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Anki schließt – was das für Cozmo, Vector und Co bedeutet

Gestern erreichte uns die Meldung, dass Anki schließt – die 200 Mitarbeiter sind ab heute arbeitslos. Das Roboter-Startup wird komplett eingestellt, die Hoffnungen auf eine neuerliche Finanzierung konnten nicht erfüllt werden.

Am Ende bleibt eine Frage offen: Was bedeutet das für Kunden von Anki? Leider gibt es hierzu keine Angaben. Wir haben versucht, Anki und unseren PR-Kontakt zu erreichen – leider ohne Erfolg. Die Roboter des Unternehmens zeichnen sich vor allem durch die ständig wachsende Bibliothek von Fähigkeiten und Minispielen aus. Leider müssen wir zu dieser Zeit davon ausgehen, dass Anki hier keinen Support mehr leisten wird. Aktuell beginnt auch der Ausverkauf des Cozmo, der Roboter wird deutlich günstiger angeboten. Eine Kaufempfehlung? Unserem alten Test nach ja – ohne Support aber wahrscheinlich nicht.

Sollten wir nähere Informationen von Anki erhalten, werden wir euch an dieser Stelle umgehend informieren, ansonsten hier der Testbericht des Anki Cozmo LE, der Ende letzten Jahres neu aufgelegt wurde.

Via Recode

Wobei näher angesehen nicht ganz richtig ist – viel näher wäre zutreffend. Bereits vergangenes Jahr hat Bernd den Cozmo getestet. Der LE ist grundlegend der gleiche Roboter, er bringt in der Limited Edition nur eine neue Farbvariante mit sich. Sie hört auf den Namen Interstellar Blue und verleiht dem Cozmo eine frische Optik. In Sachen Hardware hat sich sonst wenig verändert, aber die reine Technik ist nur die sichtbare Hälfte des Produkts. Angesichts der breiten Softwareunterstützung lebt das Projekt auch durch seine stetige Weiterentwicklung und neue Inhalte – darum haben wir die Plattform nach einem Jahr erneut getestet. Hat der Hersteller seine Versprechen gehalten?

Die Antwort auf diese Frage möchte ich gleich vorab liefern: Ja! Im letzten Jahr gab es 25 Softwareupdates, damit wurden neue Fähigkeiten, Spiele, Songs und Animationen ausgeliefert. Alle waren kostenlos. Dazu kommt eine große Auswahl an Inhalten aus der Community – das Code Lab bietet Programme von Fans für Fans. Damit ist der Umfang an Anwendungen mittlerweile beinahe erschlagend. Während wir anfangs noch von einem relativ geringen Funktionsumfang berichten konnten, ist dieses Manko mittlerweile behoben. Kinder, und auch ihre Eltern oder Katzen, werden stundenlang Spaß mit dem kleinen Roboter haben, doch dazu später mehr.

Lieferumfang

Einrichtung und Installation

Der kleine Roboter befindet sich in einem großen Karton mit umfangreichem Zubehör und viel Papierkram, den ihr ohne Probleme außer Acht lassen könnt. Vor der Inbetriebnahme solltet ihr den Roboter zunächst aufladen, dazu stellt ihr ihn auf das Ladepad und verbindet dieses mit einer Stromquelle. Für den ersten Start benötigt ihr dann die App, diese gibt es für Android oder iOS.

Die App ist gut strukturiert und übersichtlich, sie führt euch souverän Schritt für Schritt durch den Set-up-Prozess. Deshalb kann das Lesen der Anleitung tatsächlich entfallen. Nach einigen Minuten ist alles verbunden, dabei verbindet sich der Cozmo mit eurem WLAN – ein praktischer Vorteil, denn so entfällt die Reichweitenbeschränkung durch Bluetooth. Außerdem hat der Roboter so auch Zugang zum Internet und versorgt sich selbst mit Updates. Die Installation von Updates dauert leider relativ lange. Ich würde empfehlen, die Ersteinrichtung alleine vorzunehmen, ansonsten prüft der Prozess unnötig die Nerven der Kinder und damit letztlich auch die der Eltern.

Ein erster Ausflug

Nach der Einrichtung erkundet der Cozmo seine Umgebung. Sofern er einen Menschen erkennt, spricht er diesen mit seinem Namen an. Dazu müssen zuerst aber die einzelnen Gesichter separat angelernt werden.

Zusätzlich befinden sich drei Würfel im Lieferumfang, mit denen der Cozmo unterschiedliche Aktionen durchführen kann. Erkennt er die Würfel, reagiert er ebenfalls durch Töne – der Roboter fährt dann auf die Würfel zu und nimmt sie mit seinem Greifarm auf.

Der Roboter kann sowohl auf kleinen Flächen wie einem Tisch oder auf glatten Böden eingesetzt werden. Dank Hinderniserkennung kann er andere Gegenstände umgehen und schafft es ebenfalls, nicht vom Tisch zu rollen. Das gilt mitunter nicht für die Würfel – auf kleineren Flächen kann es schon passieren, dass einer der sehr leichten Würfel mal zu Boden geht.

Sofern der Roboter nicht direkt über die App bedient wird, entwickelt er überraschend viel Eigenleben. Er kurvt in der Gegend herum, sucht, spielt mit seinen Würfeln und gibt auch immer wieder Töne von sich. Während die gummierten Raupenketten sehr leise sind, ist es der kleine Cozmo selbst nicht. Natürlich zieht der Roboter so auch Aufmerksamkeit auf sich – sei es von Menschen oder auch von Tieren wie Katzen oder Hunde.

Katzen und der Cozmo

Stichwort Katzen – ich wohne in einem Haushalt mit drei kleinen Stubentigern. Ich hatte beim Test große Angst um meinen Cozmo, am Ende war diese aber unbegründet. Der Cozmo selbst zieht die Tiere durch das Leuchten und die Tonausgabe magisch an.

Zum Glück ist der Roboter ziemlich stabil, so macht ihm die eine oder andere Attacke nichts aus. Nach den ersten Minuten großer Aufregung wurde das neue Familienmitglied, zumindest von meinen Katzen, auch akzeptiert. Am Ende wurde der Cozmo sogar Teil einer kleinen Spielgemeinschaft – und drei Katzen und ein Cozmo bespielten drei Würfel auf dem Boden.

Kinder und der Cozmo

Der Umgang zwischen Menschen und Robotern kann seine Probleme mit sich bringen. Berührungsprobleme gibt es mit dem Cozmo aber keine – weder bei Menschen an sich noch bei Kindern. Dazu ist der Cozmo viel zu niedlich. Durch seine integrierten Emotionen und die lustigen Gesichtsanimationen auf dem Display erweckt der Roboter einen sympathischen Eindruck.

Im Test mit Kindern wurde der Cozmo sofort als niedliches neues Spielzeug in den regulären Ablauf integriert. Durch eine hohe Autonomie eignet sich das Gerät auch wunderbar, um es „einfach passiv mitlaufen zu lassen“.

Erweiterte Funktionen und Updates

Dennoch ist der Roboter natürlich nicht nur als kleiner digitaler Begleiter gedacht. Das System lebt vor allem durch die integrierten Spiele. Zu Beginn beherrscht der Roboter nur wenige dieser Spiele, durch regelmäßige Interaktion gibt es aber sogenannte „Sparks“. Dieser Mechanismus soll Kinder dazu animieren, sich häufiger und vor allem auch regelmäßig mit dem Roboter zu beschäftigen, mit Sparks können dann neue Spiele „gekauft“ werden. Anki war nach der Veröffentlichung sehr umtriebig, mittlerweile gibt es ein enormes Angebot an zusätzlichen Inhalten.

Der Cozmo besitzt auch einen Modus in dem er direkt gesteuert werden kann. Dazu wird das Bild der integrierten Kamera auf das Smartphone übertragen. Die integrierte Kamera liefert leider sehr schlechte Ergebnisse – die Auflösung ist niedrig und lichtschwach. Stichwort Smartphone: Ohne Smartphone und WLAN geht nichts. Damit kann der kleine Roboter wirklich sinnvoll nur in den eigenen vier Wänden eingesetzt werden, zusätzlich benötigen Kinder ihr eigenes Smartphone oder müssen sich das Gerät der Eltern ausborgen. Damit ist das System am Ende von sehr vielen Komponenten abhängig.

Ein wichtiges Detail zum Schluss. Ich beschrieb die Freischaltung neuer Skills zuvor als „kaufen“, das trifft aber nur insofern zu, da diese mit den Sparks bezahlt werden. Echtgeld-Transaktionen sind nicht möglich, das ist wirklich vorbildlich im Umgang mit Kindern.

Programmieren lernen mit dem Cozmo

Besonders interessant sind die sogenannten Scratch Blocks – mit dieser einfachen Programmiersprache lernen Kinder programmieren und können ihrem Spielzeug so neue Funktionen beibringen. Wie läuft dies im Detail ab? Es handelt sich im Wesentlichen um die visuelle Anordnung simpler Operationen. Natürlich ist Blocks keine „echte Programmiersprache“, Kinder können damit nur ihren Cozmo programmieren (und nicht den nächsten Betriebssystem-Hit), dennoch werden grundlegende Programmierfertigkeiten früh vermittelt. Kinder lernen dadurch, wie gewisse Syntax funktioniert und werden auch zum logischen, prozeduralen Denken animiert.

Am Ende ist die Funktion ziemlich limitiert – der Hersteller versucht hier die schwierige Schere zwischen Einfachheit, und damit Zugänglichkeit für Kinder, und Komplexität zu lösen. Prinzipiell gibt es fünf verschiedene Blocks: Bewegung, Manipulation, Animation, Gesichtserkennung und Objekterkennung. Diese Blocks können beliebig hintereinander angeordnet werden, dadurch ergibt sich eine Art Rezept – es erinnert ein wenig an den Aufbau von einfachen If this then that Rezepten. Kinder lernen so, komplexe Abläufe in einfache, abzuarbeitende Schritte zu zerlegen – eine wichtige Fähigkeit beim Programmieren – mehr am Ende jedoch nicht.

So sind die Blocks eher eine Möglichkeit, sich länger mit dem Roboter zu beschäftigen, letztendlich vermittelt das Lab aber nur sehr grundlegende logische Kenntnisse. Eine große Konkurrenz stellt der eigene, mittlerweile sehr umfangreiche, Store dar. Der Nutzer, egal ob Kind oder nicht, wird dadurch sehr dazu verleitet, fertige Funktionen herunterzuladen, statt neue selbst zu entwickeln. Das Hauptproblem beschreibt Anki in dem oben gezeigten Demovideo ebenso: „All it takes is imagination“ – Alles was ihr braucht, ist diese eine Idee. Wenn es an einer eigenen Idee zur Umsetzung einer Funktion mangelt, wird das Code Labor erst recht nie zum Einsatz kommen. Warum ein Problem ausdenken und anschließend lösen, wenn es so viele schöne Spiele gibt? Gemeinsam mit einem Erwachsenen können Kinder in meinem Test dann aber doch dazu animiert werden, sich die Funktion näher anzusehen. Gerade das Vermitteln von neuen Inhalten klappt so ohnedies deutlich besser – so kann die Motivation von Kindern bei Rückschlägen, die es zweifelsohne auch gibt, aufrecht erhalten werden.

Preis und Verfügbarkeit

Leider wird die Limited Edition aktuell noch nicht bei Amazon angeboten, die normale Variante kommt auf ungefähr 160 Euro. Da auch diese Version von den kostenlosen Updates profitiert und angesichts des großen Funktionsumfang ist das ein guter Preis.

Am heutigen Black Friday ist der kleine Roboter bei Amazon im Angebot – er wird für 119 Euro angeboten. Für den Preis ein wirklich interessantes Weihnachtsgeschenk für die Kinder oder ,… sich selbst!

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Über den Autor

Ehemalige BASIC thinking Autoren

Dieses Posting wurde von einem Blogger geschrieben, der nicht mehr für BASIC thinking aktiv ist.