Die Samsung Gear Fit ist die günstigste der drei neuen Smartwatches von Samsung. Mit seiner schmalen Bauweise wird das Gerät auch als Fitness-Armband beworben, doch schon die Grundfunktionen sind für so manchen Kunden die knapp 200 Euro Kaufpreis durchaus wert. Wir haben das Gerät nun ausgepackt und wollen neben einem Unboxing-Video auch unsere ersten Erfahrungen mit der Samsung Gear Fit wiedergeben.
Samsung versucht mit der Gear Fit und den anderen neuen Gear-Smartwatches wieder einmal möglichst alle Formfaktoren abzudecken. Das Gerät hat ein mit 432×128 Pixeln auflösendes, gebogenes SuperAMOLED-Display, das eine sehr geringe Blickwinkelabhängigkeit vorweist und mit den richtigen Einstellungen auch in der Sonne gut abzulesen ist. Wer einen Hintergrund festlegt, bekommt zwar eben ein schickes Wallpaper angezeigt, die Lesbarkeit wird dadurch jedoch eingeschränkt. Schaltet man das Wallpaper ab, sorgt die recht gute Helligkeit des AMOLED-Displays dafür, dass man auch im Freien problemlos die Uhrzeit oder Informationen über Benachrichtigungen ablesen kann.
Um Strom zu sparen, wird das Display jedoch recht schnell wieder deaktiviert. Bewegt man den Arm so, als würde man eben die Uhrzeit ablesen wollen, erkennt die Gear Fit dies mit Hilfe des integrierten Gyroskops und aktiviert das Display. Normalerweise funktioniert dies ganz gut, es kann jedoch auch mal vorkommen, dass man den Arm ein weiteres Mal heben muss, bis der Bildschirm eingeschaltet wird. Der Touchscreen ist sehr angenehm zu bedienen, auch weil sich die Oberfläche aus Glas gut anfühlt. Leider reagiert er manchmal nicht beim ersten Antippen, so dass man manchmal nachlegen muss. Generell ist zu empfehlen, die mit dem zur Markteinführung ausgelieferten Update nachgerüstete Funktion zum Drehen des Bildschirminhalts in vertikale Ausrichtung zu nutzen, denn wenn man die horizontale Standardeinstellung verwendet, muss man den Kopf verdrehen, um das Display ablesen zu können.
Die vertikale Darstellung hat jedoch einen entscheidenden Nachteil. Weil das Display recht schmal ist, werden die darauf dargestellten Inhalte häufig gequetscht, so dass vor allem die Texte von Benachrichtungen und ähnlichem, manchmal aber sogar die Beschriftungen der Standard-Features oft umgebrochen und somit etwas schwerer lesbar werden. Insgesamt macht die Verwendung vor allem in vertikaler Ausrichtung durchaus Spass. Die Benachrichtungsfunktionen sind für mich das eigentlich interessante an der Gear Fit, kann man sich doch praktisch von jeder App auf dem Smartphone benachrichtigen lassen. Auf diese Weise bekomme sogar ich dank der Vibrationen am Handgelenk die Aktivitäten auf dem angeschlossenen Galaxy S5 mit und verpasse nun tatsächlich keine Anrufe mehr.
Die Gear Fit bietet allerhand Fitness-Funktionen, die allerdings stets zunächst vom Anwender eingeschaltet werden müssen. Um Strom zu sparen, verzichtet Samsung wohl darauf, Herzschlag oder Schrittzahl ständig zu überwachen, was aber eigentlich auch sinnvoll erscheint, denn die Smartwatch soll eben nicht ausschließlich Körperdaten sammeln. Zur Genauigkeit kann ich bisher noch nicht wirklich etwas sagen, es scheint mir jedoch so, als würde der Schrittzähler etwas optimistisch agieren und auch gern mal ein paar Schritte zuviel auf die Uhr bringen.
Bei der Messung der Herzfrequenz erzielte ich in meinem Fall recht einheitliche Ergebnissse, wer jedoch ganz sicher sein will, muss die etwas langwidrige Messeprozedur am besten gleich mehrfach durchführen, um ein Durchschnittsbild zu erhalten. Insgesamt geht der Funktionsumfang soweit in Ordnung, gerade einen Wecker würde ich mir aber schon Wünschen, zumal man diesen mit der Schlafüberwachung verknüpfen könnte, um den Nutzer nach einer bestimmten Schlafdauer wieder “aus dem Koma zu holen”. Samsung dürfte in Sachen Software noch einige Verbesserungen in petto haben, die der Gear Fit durchaus guttun würden und hoffentlich auch noch einige dringend notwendige Verbesserungen in Sachen Nutzungskomfort mit sich bringen werden.
Was die Äußerlichkeiten der Samsung Gear Fit angeht, so bin ich durchaus zufrieden, denn die Uhr drückte in meinem Fall nicht, ließ sich komfortabel tragen und passt sich dank des gebogenen Displays, des ebenfalls gewölbten Akkus und der somit insgesamt leicht gebogenen Form gut dem Arm an. Weil die Uhr recht schmal ist, stört sie auch beim Tragen nicht, ein bisschen flacher dürfte sie aber durchaus sein, auch wenn das Gerät schon jetzt nicht klobig oder dick wirkt. Der Verschluss ist mit seinen beiden Pins sinnvoll konstruiert und kann bequem auch mit einer Hand geschlossen werden – eine wichtige Verbesserung gegenüber dem komplizierten Mechanismus der Samsung Galaxy Gear der ersten Generation.
Die Akkulaufzeit hängt stark von der Nutzungsweise ab. Während einige Kollegen klagten, dass das Gerät schon nach einem Tag wieder an die Steckdose muss, läuft die Samsung Gear Fit bei mir jetzt bereits den dritten Tag. Wer das Gerät als Uhr-Ersatz (vorher hatte ich keine, erstaunlich wie oft man dann doch wieder draufschaut und wie praktisch dies ist!), als Schrittzähler, für Benachrichtigungen und zur Schlafüberwachung nutzt, kann durchaus vier Tage Laufzeit erreichen, denke ich, denn aktuell steht der Akku bei rund 40 Prozent. Das mitgelieferte Netzteil liefert nur 0,7A und braucht deshalb erstaunlich lange, um den nur 210mAh großen Akku zu füllen, man kann aber auch stärkere Netzteile verwenden, mit denen sich der Stromspeicher innerhalb einer Stunde auf 100 Prozent bringen ließ.
Insgesamt macht die Samsung Gear Fit auf mich bisher einen überraschend positiven Eindruck. Die schmale Bauweise sehe ich als Vorteil und halte sie auch für sinnvoll. Benachrichtigungen an den Arm zu bekommen und damit das Smartphone fast dauerhaft in die Hosentasche verbannen zu können, gefällt mir ebenfalls sehr. Die genannten Nachteile durch die etwas gequetschte Darstellung werden durch die schiere Möglichkeit zur Anzeige von Benachrichtigungen aufgewogen. Die Akkulaufzeit reicht in meinem Fall ebenfalls aus, auch wenn der Umgang mit dem anzusteckenden Ladeadapter etwas umständlich wirkt und auf dauer sicherlich nerven dürfte. Ich muss gestehen, dass dies mein erster längerer Kontakt mit einer Smartwatch ist, doch bisher bin ich positiv überrascht, auch wenn es sicherlich noch reichlich Potenzial für Verbesserungen gibt. Wäre die Gear Fit etwas günstiger (100 statt 200 Euro!) – und würde auch mit anderen Smartphones als dem Galaxy S5 funktionieren, würde ich mir das Teil ohne weitere Überlegungen wahrscheinlich sogar selbst zulegen. Vorerst bleibt es beim vorrübergehenden Testgerät von Samsung.
PS: Solltet ihr irgendwelche Fragen zu den Fähigkeiten und Möglichkeiten der Gear Fit haben, versuch ich gern diese zu beantworten, schließlich kann ich so den Funktionsumfang selbst erkunden :)