Die Jury in Kalifornien hat sich entschieden: Im Patentrechtsstreit mit Samsung fährt Apple den dicksten Sieg ein, seit die Patent-Scharmützel zwischen den beiden Unternehmen laufen. Hatten wir vorher irgendwie damit gerechnet, dass sich beide Parteien ein Stück entgegenkommen und sich im Rahmen von Lizenz-Deals einig werden, zeichnete sich schon vor einer Weile ab, dass hier mit ganz harten Bandagen gekämpft wird und keine Seite bereit war, auch nur ein klein wenig nachzugeben.
Das Urteil der Jury darf Samsung gerne als ganz dicke Ohrfeige betrachten. Fast in jedem Punkt konnte Apple sich durchsetzen und das bedeutet nun für Samsung, dass man exakt 1.051 Milliarden Dollar nach Cupertino überweisen darf. Sowohl die Software-Patente für den “Bounce back”, “pinch-to-zoom” und ”tap-to-zoom” als auch die Design-Patente auf das iPhone sind laut der Jury von Samsung verletzt worden und das gleich mit mehreren Smartphones.
Apple feiert sich und das Gericht natürlich dementsprechend ab:
Wir applaudieren dem Gericht dafür, dass es Samsungs Verhalten als willentlich einstufte und eine laute, klare Nachricht ausgesandt hat: Stehlen ist Unrecht.
Unter dem Strich ist es aber nicht nur Samsung, das hier eine herbe Niederlage einstecken muss. Betroffen sind auch HTC, LG, Motorola und alle anderen, die sich bei ihren Smartphones auf Android als Betriebssystem verlassen. Und da machen wir noch einen ganz großen Verlierer aus: Google selbst natürlich! Hier haben nicht einfach nur zwei Unternehmen einen Streit ausgetragen, der nun beendet ist. Vielmehr wird dieses Urteil noch weit in die Zukunft strahlen und sowohl die Unternehmen beeinflussen, die weiter auf Android setzen und vermutlich auch für uns Käufer Auswirkungen haben, indem wir ein wenig tiefer in die Tasche greifen müssen für unser nächstes Smartphone.
Apple hingegen kann sich nicht nur über eine nette Zusatzmilliarde freuen, sondern wird künftig über Lizenzdeals, die es sicher geben wird, wesentlich mehr kassieren können. Persönlich bin ich sehr von dem Urteil enttäuscht und kann nicht nachvollziehen wie a) eine Laien-Jury eine Entscheidung von solch weitreichenden Folgen treffen darf und b) wie diese Jury diese Entscheidung so flott treffen kann – immerhin musste man sich durch 700 Fragen ackern und hat das in erstaunlichen 2 Tagen bewältigt.
Natürlich geht Samsung in Revision und will diese herbe Klatsche nicht so auf sich sitzen lassen und auch Richterin Koh kann die Jury noch überstimmen. Ob hier aber eine andere Entscheidung herbeigeführt werden kann, darf wohl angezweifelt werden.