Das Samsung Galaxy S5 soll die Vormachtstellung der Koreaner an der Spitze der Smartphone-Branche festigen und den Einstieg für eine neue Runde von neuen Derivaten mit ähnlicher Ausstattung und eine ganze Modellgeneration von in vielerlei Varianten erhältlichen Geräten bilden. Bevor bald unser ausführlicher Testbericht folgt, haben wir das neue Android-Flaggschiff aus Korea erst einmal in einem Video für euch ausgepackt und ich will euch meine ersten Eindrücke schildern.
Zugegeben, wir sind ein bisschen spät dran mit dem Galaxy S5, hatten diverse Kollegen das Gerät doch teilweise schon vor dem Verkaufsstart durch ihre Testlabore gejagt. Ich habe das S5 jetzt einige Tage genutzt und konnte es dabei auch dem großen Konkurrenten HTC One M8 gegenüberstellen, während Sascha und Nicole in Taiwan zusätzlich den Vergleich zum Sony Xperia Z2 wagen können. Bevor das Hauptquartier aus Taipeh seinen Senf zu den neuen Flaggschiffen rüberfunkt, will ich euch kurz meine ersten Tage mit dem S5 näher bringen.
Rein technisch ist das Samsung Galaxy S5 mit dem neuen Qualcomm Snapdragon 801, einer sehr schnellen Kamera und dem wieder einmal beeindruckenden SuperAMOLED-Display mit Full-HD-Auflösung natürlich auf dem neuesten Stand. Optisch hat sich wenig getan, doch dies konnte man ja fast nicht anders erwarten, schließlich will und muss Samsung mit dem Gerät ein möglichst breites Publikum ansprechen.
Äußerlichkeiten
Das Samsung Galaxy S5 ähnelt auf den ersten Blick dem Vorgänger und wenn man nicht wirklich genau hinschaut und Bescheid weiß, welche optischen Veränderungen es gegeben hat, wird man die beiden Geräte beim Blick von vorn leicht verwechseln. Letztlich sind die nun mit einem gummierten Plastik im Leder-Look mit (unsinnigen) Punkten versehene Rückseite und die leider etwas altbacken wirkenden Chrom-Applikationen der Umrandung das, was den Unterschied ausmacht. Dass der USB-Port jetzt eine Abdeckung hat, ist sicherlich in Anbetracht des nun nach IP67 zertifizierten und nunmehr also wasserabweisenden Gehäuses eine sinnvolle Neuerung.
Die wenigsten Kunden werden ihr teures Smartphone jedoch anders als bisher behandeln, also weiter höllisch aufpassen, dass der Hobel keinen Schaden nimmt. Mich persönlich stört der Deckel am USB-Port eher als er mir nützt, denn ich will das Gerät im Alltag eher bequem laden statt am Port zu fummeln, als dass ich damit ins Schwimmbad gehe oder es ins Bierglas tauche, wie es Sascha jüngst getan hat. Sinnvoll ist die “Abhärtung” des Galaxy S5 allerdings auf jeden Fall, dürfte es so doch deutlich widerstandsfähiger sein als zum Beispiel das HTC One M8. Insgesamt also eine gute Neuerung, dieses einigermaßen waschmaschinentaugliche Gehäuse. Leider ziehen die Chrom-Umrandung und die Rückseite (trotz der Punkte) immer noch Fingerabdrücke an, auch wenn Samsung dies mit den Punkten und den Sicken im Rahmen weniger sichtbar machen will.
Das Design ist nicht weltbewegend, doch darum geht es Samsung nach eigener Aussage mit dem S5 auch gar nicht, weil man eben möglichst vielen Leuten einen treuen Alltagsbegleiter zur Seite stellen will, der ihnen nicht nur gefällt, sondern auch noch einiges aushalten soll und muss. Dass Akku austauschbar und Speicher erweiterbar sind, ist ein klarer Pluspunkt, dem sich auch andere Hersteller so langsam wieder näher, war doch jüngst zu hören, dass das LG G3 ebenfalls wieder eine abnehmbare Rückseite mit Zugriff auf den Akku haben soll, während HTC seinem M8 immerhin einen MicroSD-Slot spendiert hat.
Das Display beeindruckt mit extrem kräftigen Farben, einer enormen Helligkeit und einer gestochen scharfen Darstellung. Leider regelt Samsung die Helligkeit für meinen Geschmack etwas zu aggressiv runter, wenn man sich in dunklerer Umgebung aufhält, was sich aber mit einer entsprechenden Funktion in den Menüs zum Glück einigermaßen ausgleichen lässt. Ansonsten gibt es am Bildschirm absolut nichts auszusetzen, schließlich zeigt sich heir Samsungs massive Erfahrung mit OLED-Bildschirmen mal wieder auf eindrucksvolle Art und Weise. Im Vergleich zum IPS-Display HTC One M8 muss man sich eben entscheiden, ob einem die wirklich sehr kräftigen Farben nicht irgendwann den Nerv rauben, oder ob man gerade dies mag. Schließlich sehen alle Inhalte dann doch verdammt gut aus und der Kontrast ist enorm.
Software
Die Software ist eben auch eines der großen Diskussionsthemen bei Samsung, denn es kommt zwar Android 4.4.2 “KitKat” zum Einsatz, doch die Koreaner bohren das ganze wie immer mit rund 50 eigenen Features auf, die manche Nutzer fast schon überwältigen dürften. Man kann so ziemlich jedes Detail einstellen und erhält diverse durchaus sinnvolle zusätzliche Möglichkeiten. Samsung hat außerdem versucht, sich in Sachen Featuritis etwas zurückzuhalten und eine sinnvolle Balance zu finden. Dass ich jedoch durch zig Icons scrollen muss, um einfache Einstellungen vorzunehmen und es jetzt sogar für das Settings-Menü eine Suchfunktion gibt, zeigt, dass hier durchaus noch Spielraum wäre.
Für mich wäre es deshalb großartig, wenn ich auf Wunsch von Samsung auch eine Art Google Play Edition des S5 erwerben könnte – ganz normal im Handel und in Deutschland! Das wäre was. Das gegenüber dem S4 deutlich flacher gestaltete Design der Oberfläche gefällt, es geht aber immer noch knallbunt zu und teilweise wirkt das Interface etwas behäbig, auch wenn es kaum Ruckler oder ähnliches gibt – beim neuen HTC One geht alles wieselflink, während man bei Samsung das Gefühl hat, da würde künstlich gebremst und alles sehr weich gleitend gestaltet. Dies ist jedenfalls mein Eindruck im direkten Vergleich. Wenn man das S5 allein einsetzt, relativiert sich dies natürlich und insgesamt ist das System sehr flott und durchaus attraktiv gestaltet.
Sonstiges
Das Samsung Galaxy S5 hat einen Herzfrequenzmesser. Toll. Nur was will ich damit. Gut, das Feature ist eben vorhanden und mag für manche Anwender vielleicht auch sinnvoll sein, doch so richtig erschließt sich mir die Logik nicht. Ein Urteil darüber will ich mir aber nicht erlauben, weil andere Leute über die Nützlichkeit zu entscheiden haben (z.B. jemand der Sport macht?). Der Fingerabdrucksensor im Home-Button mag auf den ersten Blick eine sinnvolle Neuerung sein, doch die meisten Anwender werden das Feature bereits nach wenigen Tagen wieder deaktivieren. Garantiert. Der Grund dafür ist einfach, dass der Sensor im Alltag nicht effektiv genutzt werden kann, weil man nicht mal eben das Gerät entsperren kann, indem man mit dem Daumen seitlich drüberstreicht, während man das Telefon mit der gleichen Hand hält.
Kluge Köpfe scannen ihren Finger von vornherein leicht gedreht, in der Hoffnung das Entsperren mit einer Hand würde dadurch ermöglicht – ist aber nicht. Es funktioniert deshalb noch lange nicht ordentlich, so dass man nach einigem Herumprobieren mit anderen Fingern und Positionen ganz schnell wieder zu PIN oder Muster als Alternative umschwenken wird. Der schnelle Autofokus, die insgesamt verdammt gute Bildqualität und die auch recht ordentlichen Fähigkeiten in nicht gut beleuchteter Umgebung machen die Kamera wiederum zu einer Stärke der neuen 16-Megapixel-Kamera, wobei es immer noch toll wäre, wenn Samsung es schaffen würde, auch noch einen Optischen Bildstabilisator zu integrieren. Dieser fehlt auch beim HTC One M8, das trotz der zusätzlichen Tiefenkamera im Vergleich das Nachsehen hat, egal wie sehr man sich in Taiwan anstrengt, die Duo Camera populärer zu machen. Letztlich sind beide Cams weiterhin Smartphone-Knipsen, auch wenn sie normale Digicams mittlerweile durchaus den Rang ablaufen können.
Die Akkulaufzeit des Samsung Galaxy S5 ist dank des 2800mAh-Akkus und der Energieeffizienz des Snapdragon 801 länger geworden als beim Vorgänger, so dass man mit dem Gerät gut über den Tag kommt und bei moderater Nutzung sogar zwei Tage ohne eine Steckdose auskommt. Der neue Ultra-Energiesparmodus ist ebenfalls sehr sinnvoll, weil man so bei Bedarf die Laufzeit enorm verlängern kann, wenn man gerade mal nicht alle Funktionen des Telefons braucht oder weiß, dass man längere Zeit ohnehin nur erreichbar sein braucht und das Gerät kaum aktiv nutzen wird.
Erstes Fazit
Das Samsung Galaxy S5 ist durchaus ein beeindruckendes Stück Technik, mit dem der Hersteller den Vorgänger auf sinnvolle Art und Weise weiterentwickelt hat. Die Koreaner haben auf die Rückmeldungen aus dem Markt besonnen reagiert, die Macken des S4 ausgebügelt und mal wieder ein Gerät an den Start gebracht, dass zig Millionen Kunden begeistern dürfte. Es geht nicht mehr hauptsächlich darum, sich mit sonstwelchen Neuerungen aus der Masse abzuheben. Stattdessen will Samsung mit dem S5 seine Spitzenposition verteidigen und gibt den bestehenden Kunden genügend Gründe für ein Upgrade und Neukunden die Aussicht, ein Top-Smartphone zu bekommen, das so ziemlich alles bietet, was man sich wünscht – außer eben etwas ganz besonderes. Zum Glück gibt es genügend Alternativen, so dass der Kunde wie immer die Wahl hat. Aber eines ist sicher – echte Schwächen gibt es beim Galaxy S5 praktisch nicht.