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Elektroautos Vergleich (Audi, Jaguar, Mercedes, Porsche, Tesla) – mein Kommentar

geschrieben von Mark Kreuzer

Wenn Autos verglichen werden, kochen schnell die Emotionen hoch; das gilt insbesondere bei Elektroautos. In den letzten Wochen hatte ich die Möglichkeit, die verschiedenen reinelektrischen Hoffnungsträger der Autohersteller zu testen. In diesem Artikel möchte ich nun meine Erfahrungen mit den verschiedenen Wagen zusammenstellen und darauf eingehen, wo vor allem die spezifischen Stärken und vielleicht auch Schwächen der Modelle liegen. In diesen Test geht um folgende Autos:

  • Audi e-Tron
  • Jaguar I-Pace
  • Mercedes EQC
  • Porsche Taycan Turbo
  • Tesla Model 3

Grundsätzlich ist keines dieser Autos schlecht, wenn ihr mich fragt. Ich bin aber auch grundsätzlich der Meinung, dass es heutzutage keine wirklich schlechten Autos mehr gibt. Nichtsdestotrotz werde ich auch einige Schwächen ansprechen. Die Autos sind in alphabetischer Rheinfolge aufgelistet. Am Ende des Artikels werde ich meine persönliche Reihenfolge aufstellen.

Audi e-Tron – der solide

Ein Blick von außen auf den e-tron zeigt sofort, dass es sich um einen Audi handelt. Das geschlossene Design des Kühlergrills finde ich sehr gelungen und der Wagen wirkt direkt deutlich futuristischer, wenn zusätzlich auch die Virtual Side Mirrors mitbestellt wurden.

Über Sinn und Unsinn von elektrischen SUV können wir lange streiten, ohne wirklich ein Ergebnis zu erreichen. Was mich bei der Wagenform des e-tron am meisten stört, ist, dass er vom Design her auch ohne Weiteres ein Verbrenner-Modell sein könnte. Die Elektromobilität bietet die Möglichkeit, neue Designs auszuprobieren und ich persönlich finde es langweilig, wenn ein Elektroauto genau so aussieht wie jeder x-beliebige Verbrenner des jeweiligen Herstellers.

Das Infotainmentsystem MMI bietet keine Überraschungen und arbeitet mehr oder weniger genauso gut/schlecht wie in allen Audis. Grundsätzlich bin ich ein Freund von Autos, die konsequent auf digitale Anzeigen setzen, aber dass der Homescreen von Audi nur die Menüpunkte ohne „Widget“ Funktion anzeigt, finde ich gemessen an heutigen Maßstäben doch irgendwie schwach. Auch das zweite Display, welches die Klimaautomatik steuert, verschenkt Möglichkeiten. Es beherrscht außer Schnellauswahltaste auch die Möglichkeit, als Touchscreen zur Eingabe von Wörtern zu dienen, aber ganz ehrlich? Da ginge mehr in meinen Augen.

Die virtuellen Außenspiegel verhelfen dem Design des e-tron zu einem sehr futuristischen Look. Tatsächlich gewöhnt man sich gut an die neue Technik. Ich bin trotzdem ein wenig enttäuscht. Immer wenn etwas Analoges digitalisiert wird, sollte die Technik deutlich besser werden, bei den virtuellen Seitenspiegeln nicht der Fall ist, denn sie bieten kaum mehr Funktionen als ein gewöhnlicher Seitenspiegel. Ich hätte mir zum Beispiel auf der Autobahn einen echten Weitwinkel-Modus gewünscht, oder beim Parken das Einblenden der Fahrspur oder Ähnliches.

Elektroreichweite und Ladegeschwindigkeit sind akzeptabel. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass Autofahrer, die viel Langstrecke fahren, ohnehin einen Bogen um Elektroautos machen sollten.

Ein wenig schade fand ich es, dass der e-tron zwar 408 PS hat, aber ein wenig den Elektropunch vermissen lässt, welcher das Fahren in Elektroautos sonst immer zu einem besonderen Erlebnis macht. Für die Beschleunigung von 0-100 km/h benötigt er 5,7s, und damit ist er in dieser Disziplin das Schlusslicht in diesem Vergleich.

Ansonsten ist der e-tron ein weitestgehend typischer Audi. Die Assistenzsysteme im Audi sind auf einem hohen Level und an der Technik gibt es wenig auszusetzen, aber das heißt auch, er könnte mehr begeistern.

Jaguar I-Pace – der Frühstarter

Während die meisten „klassischen“/etablierten Autohersteller noch dabei waren, Elektroautos anzukündigen, war Jaguar schon einen ganzen Schritt weiter und hat 2018 mit dem I-Pace als erster einen echten ernstzunehmenden reinen Elektrowagen in einer höheren Klasse auf den Markt gebracht.

Das Design des I-Pace gefällt mir persönlich extrem gut. Der Wagen ist eine Kreuzung aus SUV und Limousine, welche durch den großen Radstand und das vorgezogene Cockpit im „Cab-Forward Design“ die Vorteile eines Elektroautos voll ausnutzt. Anders als bei den meisten Herstellern sieht man hier sofort, dass man beim dem I-Pace mit einem leeren Blatt Papier angefangen hat und sich nicht gefragt hat, was für Elemente man aus anderen Autos recyclen kann.

Die WLTP Reichweite von 480 km konnte ich im I-Pace genau so wenig erreichen, wie ich sie auch bei keinem anderen Hersteller je erreichen konnte. Tatsächlich halte ich die WLTP-Reichweitenangaben eher für einen Vergleichbarkeitsfaktor.

Schaut man heute auf den I-Pace bzw. sieht und vergleicht man ihn mit den anderen Autos, merkt man ihm den Vorsprung gerade im Infotainment-System an. Das In Control Touch Pro Duo hat mir persönlich immer gut gefallen. Gerade die Tatsache, dass man das zweite Display zu mehr als nur zur Klimaanlagensteuerung genutzt hat, finde ich klasse. Es erinnert mich ein wenig an ein PC-Setup mit mehreren Monitoren. Gerade auf längeren Fahrten finde ich es gut, die Navigation auf Vollbild zu haben und die Medien/Telefon auf dem zweiten Bildschirm benutzen zu können.

Bei der Vorstellung vom I-Pace wurde auch auf die Over-The-Air Update Fähigkeit des I-Pace hingewiesen. In den vergangenen zwei Jahren wurden tatsächlich schon verschiedene Updates eingespielt. So wurde das Batteriemanagement verbessert, was zu mehr Reichweite im Alltag führt oder zum Beispiel eine Spotify-Integration mit an Bord gebracht. Das ist grundsätzlich schon einmal löblich, aber die Geschwindigkeit, Konservativität und das Design von In-Control ist dann aus heutiger Sicht doch etwas in die Jahre gekommen. Aber Jaguar hat gerade angekündigt, dass die neuen I-Pace mit dem brandneuen PIVI Pro System kommen. Ich hatte bisher einen halben Tag Zeit, mir das PIVI Pro System im Land Rover Defender anzuschauen, und dort hat es schonmal einen hervorragenden ersten Eindruck hinterlassen.

Das Fahrerlebnis im I-Pace ist mir auch in Erinnerung geblieben, weil es für mich die fast perfekte Verkörperung des Wappentiers war. Wenn man den I-Pace fährt, drängt sich der Vergleich mit einer Raubkatze auf, welche nahezu lautlos durch den Dschungel streift. Der Vergleich gilt vorallem auch dann noch, wenn man auf das Gaspedal drückt und der I-Pace sofort einen Satz nach vorne macht und lossprintet.

 

Wieviel Spaß der I-Pace beim Fahren macht und wie sehr er ein Elektroauto ist, welches den Kerngedanken der Marke Jaguar aufgreift, ist mir bewusst geworden, als ich ihn zusammen zum Vergleich mit dem F-Type SVR hatte, welcher wohl den stärksten Kontrast zu einem Elektroauto darstellt, den man sich nur vorstellen kann. Wenn ihr etwas Zeit habt, kann ich euch den Artikel Vergleich Jaguar I-Pace VS F-Type SVR ( Elektro VS Benzin) nur empfehlen.

Obwohl der I-Pace das „älteste“ Modell in diesem Vergleich hier ist, spielt er in meinen Augen ganz weit vorne mit.

Mercedes EQC – viel besser als sein Ruf

Da wir bei Mobilegeeks kein klassisches Automobilmedium sind, dauert es manchmal etwas, bis wir unsere Hände an das Lenkrad eines neuen Wagens bekommen. Bei dem EQC war das so ein Fall. Als ich ihn endlich als Testwagen hatte, konnte man im Internet schon viel in den Medien zu dem EQC lesen. Tatsächlich war der Grundtenor, den ich so rausgelesen hatte, eher negativ. Nachdem ich den Wagen zwei Wochen lang getestet habe, kann ich nicht genau nachvollziehen, woran das gelegen hat.

Das Design vom EQC ist mir persönlich eigentlich, ähnlich wie beim e-tron, nicht progressiv genug. Absolut unverständlich ist für mich, warum man die durchgehende Led über den Kühlergrill nicht in das Tagfahrlicht mit integriert hat, denn damit hätte der Wagen einen unglaublichen Wiedererkennungswert erlangt.

Über Design lässt sich bekanntlich streiten. Mir persönlich ist das Design des EQC zu “normal”, und man sieht ihm nicht unbedingt direkt an, dass er ein Elektrowagen ist … aber man merkt schon, dass er irgendwie futuristischer als die anderen Mercedes-Modelle wirkt.

Das Interieur des Mercedes EQC ist über jeden Zweifel erhaben. Die Verarbeitungsqualität ist top, und die leichten Kupferakzente an der Lüftung sind für mich eine hervorragende Anlehnung an den elektrischen Antrieb des EQC.

Die Displaygröße des MBUX erscheint fast schon lachhaft klein, tut aber einen sehr guten Dienst. Besonders die Spracheingabe ist positiv zu erwähnen.

Man fühlt sich im Inneren des Mercedes sehr schnell wohl und zuhause; aber ich bin ehrlich gesagt froh, dass man bei Mercedes mit dem MBUX in der S-Klasse auch zeigt, dass man dabei ist, sich von den vielen Knöpfen im Inneren eines Autos zu verabschieden.

Beim Thema Wohlfühlen im Inneren muss auch unbedingt die hervorragende Ambientebeleuchtung erwähnt werden. Anders als bei allen anderen Herstellern wird nicht nur stumpf eine Farbe eingestellt, sondern es wird ein Programm an wechselnden, aufeinander abgestimmten Farben abgespielt. Für mich ein großes Plus an Komfort im Inneren.

Komfortabel ist auch die Fahrweise des EQC gewesen. Mit 408 PS hat er genauso viel Leistung wie der Audi, ist aber mit 5,1s von 0-100 km/h etwas schneller und hat sich auch insgesamt etwas spontaner angefühlt. Ein Sportwagen will der EQC natürlich nicht sein, sondern schaut wie die meisten SUV eher ein wenig mehr in Richtung Komfort.

Als Reichweite wird beim dem EQC nach WLTP 470 km angegeben, und ich nenne diesen Wert hier auch nur für die ungefähre Vergleichbarkeit mit den anderen Wagen.

 

 

Porsche Taycan Turbo – die neue Referenz für Elektroautos

Der Taycan Turbo ist der neuste und auch der teuerste Wagen in diesem Vergleichskommentar. Porsche sagt klar, dass es sich bei dem Taycan um einen Sportwagen handelt und dass damit ein Vergleich mit Tesla und den anderen Herstellern eigentlich hinfällig ist. In meinem sehr ausführlichen Porsche Taycan Turbo Testartikel gehe ich auf die meisten dieser Besonderheiten ein, in diesem Vergleich will ich nur ein paar Highlights benennen.

Ich habe schon oft geschrieben, dass man sich über Design streiten kann. Mir gefällt das Design des Taycan. Er sieht sportlich aus, ist kein SUV und nimmt die Porsche-Design Sprache sehr gut auf.

Gleiches gilt für das Interieur und das neue PCM-System im Taycan. Ich war erst ein wenig skeptisch, was das neue Bediensystem angeht, würde aber sagen, dass der Taycan die Kombination mit dem Mitteldisplay am besten hinbekommen hat. Dennoch finde ich es ein wenig schade, dass man sich nicht wie bei dem I-Pace zum Beispiel Medien darauf anzeigen kann.

Auch das optionale eigene Display für den Beifahrer ist eine witzige/nützliche Idee und ich bin gespannt, ob wir das System auch in anderen Porsche Modellen sehen werden.

Die größte Besonderheit hier in diesem Vergleichskommentar ist das 800 V Bordnetz des Taycan. Damit ist er das erste Serienfahrzeug, welches auf die höhere Spannung anstatt der sonst verbreiteten 400 Volt setzt. Die höhere Spannung ermöglicht es, höhere Dauerleistung, schnellere Ladevorgänge sowie gespartes Gewicht und Bauraum dank dünnerer Kabel zu ermöglichen.

Die im Taycan Turbo verbaute Performance Batterie Plus hat eine Gesamtkapazität von 93,4 kWh. Damit sollte er laut WLTP eine Reichweite von 470 km schaffen; aber ihr wisst ja bereits, was ich von dem WLTP Wert halte.

Das besondere an den 800V Spannung ist, dass der Taycan Ladegeschwindigkeiten erreicht, von denen alle anderen Elektroautos nicht einmal träumen können. Der Taycan kann im Peak mit bis zu 270kW laden. Damit reichen schon 5 Minuten Laden, um schon wieder 100 km mehr Reichweite zu erhalten. Unter idealen Bedingungen lädt der Taycan in 22 Minuten von 5 auf 80 Prozent.

In dem o.g. Artikel habe ich das ganze so zusammengefasst:

Grundsätzlich ist die Reichweite von der Fahrweise abhängig und es ist möglich, den Taycan Turbo sparsam zu fahren. Aus meiner Erfahrung kann ich aber sagen, dass man das nicht unbedingt machen muss. Anders als mit den meisten anderen Elektroautos bin ich mit dem Taycan Turbo auf längeren Autobahnfahrten eine zügige Reisegeschwindigkeit gefahren. Der dadurch höhere Verbrauch wird durch das schnelle Laden an einer Schnelladestation wieder kompensiert. Gefühlt reist man dadurch auf der Langstrecke zeitlich schneller als mit allen anderen von mir getesteten Elektroautos.

Der Taycan Turbo ist mit Abstand das sportlichste Elektroauto in diesem Test. Er ist auch der einzige Sportwagen, also ist dies keine wirkliche Überraschung. Porschetypisch hat man sich nicht einfach mit der Kraft der Elektromotoren zufriedengegeben, sondern verbaut auch als einziger Hersteller ein Zwei-Gang-Getriebe, um die Spreizung zwischen Sportlichkeit und Komfort noch besser hinzubekommen. Zusätzlich zieht man auch bei dem Fahrwerk alle möglichen Register.

Der von mir getestete Taycan Turbo kommt mit dem Porsche 4D-Chassis Control, adaptiver Luftfederung, dem Porsche Active Suspension Management (PASM), aktiver Warnstabilisierung, mittlerem Porsche Dynamic Chassis Control Sport (PDCC Sport) und als Sonderausstattung mit Hinterachslenkung.

Lange Rede kurzer Sinn, das Fahrverhalten des Taycan ist sowohl was Komfort und besonders was das Thema Sportlichkeit angeht eine Klasse für sich.

Die zwei Elektromotoren im Taycan Turbo haben im Overboost-Modus eine Leistung von 680 PS und katapultieren den Wagen in 3,2 Sekunden von 0-100 km/h. Dank des hervorragenden Fahrwerks lässt sich der Taycan aber nicht nur auf der Geraden schnell bewegen, sondern auch in Kurven. Tatsächlich liegt der Taycan Turbo dank des elektrotypischen tiefen Schwerpunktes und den technischen Helfern so gut, dass man tatsächlich anfängt, an den Gesetzen der Physik zu zweifeln.

So viel Technik lässt sich Porsche auch bezahlen. Das Basismodell des Taycan Turbo kostet bereits 152.136 €. Er ist damit mit Abstand das teuerste Auto, aber auch mit Abstand jenes Auto, welches den höchsten Fahrspaß bietet.

Tesla Model 3 – der Platzhirsch

Man kann von Tesla halten, was man will, aber ich finde, es ist außergewöhnlich, was Tesla erreicht hat. Tesla hat in meinen Augen das geschafft, was Apple bei den Smartphones geschafft hat. Das iPhone war nicht das erste Smartphone, aber es war das erste, welches cool war. Das gilt bei Apple bis heute, und der Vergleich zu Tesla ist in meinen Augen in vielen Bereichen zulässig, denn ähnlich, wie Apple technisch gesehen nicht die besten Smartphones heutzutage baut, baut auch Tesla nicht das technisch gesehen beste Auto.

Fangen wir kurz mit dem Design an. Sowohl Exterieur wie auch Interieur sind meiner Meinung nach absolut minimalistisch gehalten. Von außen wirkt das Model 3 ein wenig wie ein Allerweltsauto, von innen ein wenig wie ein Raumschiff. Es gibt im Inneren nur einen großen Touchscreen und nahezu keinerlei Knöpfe. Dies ist ein so radikaler Unterschied zu den Autos jedes anderen Herstellers, in denen man je gesessen hat, dass einen das Design des Interieur einfach nicht kaltlassen kann.

Ob ein radikales UI bei einem Infotainmentsystem automatisch auch ein gutes ist, darüber lässt sich jetzt streiten. Aber anders als bei den meisten anderen Herstellern ist so etwas wie Over-The-Air Update kein bloßes Lippenbekenntnis, sondern wird aktiv genutzt. Während meines Testzeitraums kann ich mich noch sehr gut daran erinnern, dass ich die Scheibenwischerautomatik in dem Model 3 furchtbar fand. Das war das erste Mal, dass mir so ein kleines Detail wie Scheibenwischerautomatik bei einem Testwagen aufgefallen ist. Normalerweise ist diese Technik heutzutage etabliert; klar, mal funktioniert sie besser, mal schlechter. So schlecht wie in dem Model 3 habe ich sie aber noch nie in einem Auto erlebt. Lange Rede kurzer Sinn: während meines Testzeitraums kam ein OTA-Update, das die ganze Logik der Scheibenwischautomatik verbesserte und zusätzlich noch Machine Learning und Big Data nutzt, um die Automatik kontinuierlich weiter zu verbessern. Und das ist nur eines der vielen Beispiele, wo Tesla das Auto verbessert, nachdem es bereits auf dem Markt ist.

Auch dass man auf dem großen Display Netflix, YouTube oder Spiele spielen kann erscheint im ersten Moment vielleicht nur begrenzt sinnvoll, aber auch nur so lange, bis ihr an einer Ladestation steht und während des Ladens mal eben schnell eine Folge Rick&Morty streamt. Auch ein Hollywood Blockbuster lässt sich im Tesla dank der sehr ordentlichen Soundanlage richtig gut anschauen. Auch diese Funktionen sind per OTA-Update nachgeliefert worden [Link]

Aber anders als die klassischen Autohersteller traut man sich bei Tesla auch im Bereich des Fahrens etwas, das man gut finden oder kritisch sehen kann; ich für meinen Teil finde es sehr gut.

Gerade im Bereich „Autopilot“ wurde Tesla viel und häufig kritisiert und ja es gab sogar schon Tote, aber das verkennt trotzdem die Signifikanz. Ein Auto mit Autopilot ist sicherer als eins ohne. Es ist lediglich ein Assistenzsystem, und kein autonomes System. Ich bin mir nicht sicher, ob es technisch das beste ist. Hier hätte meines Erachtens Audi mit seinen Lidar Sensoren noch einmal ein Wort mitzusprechen. Aber es ist auf jeden Fall das System, das mit Abstand am besten visualisiert, was es sieht, wahrnimmt und tut.

Es ist zwar nur ein kleiner Baustein, aber die Tatsache, dass Tesla eine stilisierte 3D-Ansicht der Straße und der anderen Verkehrsteilnehmer beim Fahren zeigt, gibt ein enormes Plus an Vertrauen. Auch dass das System zeigt, dass es in der Lage ist, zwischen PKW, Motorrad, SUV, Geländewagen und LKW zu unterscheiden und diese auch unterschiedlich darstellt, ist ein kleiner, aber enormer Faktor in der Vertrauensgleichung. Ich habe nie verstanden, warum andere Hersteller hier immer nur ein schlecht passendes Dummy-PKW Modell zeigen.

Es gibt so viele Details, die ich bei dem Tesla Model 3 großartig finde; die Tatsache, dass das Handy als Autoschlüssel absolut ausreicht, ist nur eines der vielen Beispiele. Ich meine: Keyless-Go funktioniert bei allen genannten Autos hier sehr gut, aber man braucht halt immer noch einen Schlüssel.

Das Fahrverhalten ist so, wie man es von amerikanischen Herstellern her kennt, gutmütig und komfortabel. Das Model 3 in der Perfomance Version ist mit zwei Motoren und 490 PS Leistung alles andere als langsam. Der Sprint von 0-100 km/h geschieht in 3,4 Sekunden. Das Model 3 hat zu jeden Zeitpunkt Leistung zu bieten und nutzt die Vorteile der Elektromotoren sehr gut aus.

Aber auch die Performance Variante des Model 3 ist weit davon entfernt, ein Sportwagen zu sein. Das Fehlen eines Luftfahrwerks lässt es halt nur sehr bedingt zu, ein Auto zu bauen, welches sowohl komfortabel wie auch sportlich ist, es müssen weitaus mehr Kompromisse eingegangen werden. Tatsächlich ist die Kombination von Leistung und Fahrwerk meiner Ansicht nach scharf an der Grenze dessen, was noch sinnvoll ist. Nicht umsonst heißt der Standardfahrmodus „Lässig“ gegenüber dem Modus „Sport“; im lässigen Alltag fühlt sich das Model 3 hingegen absolut wohl.

Nach WLTP soll das Model 3 Perfomance eine Reichweite von 530 km haben; auch hier gilt: das ist sehr stark von eurem Gasfuß abhängig. Das Model 3 kann trotz 400V Netz schon jetzt mit bis zu 200 kW laden und an speziellen – noch sehr seltenen – Tesla Stationen in Zukunft dann auch bis 250 kW.

Mit einem Preis von 61.480 € ist der Tesla das günstigste Auto in diesem Vergleich. Das ist in zweifacher Hinsicht bemerkenswert, da sich der Preis auf das Perfomance Model bezieht, welches nahezu voll ausgestattet ist. Features können, anders als bei anderen Herstellern, auch nachträglich nachgekauft werden. Das klappt tatsächlich sehr gut.

Fazit: Welches ist das beste Elektroauto?

Ich habe den Kommentar hier angefangen, weil ich oft gefragt werde, welches denn nun das beste Elektroauto sei. Ich gebe zu, man kann meiner Auswahl schon ein wenig anmerken, dass ich nur Autos der Mittel/Ober-Klasse betrachte, aber es gibt natürlich auch noch spannende Elektroautos darunter.

Persönlich glaube ich, dass Elektroautos erst einmal „cool“ werden müssen, bevor sie von der Masse der Kunden akzeptiert werden. Außerdem denke ich immer noch, dass Reichweite ein eher untergeordneter Faktor ist. Wer wie ich viel Langstrecke fährt, für den ist ein Elektroauto immer noch nicht die richtige Wahl.
Das Thema Reichweitenangst spielt meiner Ansicht nach bei keinem der hier aufgezählten Autos eine Rolle. Jeder Wagen zeigt euch recht präzise an, wie weit ihr noch kommt und wo ihr laden könnt. Auch bei der Routenplanung wird das mitberücksichtigt, wobei gerade hier haben eigentlich alle Hersteller noch Verbesserungsbedarf.

Ich habe alle hier beschriebenen Autos für mindestens zwei Wochen testen können – nur der Porsche war leider auf sieben Tage beschränkt. In dieser Zeit habe ich auch einiges an Strecke zurückgelegt.

Es fällt mir tatsächlich schwer, einen „Gewinner“ festzustellen, da je nach persönlicher Präferenz verschiedene Autos ihre ganz eigenen Vor- und Nachteile haben.

Ich versuche, meinen Gedankengang hier möglichst transparent dazulegen und wie schon gesagt, es handelt sich dabei nur um meine persönliche Meinung. Ich fände es auf jeden Fall spannend zu hören, wie eure Reihenfolge aussieht und warum.

Platz 5: Audi e-tron

Der Audi landet für mich klar auf den letzten Platz bei dieser Konkurrenz. Der Audi ist trotzdem ein solides Auto, aber es gab nichts, was mich an ihm begeistert hat.

Platz 4: Mercedes EQC

Der Kampf um den Platz drei war knapp. Er ist ein absolut solides Auto, das in meinen Augen zwar ein wenig Emotionen vermissen lässt, sich aber keine wirklichen Fehler leistet.

Platz 3: Jaguar I-Pace

Für mich ist der I-Pace vom Design her das coolste Auto. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich die Platzierung noch einmal ändert, wenn ich das neue Facelift mit neuerem Infotainmentsystem und dreiphasigen On-Board-Lader fahre.

Platz 2: Tesla Model 3

Der Kampf um Platz eins war noch knapper als der um den dritten. Ich habe kurz überlegt, ob sich Tesla und Porsche den ersten Platz teilen könnten, aber das wäre zu einfach und letztlich ein fauler Kompromiss. Ginge es nur nach Preis-/Leistung, dann wäre das Model 3 unangefochten und uneinholbar auf Platz eins. Ich finde viele Gründe, weshalb ich glaube, dass das Model 3 eigentlich auch ein super Sieger wäre, aber er ist technisch nun einmal nicht besser als der Porsche Taycan Turbo, und das muss sich in einem Vergleich auch wiederfinden. Wir können darüber diskutieren, ob ein Wagen, der fast dreimal so teuer ist, in diesen Vergleich reingehört oder nicht. Wenn ihr der Meinung seid, dass er das nicht tut, dann habt ihr jetzt einen neuen Platz 1-4, macht es euch aber in meinen Augen zu einfach.

Platz 1: Porsche Taycan Turbo

Überraschung – der Porsche hat gewonnen! Nein, seien wir mal ehrlich, wenn ein Hersteller so viel Geld für ein Auto verlangt, dann sollte es auch verdammt nochmal gut sein. Tatsächlich ist der Taycan Turbo in meinen Augen sehr nah dran der Perfektion. Die Fahrleistungen sind über jeden Zweifel erhaben; das gilt sowohl für Komfort wie auch für Sportlichkeit. Bemerkenswert ist, dass ich „nur“ den Taycan Turbo nicht den Turbo S getestet habe. Ich kann mir kaum vorstellen, dass es noch eine Steigerung zu dem Taycan Turbo geben soll. Ich werde aber versuchen, es herauszufinden; genauso wie ich mich frage, ob sich der Taycan 4S vielleicht dem Tesla Model 3 geschlagen geben müsste.

Die Aufzählung spiegelt meine persönliche Meinung Stand Mitte Juli 2020 wider. Übrigens wenn es danach ginge welches Auto ich persönlich am Liebsten Fahren würde, dann läge der Jaguar noch vor dem Tesla übrigens, einfach weil ich dann doch die Individualität ein wenig mehr schätze.

Ich gehe davon aus, dass sich in Zukunft hier noch Einiges tun wird. Spannend dürfte der Polestar 2 werden, um nur einen zu nennen. Mit ein wenig Glück werden die klassischen Hersteller auch noch richtig Lust auf Elektroautos in diesem Segment finden, und auch Tesla wird sicher noch für die eine oder andere Überraschung gut sein.

Denen von euch, die noch mehr Informationen zu den jeweiligen Wagen haben wollen, möchte ich an dieser Stelle meinen KRAMKR Podcast empfehlen. Dort gehe ich auf jeden Wagen noch mal einzeln ausführlich ein und es gibt auch noch weitere Bilder:

 

Über den Autor

Mark Kreuzer