Russland und der russische Geheimdienst FSB können als Nachfolger der Sowjetunion und deren KGB auf eine lange Geschichte in der Überwachung der eigenen Bevölkerung zurückblicken. Anlässlich der Olympischen Winterspiele in Sotschi wurde jetzt mal ein genauerer Blick auf das russische Überwachungsprogramm „Sorm“ geworfen und die Pläne, die Kommunikationsüberwachung zu modernisieren.
Als „Prism auf Steroiden“ bezeichnet der an den Nachforschungen beteiligte Professor Ron Deibert das Überwachungsprogramm des russischen Geheimdienstes. Während man sich der Überwachung durch Prism noch zumindest teilweise entziehen kann oder zumindest der NSA die Auswertung erschweren kann, setzt Sorm direkt auf der Basis-Infrastruktur auf. Seit 1996 läuft das Programm zur Telekommunikationsüberwachung bereits und seit 2000 sind alle russischen Internetanbieter verpflichtet, ihre gesamten Verbindungsdaten an das System zu übermitteln. Der Geheimdienst in Russland weiss dadurch zu jeder Zeit, wer mit wem im Land kommuniziert.
Das ganze System wird derzeit modernisiert und aufgrund von verschiedenen Ausschreibungen konnte nachvollzogen werden, dass der FSB in Zukunft in die Lage versetzt werden soll, jede Datenübertragung mitzuverfolgen und alle Übertragungen auch gezielt nach Stichwörtern zu durchsuchen. Speziell für die Region Sotschi und die anstehenden Winterspiele im kommenden Jahr sei eine „tiefgreifende Umstrukturierung“ der Kommunikationsnetze geplant. Dadurch soll sichergestellt werden, dass die gesamte Telekommunikation in der Region überwacht und gefiltert werden kann.
Es soll möglich sein genau festzustellen, welche Personen in einer Region bestimmte Wörter verwenden und diese dann gezielt weiter zu überwachen. Das betrifft während der Spiele mit Sicherheit auch Aktivisten für die Rechte Homosexueller, die diese Zeit sicherlich für entsprechende Aktionen nutzen woll(t)en. Die Gesetzgebung in Russland gegen Schwule und Lesben hat weltweit für Kritik gesorgt. Aber auch wenn Putin verspricht, dass Sportlern auch mit einer Regenbogen-Anstecknadel keine Strafverfolgung wegen „homosexueller Propaganda“ drohen soll, dann gilt das wohl sicherlich nicht für andere Aktivisten, die sich vielleicht zu spontane Demonstrationen verabreden.
Übrigens: Selbst die USA warnen ihre Bürger vor Sorm, man soll immer daran denken, dass jegliche Kommunikation überwacht wird, man solle immer „saubere“ Geräte verwenden und Akkus aus Smartphones entfernen, wenn man diese nicht verwendet.
Immerhin passiert diese Totalüberwachung der eigenen Bevölkerung im Falle des FSB „rechtmäßig“. Im Gegensatz zur NSA in den USA ist der FSB immerhin ein Inlandsgeheimdienst. Das tröstet doch ungemein, oder?