Wahrscheinlich bin ich inzwischen einfach zu alt, ich konnte schon den Sinn und Zweck von Snapchat nie so recht nachvollziehen. Und noch weniger erschließt sich mir – aus Nutzersicht – der Sinn des Snapchat-Klons Slingshot von Facebook, abgesehen von „Zeigst Du mir Deins, zeig ich Dir meins“-Spielchen. Aber Sexting – mit passenden Bildchen – ist bei Jugendlichen inzwischen so beliebt, dass sich Lehrer und Jugendschützer zu regelmäßigen Warnungen genötigt sehen.
Bei Slingshot verschwinden die Bilder und Videos nicht wie bei Snapchat einige Sekunden nach dem Öffnen, sondern erst nach dem Schließen. Auch informiert Slingshot den Absender nicht, wenn der Empfänger einen Screenshot macht, da man aber eine empfangene Nachricht sowieso so lange man will anstarren darf, wäre auch genug Zeit das Bild oder Video mit einem zweiten Smartphone abzufilmen. Hoffen wir mal, dass das den Nutzern dieser App klar ist und sie sich nicht darauf verlassen, dass die verschickten Bilder nach einmaligem Ansehen ins Daten-Nirwana verschwinden. Eine weitere Funktion von Slingshot zeigt dem Empfänger ein Bild erst dann, wenn man selbst eines zurück geschickt hat: „Zeigst Du mir Deins, dann zeige ich Dir meins“.
#Slingshot is a new kind of feed where everyone's a creator. It's now available internationally for iOS & Android: http://t.co/4VZ3vCmFo9
— Slingshot (@slingshotcrew) June 25, 2014
Ganz unbegründet sind die Warnungen – ganz unabhängig von dieser einen App – vor dem angeblichen Sexting-Trend sicherlich nicht. Zwar spricht sicherlich nichts dagegen (wenn man nicht gerade streng gläubiger Anhänger einer der lustfeindlichen Glaubensrichtungen ist), wenn Jugendliche ihre Sexualität auch auf digitalem Weg ausprobieren und entdecken, aber die möglichen Gefahren sollten dabei nicht ignoriert werden.
Gerade beim Chatten mit Unbekannten weiß man natürlich nicht, ob die Informationen, die man erhält wirklich real sind, da steckt vielleicht hinter einem harmlosen 15jährigen Schüler auch mal ein 50jähriger notgeiler Fettsack. Aber auch bei der Kommunikation mit persönlich bekannten Menschen gibt es Risiken: Wer weiß, wo gesendete Fotos am Ende landen, es gab bereits Fälle, wo privat verschickte Nacktbilder in die (Schul-)Öffentlichkeit gelangt sind. Da ist man dann schnell beim (Cyber-)Mobbing.
Aber vielleicht gibt es ja auch noch ganz andere Anwendungsfälle für solche Apps, die ich gerade übersehe?