekt: Humor ;)
(Und trotz allem: Technisch interessant ist das Feature immer noch)