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Bentley Continental GT Fahrbericht – der Letzte seiner Art?

geschrieben von Mark Kreuzer

Wer sich für Autos interessiert, dem ist der britische Automobilhersteller Bentley sicherlich ein Begriff. 2019 ist ein besonderes Jahr für Bentley, denn in diesem Jahr wird das 100-jährige Bestehen der Marke gefeiert. Damit ist Bentley eindeutig ein Traditionsunternehmen. Das komplette Design, die Entwicklung und Endmontage von Hand findet komplett in England statt. Nach Bugatti ist Bentley der Autohersteller mit den wenigsten Roboter in der Fertigung.

Wir haben die Gelegenheit bekommen, für vier Tage den Bentley Continental GT zu testen. Das aktuelle Modell ist die dritte Generation des Continental GT und laut Bentley die Definition des luxuriösen Grand Tourers.
Echte GT-Fahrzeuge sind heutzutage selten, deswegen gehen wir der Frage nach, ob der Continental den Zusatz GT zu recht trägt.

Bentley Continental GT Exterieur – Eine Skulptur auf Rädern

Mir fällt beim besten Willen kein anderes Auto mit einem ähnlich großen und massiv wirkenden Kühlergrill ein, wie der des New Continental GT. Der Effekt wird durch die verchromte Drahtgeflecht-Abdeckung noch mal verstärkt. Die Wurzeln des Drahtgitter-Kühlers liegen in den Rennsport-fokussierten Anfängen des Unternehmens. Besonders gut gelungen in dem Zusammenhang ist die Integration der modernen Sensoren-Technik in der Front. Alle Sensoren verschwinden nahezu unsichtbar im Kühlergrill. Lediglich die Thermokamera bekommt eine kleine viereckige Öffnung, die man aber kaum bemerkt.

Je mehr Zeit man hat, um den Bentley ausgiebig zu betrachte, desto mehr Details fallen einem auf. Da wären zum Beispiel die LED-Matrix-Scheinwerfer. Die Gehäuse der Scheinwerfer sind für sich allein schon ein Kunstwerk. Sie wurden durch den Kristallschliff inspiriert, den man zum Beispiel von teuren Whiskey-Kristallgläsern her kennt. Durch die vielen Kanten wirken Sie immer anders und funkeln wie Diamanten, je nach Sonneneinstrahlung.

Auch die ovalen Rückleuchten haben diesen geschliffenen Kristall-Effekt und geben dem Exterieur dadurch noch mehr Tiefe. Damit haben die Scheinwerfer auch tagsüber eine Eigenschaft, was ja eher selten ist.

Der ursprünglichen Formsprache des Continental GT ist auch das neuste Modell treu geblieben. Die Vorderräder wurden jetzt um 135 mm nach vorne gesetzt, dadurch wirkt der New Continental GT im Profil länger und tiefer als seine Vorgänger. Die so genannte „power line“ verläuft weiterhin von den Frontscheinwerfern hin zum Heck.

Um die Karosserie mit diesen komplexen und teilweise auch scharfen Konturen im seitlichen Profil überhaupt bauen zu können, hat man bei Bentley ein Fertigungsverfahren gewählt, dass ursprünglich entwickelt wurde, um die komplizierteren Formen von Kampfflugzeugen zu fertigen. Die so genannte „Super Formed Technology“ funktioniert ähnlich, wie man es aus der thermoplastischen Verformung von Kunststoffen her kennt.

Das Aluminiumblech wird kontrolliert auf eine Temperatur von fast 500°C erhitzt. Dadurch wird das Blech verformbar und kann in der Maschine mittels Gasdrucks bzw. Vakuum an eine Form angepresst / angesaugt werden. Diese Technik ist nicht neu im Automobilbau, wurde aber in der Vergangenheit meist nur für Radkästen eingesetzt. Laut Bentley ist der Continental GT der erste Serienwagen, dessen komplette Seiten mit diesem Verfahren hergestellt werden.

Das Ergebnis diesen hohen Fertigungsaufwands ist ein in meinen Augen wunderschönes Auto. Der Wagen erscheint, wenn man vor ihm steht, eher wie eine Skulptur als ein Auto. Das führt dazu, dass auch viele Passanten, die an dem geparkten Bentley vorbeigehen, sich einiges an Zeit nehmen, um den Wagen zu betrachten.

Egal aus welchem Blickwinkel man den Wagen anschaut, die Blicke verlieren sich immer wieder in den Linien und entdecken ein neues Detail.

Die volle Wirkung entfaltet der Wagen erst in der Realität, denn es ist sehr schwer, die Außenwirkung des Wagens in Fotos in einzufangen. Letztlich ist auch das wieder eine Gemeinsamkeit mit Kunstwerken, diese wirken in echt in einem Museum auch meist anders als nur auf Bildern.

Bentley Continental GT Interieur -Referenz in Punkto Detailverliebtheit

Einen Eindruck, wie aufwendig die Produktion des Continental GT wirklich ist, bekommt man schon beim Blick von außen ins Wageninnere. Man sieht viel Chrom, sehr viel edles Holz und noch viel mehr Leder.

Besonders auffällig ist die Verarbeitung des Leders. Das gesteppte „Diamant in Diamanten“-Muster ist eine Kombination aus Stickerei und Stepperei. Aus einem Meer aus Leder erheben sich die Diamanten, die eine unglaubliche weiche Haptik haben. Falls ihr euch fragt, was Lederverarbeitung mit einem Technikblog zu tun hat, die Frage lässt sich schnell beantworten.

Die Entwicklungszeit der Maschine, die diese Verarbeitung überhaupt in einer optimalen Balance aus Geschwindigkeit und Genauigkeit hinbekommt, betrug 18 Monate. In dieser Zeit wurde immer die wieder Parameter der verschiedenen Flächen angepasst, bis das Gesamtergebnis passt. Jeder Diamant besteht aus 712 Stichen und ist eins der vielen Beispiele für die Detailverliebtheit, die man sehen und fühlen kann.

Fühlen ist ein prima Stichwort. Sobald man im Inneren Platz nimmt, fühlt man immer wieder die Qualität und Detailverliebtheit. Zum Beispiel die Orgelregisterförmigen Hebel, mit denen man die Luftzufuhr der Klimaanlage reguliert. Auch diese haben einen diamantförmigen Schliff, bzw. fühlen sich so an, als ob diese einfach aus dem Vollmaterial mittels CNC gefräst wurden.

Das Gleiche gilt auch für die Ränder der runden Lüftungsöffnungen. Diese haben auch ein gefräst wirkendes Muster. Zusätzlich hat man auch noch bei diversen Elementen ein Bronze-Inlay mit integriert, wie ihr auf dem Foto auch gut bei der Lüftung und der Uhr erkennen könnt.

Nicht nur die Elemente, die im direkten Sichtbereich liegen, haben dieses hohe Maß an Detailverliebtheit. Selbst die Hebel für Blinker und Scheibenwischer weisen diese hohe Fertigungsqualität auf. Bei genauer Betrachtung ergibt das durchaus Sinn, denn auch diese Bedienelemente werden oft genutzt und das Besondere an der Haptik des Bentleys erlebt man so auch bei den sonst eher monotonen und alltäglichen Momenten des Autofahrens.

Bentley Multimedia – Spagat zwischen Moderne und Klassik

Kommen wir zu einem der für mich größten Highlights des Continental GT: Das Multimedia-System.
Vielleicht ist euch weiter oben ja bei dem Eingangsbild zum Interieur aufgefallen, dass da, wo man üblicherweise den Bildschirm eines MMI-Systems erwartet, drei analoge Anzeigen zu sehen sind.

Das liegt daran, dass der Wagen das Bentley-Rotating-Display verbaut hat. Dieses drehbare System, das zum ersten Mal in einem Bentley verbaut wurde, bietet insgesamt drei verschiedene Flächen.

Wenn der Wagen ausgeschaltet ist, sieht man nur die Holzvertäfelung. Schaltet man den Wagen an, rotiert die Fläche und bringt das 12,3‘‘ große Display in die Mittelkonsole. Dort habt ihr all die Möglichkeiten, die man von einem modernen System erwartet. Neben Navigation, Telefon und Medien gibt es auch die MyBentley-Apps, die ich aber leider aufgrund der Kürze der Testdauer nicht testen konnte.

Unter dem Display sind die Tasten für die verschiedene Haupt-Funktionen des MMI zu finden. Ganz links gibt es eine Taste mit der Aufschrift Screen. Wird diese gedrückt, rotiert das Element ein weiteres Mal und die besagten drei analogen Anzeigen für Temperatur, Kompass und ein Chronometer kommen zum Vorschein.
Eine bessere Kombination von Digital zu Analog habe ich bisher in noch keinem anderen Auto gesehen. Normalerweise bin ich ja kein Fan von analogen Anzeigen. Aber das Rotating-Display schafft es, das Gefühl im Innenraum des Wagens komplett zu verändern. Mittlerweile bieten alle modernen Wagen die Möglichkeit, das Display des MMI-Displays auszuschalten. Ich nutze diese Funktion nie, da sie mir irgendwie witzlos erscheint.

Das Drehen des Displays erzeugt aber eine komplett neue Innenwelt. Es existiert halt eine Anzeige auf der Mittelkonsole. Ich gebe zu: im Alltag sind die drei angezeigten Parameter vielleicht nicht wichtig, aber der Wagen hat dadurch eine Lebendigkeit, die ein ausgeschaltetes Display niemals erreichen kann.

Einen kleinen Kritikpunkt habe ich dann aber doch bei den analogen Anzeigen. Ich persönlich hätte auf die zwei kleinen Digitalanzeigen bei der Temperatur-Anzeige und dem Chronometer verzichtet. Man gewöhnt sich zwar dran, aber dadurch wird der Effekt von Digital zu Analog auf subtile Art und Weise ein klein wenig geschmälert.

Das Tachometer ist komplett digital. Über das Lenkrad lassen sich die Hauptfunktionen des MMI steuern. Das funktioniert so gut, dass man auf längeren Strecken das Hauptdisplay wegklappt und sich so insgesamt mehr auf die eigentliche Autofahrt konzentriert.

In dem Zusammenhang möchte ich auch noch die farbige LED-Ambient-Beleuchtung erwähnen, die im Dunkeln für ein angenehmes Stimmungslicht gesorgt hat. Wobei viele der Farben dann doch ein wenig knallig waren für ein so kultiviertes Auto. Aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden und so ist sicherlich für jeden eine passende Einstellung dabei.

Der Spagat zwischen Moderne und Tradition ist insgesamt sehr gut gelungen. Das ganze System ist sehr intuitiv zu bedienen. Auch wenn mir keine Zahlen zu dem Durchschnittsalter von Bentley-Kunden vorliegen, vermute ich, dass dieses doch recht deutlich über dem meiner Anfang/Mitte 30 Jahre liegt. Daher verwundert es auch nicht weiter, dass der Bentley Continental GT noch viele Funktionen als physische Taste besitzt.
Ich persönliche glaube, dass man wahrscheinlich auf viele Tasten zugunsten von noch mehr Holz und ununterbrochenen Flächen hätte verzichten können. Aber das ist nunmehr meine subjektive Ansicht der Dinge.

Bentley Naim Soundsystem – Klang aus einer anderen Welt

Das standardmäßige im Bentley verbaute System hat 650W mit 10-Lautsprechern und einem 11-Kanal-Verstärker. Ein Level besser ist das System von Bang & Olufsen, welches zum ersten Mal in einem Bentley zum Einsatz kommt, mit 1500 Watt 16-Lautsprechern und einem 16-Kanal Verstärker.

Als Top-System gibt es das des englischen Herstellers Naim, von dem ich noch nie zuvor gehört habe -no pun intended-.

Das Systen hat 2200 Watt Leistung, die über 18 Lautsprecher an euer Ohr verteilt werden können. Zusätzlich hat das System noch zwei aktive Basslautsprecher, die in den beiden vorderen Sitzen verbaut wurden.
Bevor wir überhaupt über den Klang der Anlage reden, sollte noch erwähnt werden, dass die Front- und Seitenscheiben des Continental GT über eine akustische Laminat-Schicht verfügen, die eine Reduzierung der Außengeräusche um 9 dB ermöglicht.

Da die Dezibel-Einheit zur Messung des Schallpegels (aka Lautsärke) in einem logarithmischen Maß stattfindet, können wir damit meist wenig anfangen. Zur Messung der Lautstärke ist das korrekt, aber für den Menschen ist eine logarithmische Skala oftmals schwer zu deuten.

Eine Reduzierung um 9 dB entsprechen gefühlt ungefähr einer Halbierung der Lautstärke. Mit anderen Worten: In alten Continental GT-Modellen haben Fahrgeräusche doppelt so laut im Innenraum geklungen wie im neuen. Wobei ich vermute, dass die Dämmung selbst in den alten Modellen schon gut gewesen sein wird. Falls ihr euch ein wenig mehr für das Thema Lautstärke und die dB-Skala interessiert, sei euch der Artikel des Akustikers Carsten Ruhe -btw. sehr passender Name- ans Herz gelegt.

Ich würde mich nun wahrlich nicht als besonders audiophil bezeichnen, deswegen kann ich auch nur subjektiv meine Eindrücke des Bentley-Naim-Systems wiedergeben. Die Überschrift zu diesem Kapitel legt ja schon nah, dass der Klang für mich aus einer anderen Welt zu kommen scheint.

Ich habe in meinen Jahren ja schon einige Autos gefahren, darunter viele mit wirklich großartigen Soundsystemen. Aber der im Bentley erlebte Sound hat sich für lange Zeit in meine Ohren gebrannt. Ich denke, es versteht sich von selbst, dass ich damit nicht die Lautstärke des Systems meine. Von den Fähigkeiten ist diese so hoch, dass ich mich nicht einmal getraut habe, die Anlage voll aufzudrehen. Nicht, weil der Klang bei der hohen Lautstärke leidet, sondern eher meine Ohren. Eine Abriegelung der Maximallautstärke scheint nicht zu existieren. Mehr als 3/4 der maximalen Lautstärke habe ich nie eingestellt.

Egal, ob leise oder laut, man hört die Musik nicht nur, sondern man spürt sie auf den vorderen Sitzen über die verbauten aktiven Basslautsprecher auch. Am Anfang ist der Effekt so neu, dass man beim Einsetzen der Vibration überrascht ist. Man gewöhnt sich aber recht schnell daran. Wer will, kann die Boxen aber auch runterregeln.

Regeln ist auch ein gutes Stichwort. Neben dem Einstellen der einzelnen Tonhöhen, wie man es von den meisten Audio-Systemen kennt, besitzt das Naim-System auch acht verschiedene Soundmodi. Diese Modi sind: Naim Fahrer, Naim front, Naim all, Naim rear, Classic, Digital media, Spoken Word and Enhanced. Jeder Modus ändert den Klang entsprechend der Bezeichnung ein wenig an und optimiert ihn auf die jeweilige Situation. Für einen Audio-Laien wie mich eindeutig eine riesige Hilfe, weil man so mit einem Touch einen passenden Klang für alle im Auto einstellen kann.

Egal, welche Art von Musik und egal, in welcher Lautstärke ich die Musik auch gehört habe: Der Klang des Bentley-Naim-Systems war immer großartig und hat dadurch den jeweils gewünschten Effekt der Musik verstärkt, wie ich es selten in einem Auto erlebt habe.

Definition GT – Gran Turismo

Sicher kennt ihr das Kürzel GT hinter dem Modellnamen eines Autos. Es steht für Gran Turismo (italienisch), englisch Grand Touring, französisch Grand Tourisme, egal welcher Sprache ihr den Vorzug gebt, es bedeutet übersetzt immer frei so viel wie „große Fahrt“. Damit beschreibt es auch den Verwendungszweck der ursprünglichen GT-Fahrzeuge. Es waren komfortable und gut motorisierte (Sport-)Wagen, die für die lange Strecke geeignet sind.

In den vergangenen Jahren wurde der Begriff GT teilweise etwas inflationär gebraucht. Wenn ich jemandem einen GT erklären müsste, wäre der Bentley für mich definitiv eins der Beispiele, die ich für diese Fahrzeugklasse nennen würde. Alles bis hierhin hat sich in den Artikel um den Bereich des Aussehens und des Komforts gedreht. Aber, wie gerade beschrieben, gehört neben dem Komfort auch die Motorisierung und die Langstreckentauglichkeit zu den Merkmalen eines GT-Fahrzeugs. Ob der Continental diese auch erfüllt, darauf gehe ich jetzt im Folgenden ein.

Motorisierung Bentley Continental GT – W12

Eigentlich könnten wir die Frage, ob die Motorisierung des Continental GT auch die Kriterien eines GT-Fahrzeugs erfüllt, mit nur wenigen Stichpunkten klären:

  • 6.0 Liter W12 Motor mit 635PS und 900 Nm Drehmoment
  • Von 0-100 km/h braucht er 3,7 s
  • Maximale Höchstgeschwindigkeit liegt bei 333 km/h
  • 8-Gang Doppelkupplungsgetriebe

Noch Fragen? Nein?! Dann kommen wir wohl zum nächsten Punkt.

Machen wir uns nichts vor — wenn man die Leistungsdaten so liest, klingt das schon beeindruckend. Vor allem, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass wir es mit einem viersitzigen Luxusauto mit einem Gewicht von 2.288 kg zu tun haben.

Exkurs: Was ist besser – V12 oder V8?

Um ehrlich zu sein, habe ich nicht sehr viel Erfahrung mit 12-Zylinder-Autos. Das liegt ein wenig daran, dass ich von klein auf damit erzogen wurde, dass V8 die „schöneren“ Maschinen sind. Über die Frage, was besser ist, gibt es im Internet sehr heftige Auseinandersetzungen. Hauptstreitpunkte sind oftmals Gewicht vs Leistung: Ein V8 ist leichter, dafür ist der V12 leistungsfähiger; und was den Klang: angeht, sagt man, dass V8 einen etwas kernigeren Sound haben, während V12 einen eher technischen Klang besitzen.

Den Continental GT gibt es auch in einer V8-Version. Letztlich kann so jeder Kunde sich für das entscheiden, was ihm besser gefällt.

Zu einem richtigen Autotest würde an dieser Stelle wahrscheinlich so etwas wie Verbrauch gehören. Aber seien wir mal ehrlich, die Kunden eines solchen Wagens interessieren sich wahrscheinlich eher weniger dafür, wie hoch der Verbrauch auf hundert gefahren Kilometer ist. Der hängt sowieso sehr stark von der Laune und der damit einhergehenden Fahrweise ab.

Die an diesem Punkt viel wichtigere Frage dürfte die des Tankvolumens sein. Das ist mit 90 Litern mehr als genug, um auch bei sportlicher Fahrweise tatsächlich Strecke zu erfahren und nicht alle 250 Kilometer an der Tankstelle eine Pause machen zu müssen.

Fahrbericht Bentley Continental GT

Die Beschreibung des Fahrgefühls fällt mir tatsächlich fast schon ein wenig schwer. Denn zum einen sind vier Tage wenig Zeit, verglichen mit der Zeit, die ich sonst habe, um einen Wagen wirklich sehr gut kennenzulernen. Zum anderen ist Fahrgefühl ja ein subjektives Gefühl, dass von vielen Faktoren abhängt.

Wenn wir versuchen, uns der Frage technisch zu nähern, dann darf das 48V Bordnetz nicht unerwähnt bleiben, dass in Verbindung mit der Dreikammer-Luftfederung in der Lage ist, die Federung je nach Modus zwischen absolutem Komfort hin zu einem sportlichen Ansprechen einzustellen.

Für so ein schweres Auto fährt sich der Continental GT erstaunlich agil und leicht. Das Assistenzpaket an Bord bietet, wenn gewünscht, eine teilautonome Unterstützung.

Das Autofahren im Bentley hat mir Spaß gemacht. Besonders längere Strecken auf der Autobahn waren ein Vergnügen. Das entspannte Cruisen ist die Pflicht und Kür, die der Continental GT perfekt beherrscht. Wobei entspanntes Cruisen bei freigegebener Autobahn auch auf längeren Passagen eine lockere Reisegeschwindigkeit von 180 km/h bedeuten kann, aber nicht muss.

Geschwindigkeit ist überhaupt ein gutes Thema. Egal, in welcher Situation man auf das Gaspedal drückt, es ist immer Leistung vorhanden. Wenn man auf die Motordaten oben schaut, erwartet man ja eigentlich brachiale Beschleunigung und in den Sitz gepresst zu werden. Tatsächlich hatte ich nie das Gefühl, dass der Bentley so brutal ist. Vielleicht liegt dies daran, dass die Sitze so bequem ist und man dank der guten Schallisolierung gar nicht mitbekommt, wie schnell man beschleunigt. Wahrscheinlicher ist aber, dass der Continental GT zu kultiviert ist.

Kultiviert und schnell ist natürlich kein Widerspruch. Mit einer Serien-Höchstgeschwindigkeit von 333 km/h ist man auf der Autobahn schnell allein. So eilig, dass dieser Topspeed oft ausgefahren wird, hat es der typische Bentley-Fahrer wahrscheinlich eher selten. Aber das Wissen um die Reserve und das Gefühl, wie der Wagen auch bei Geschwindigkeiten über 200 km/h auch noch das Gas annimmt und unbeirrt nach vorne schiebt, ist schon was Besonderes.

Nicht nur auf der Autobahn brilliert der Continental GT, sondern macht auch auf der Landstraße eine gute Figur. Aber spätestens hier fehlen mir dann doch ein wenig die gefahrenen Kilometer, um das Fahrgefühl ausführlich zu beschreiben.

Trägt der Continental GT jetzt nun die Bezeichnung GT zurecht?

In vier Tagen habe ich keine wirklich große Tour machen können. Ich war zu sehr damit beschäftigt, zwei Fotoshootings zu organisieren und dann war das Wochenende auch schon rum, an dem ich den Wagen hatte.
Daher fällt mit die Antwort auf die Frage ein wenig schwer, ob der Continental den Zusatz GT zu Recht trägt.

Jede Faser in meinem Körper schreit auf die obige Frage: JA!!!

Der Bentley erfüllt in meinen Augen alle Anforderungen, die man an ein GT-Fahrzeug nur stellen kann.
Über eine Sache habe ich bis jetzt noch nicht gesprochen und das ist der Preis. Der von mir getestete Wagen kostet 223.395 €. Natürlich ist das ein stolzer Preis, aber für die Zielgruppe des Wagens wird der Preis nicht das ausschlaggebende Argument sein und deswegen werde ich mich jetzt auch nicht weiter dazu auslassen, außer meiner persönlichen Anmerkung, dass mir der Bentley bei all dem, was man geboten bekommt, nicht zu teuer erscheint.

Die Marke Bentley übt auf mich schon lange eine Faszination aus und ich bin durchaus in der glücklichen Lage zu sagen, dass ich dank meines Vaters auch schon einige Erfahrungen mit verschiedenen Fahrzeugen der Marke gesammelt habe.

Da ich beruflich viel Auto fahre, träume ich nicht wie so viele von Sportwagen oder Hypercars, sondern mein Herz schlägt für Limousinen und GTs.

Der Continental GT trägt in meinen Augen die Bezeichnung voll und ganz zurecht und ist für mich die Referenz, gegen die alle anderen Fahrzeuge dieser Klasse antreten müssen, die auch ein GT sein wollen.

Fotos: Jonas Speck

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Mark Kreuzer