Und? haben wir uns schon wieder ein wenig von dem Urteil erholt, welches in Kalifornien Apple zum ganz klaren Sieger der Patent-Streitigkeiten kürte und Samsung als geknickten Verlierer zurückließ?
Vermutlich können wir die Ausmaße noch gar nicht ganz erfassen, die die zukünftige Entwicklung auf dem Smartphone-Markt angeht, aber natürlich hat sich jede Zeitung, jedes Magazin, jedes Tech-Blog seine Gedanken zu dem Urteil gemacht. Wir schauen hier mal drauf und zeigen euch, wie die Entscheidung in der Presse aufgenommen wurde:
Den Anfang macht der Netzökonom Holger Schmidt, der für Focus.de seine Meinung zusammenfasste:
…Offenbar muss man aber nur die Chuzpe haben, Erfindungen anderer Unternehmen chic zu verpacken, Apple heißen und sie dann selbstbewusst als eigene Leistung auszugeben.
The Verge blickt ein wenig in die Zukunft, was Google und Apple angeht und hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sich die Unternehmen mal wieder mehr auf die Entwicklung von Produkten konzentrieren anstatt auf Prozesse:
If this verdict gives Apple the extra leverage it needs to get Google to sign a blanket license for Android, then so be it. Maybe it’s time to pay the money and let everyone go back to making cool shit.
Das Handelsblatt befragt Patent-Experten und Microsoft-Freund Florian Müller, der natürlich in Microsoft einen der Gewinner des Urteils sieht:
Der Erfolg sei in die Boxsprache übersetzt nur der „erste Treffer in den Magen“, der den Gegner ins Wanken bringe, der „rechte Haken zum K.O.“ könnte schon bald folgen. „Mit diesem Erfolg in der Tasche wird Apple jetzt noch viele andere Patente rauskramen, die sie im ersten Prozess nur zurückgestellt haben, um mit wenigen starken Ansprüchen einen klaren Sieg zu erzielen“
Der Business-Insider berichtet, dass Samsung dieses Urteil dazu zwingen könnte, die Veröffentlichungen von weiteren Devices zu verschieben:
Samsung will have to change some products in its pipeline,” Chang In Whan, president of Seoul-based KTB Asset Management Co., which oversees the equivalent of $5.8 billion, said by phone today. “There could be delays in developing and releasing new models at a time when products are coming out every six months.
Freund und Mobilegeeks-Kollege Caschy findet bei Stadt-Bremerhaven einen ganz anderen Ansatz und rät Samsung, die Milliarden-Zahlung als Werbekosten zu verbuchen:
Samsung kann diese 1 Milliarde Dollar fast schon als Werbeausgabe verbuchen – die Firma und die Geräte kennt nun wirklich jeder. Und man wird sie nicht als Copycat in Erinnerung behalten, sondern als Firma, die vernünftige Produkte für Konsumenten herstellt.
Der Spiegel nennt das Urteil eine “vernichtende Entscheidung” und befragt Analysten, die auch für andere Hersteller von Android-Smartphones Probleme aufkommen sehen:
Einige Hersteller würden es sich jetzt vielleicht schon überlegen, ob sie Android-Geräte herstellen und den Streit mit Apple riskieren, sagte Christopher Marlett, Chef der Investmentbank MDB Capital Group.
Axel Postinett schreibt – ebenfalls im bereits zitierten Handelsblatt – einen Kommentar, der in die gleiche Kerbe haut und Unternehmen wie Nokia, Microsoft und sogar RIM als Profiteure des Prozesses hervorbringen könnte:
Die Betroffenen könnten schnell nach Alternativen zu Android suchen, bevor sie Apple ins Visier nimmt. Das könnte ungeahnte Gewinner des Verfahrens hervorbringen. Da wären zum Beispiel erst einmal Microsoft als Lieferant eines alternativen Betriebssystems und Nokia, die ausnahmsweise in den letzten Jahren tatsächlich einmal auf das richtige Pferd gesetzt haben könnten
Generell zieht sich durch die Presse wie ein roter Faden, dass die Unternehmen, die auf Android-Alternativen setzen – also beispielsweise Nokia, RIM und generell jeder, der auf Windows-Smartphones baut – von der Samsung-Klatsche profitieren könnte. Abschließend noch ein Zitat von Sascha Pallenberg, der – noch für unsere alte Blogheimat Netbooknews – logischerweise auch einen Kommentar zur Thematik verfasst hat und vom “Ende einer Posse” spricht:
Apple darf sich inspirieren lassen, Apple kann sich die Piermont-Kirschen der technologischen Entwicklung rauspicken, Designs und Prozesse nachbauen um diese dann in ein schickes Design zu verpacken und als magische Weltneuheit verkaufen.
Das ist jetzt natürlich noch nicht das Ende des Liedes. Samsung wird entschieden gegen dieses Urteil angehen und so oder so bleibt es spannend. Wir werden das Geschehen weiter beobachten und ganz ehrlich: ein etwas mulmiges Gefühl habe ich dabei schon.