Man sollte glauben, dass in Zeiten von täglich neuen Geheimdienst-Enthüllungen Unternehmen etwas zurückhaltender werden, wenn es um Überwachungstechniken geht. Das mag auf viele Unternehmen zutreffen, aber nicht auf alle. MetaLab ist so ein Unternehmen, wobei sie sich aber eine fast schon rührende Geschichte ausgedacht haben, warum die Totalüberwachung mit ihrem Dienst Peak etwas Gutes für die Mitarbeiter sein soll.
Das ist auch ganz einfach: Es gäbe wohl kaum etwas schlimmeres für die Produktivität eines Mitarbeiters, als ihn bei der Arbeit zu unterbrechen. Nach einer Unterbrechung bräuchte man bis zu 30 Minuten, um sich wieder voll dem ursprünglichen Thema zu widmen. Und natürlich wird man bei der Arbeit ständig unterbrochen, weil irgendjemand etwas wissen will, wie zum Beispiel „Wie viele Mails hast Du heute verschickt?“ oder „Welche Dateien in der Dropbox hast Du heute bearbeitet?“ oder auch „Arbeitest Du heute mehr oder weniger als gestern?“. Das sind Fragen, die man bei der Arbeit in einem gemeinsamen Büro natürlich ständig gestellt bekommt. Und diese Fragen – sowie einige andere nicht weniger häufige Fragen – beantwortet Peak.
Peak ist ein Cloud-Dienst zur Überwachung der Aktivitäten der jeweiligen Team-Mitglieder in Cloud-Diensten. Es ist ungemein praktisch: Die Mitarbeiter müssen gar nicht mehr aufschreiben, was sie wann arbeiten, es wird alles automatisch erfasst und in Form schöner Statistiken kann man dann sofort identifizieren, wer am wenigsten arbeitet. Naja, zumindest, wer die wenigsten über Peak erfassbaren Dinge tut. Letztlich ist es eine kleine NSA für jeden: Es werden wunderbare Profile erstellt, wer wann wie viel arbeitet, man wird über Abweichungen vom bisherigen Verhalten informiert und erhält Ranglisten, welche Mitarbeiter am aktivsten und welche die faulen Hunde sind.
Aber unbestritten kann so ein Tool auch Vorteile haben, denn neben der individuellen Auswertung auf Basis einzelner Mitarbeiter erlaubt Peak natürlich auch Einblicke in die Aktivität eines Teams oder Unternehmens insgesamt: Wann wird am meisten gearbeitet, wie viele Stunden der täglichen Arbeitszeit aller Mitarbeiter kann direkt einem Kunden in Rechnung gestellt werden usw. – nur eben ist der Preis für diese Auswertungen nicht gering. Der Preis ist die umfassende Überwachung der Mitarbeiter durch Peak (und auch Geheimdienste, schließlich setzt Peak auf anderen Cloud-Diensten auf).
Man kann unterschiedlicher Meinung darüber sein, was schwerer wiegt: Das Recht der Mitarbeiter auch am Arbeitsplatz nicht umfassend kontrolliert zu werden oder das Recht eines Chefs möglichst genau zu wissen, was in seinem Team oder Unternehmen vorgeht. Zumindest zeigt uns Peak wohin die Reise geht: Es wird immer mehr statt weniger Überwachung und zusätzlich zur staatlichen bekommen wir es immer häufiger auch mit privater Überwachung zu tun.