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Huawei Nova 9 im Test: Eine ausgezeichnete Ausstattung ist nicht alles

geschrieben von Felix Baumann

Auf dem Android-Markt hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Huawei, eine Marke, die großartige Smartphones zum kleinen Preis anbot, verschwand nach dem Verbot zur Auslieferung von Google-Diensten teils in der Bedeutungslosigkeit. Mit EMUI 12 versucht man inzwischen eine Distribution auszuliefern, bei der der Nutzer nichts vermissen soll. Warum Android dennoch auch weiterhin für die Mehrheit der Nutzer von Google-Dienste abhängig bleibt, lest ihr heute im Test zum Huawei Nova 9.

Vorab: Das Testgerät wurde uns kostenfrei von Huawei gestellt, dies beeinflusste aber in keinster Weise die Meinung in diesem Artikel.

Lieferumfang und Einrichtung

Wir möchten ihre Daten

Öffnen wir die Verpackung des Nova 9, dann dürfen wir uns über eine Komplettausstattung freuen. Denn neben dem eigentlichen Endgerät liefert Huawei ein Ladekabel, Steckdosenadapter, eine transparente Hülle und ein bereits aufgeklebten Displayschutz mit. Somit könnt ihr theoretisch direkt nach dem Auspacken mit dem Handy durchstarten und müsst nicht noch verschiedenste Dinge über euren Händler der Wahl bestellen.

Die Einrichtung hingegen ist eine echte Herausforderung. Zwar kommt beim Nova 9 Android 11 zum Einsatz, trotzdem muss der Nutzer erst durch immens viele Schritte navigieren, bis das Gerät endlich eingerichtet ist. Besonders negativ fielen mir dabei zwei Dinge auf. Einerseits fragt Huawei nach der Erlaubnis bereits ausgewählte Apps zu installieren, andererseits ist jede Einwilligung zur Datenverarbeitung ein Opt-out.

Wer also nicht will, dass seine Daten für jegliche Zwecke verwendet werden, der muss jede Option auswählen und „Ablehnen“ einstellen. Sobald das Smartphone dann einmal eingerichtet ist, springen uns sofort einige Apps an. Denn auch, wenn wir jegliche Installation in der Einrichtung ablehnen, so sind viele Applikationen bereits vorinstalliert. Neben Snapchat sind das die Microsoft Apps und Dutzende Verknüpfungen zur Schnellinstallation von weiteren Apps.

Betriebssystem

Das große Problem mit EMUI 12

Bevor wir etwas genauer anschauen, was unter der Haube steckt, möchte ich gleich auf die größte Schwäche des Nova 9 eingehen: das Betriebssystem. Denn seit dem Start der Handelskonflikte zwischen den Vereinigten Staaten und China unter Donald Trump darf Huawei keine Google Apps mehr ausliefern. Wer den Play Store, Google Maps oder einfach nur nach YouTube sucht, der wird enttäuscht.

EMUI 12 baut zwar auf Android 11 auf und wird auch regelmäßig mit Sicherheitsupdates versorgt, trotzdem wird man als Android-Nutzer keine Begeisterung mit dem System finden. Die Google Apps lassen sich übrigens nicht einfach und unkompliziert installieren, wer bereits Käufe im Play Store abgeschlossen hat, der fängt wieder bei null an.

Schauen wir auf den von Huawei betriebenen „App Market“, dann offenbart sich ein weiters Problem: Es sind noch längst nicht alle Applikationen verfügbar. Hier geht der Hersteller auch einen für Laien ziemlich gefährlichen Weg: Ist eine App gelistet, aber nicht verfügbar, dann wird der Nutzer auf eine Webseite zum Download von APK-Dateien geleitet. Hier kann man dann auf eigene Gefahr Apps installieren und umfangreiche Rechte einräumen.

Daher würde ich EMUI 12 zum aktuellen Zeitpunkt noch keinem „normalen“ Nutzer empfehlen, zu hoch ist einfach der Aufwand, der hinter der Einrichtung und Nutzung steht.

Display

Schöne, schnelle Farben

Der Bildschirm des Huawei Nova 9 hat eine Größe von 6,57 Zoll (ca. 17 cm), der Hersteller verbaut hier ein OLED-Panel mit einer Auflösung von 2.340 × 1.080 Pixel. Inhalte werden scharf dargestellt, durch die abgerundeten Ränder liegt das Gerät zusätzlich noch sehr angenehm in der Hand. Ein weiterer Höhepunkt ist eine Aktualisierungsrate von 120 Hertz, wer das Nova 9 im Alltag verwendet, für den gehören Ruckler der Vergangenheit an.

Bei einer Helligkeit von bis zu knapp über 600 Nits, könnt ihr das Gerät sorglos bei jedem Wetter aus der Tasche packen. Selbst bei sehr sonnigen Verhältnisse lassen sich Inhalte noch optimal und ohne große Probleme ablesen. Der Fingerabdrucksensor befindet sich unterhalb des Displays und entsperrt schnell und problemlos euer Endgerät, ein Always On-Display rundet den Gesamteindruck ab. Hier gibt es meiner Meinung nach nichts zu bemängeln.

Kamera

Schöne Bilder – bei Tag und bei Nacht

Eine Stärke des Nova 9 sind die verbauten Kameras. Auf der Rückseite befinden sich gleich vier Stück, die mit 50 Megapixel (Hauptkamera), 8 Megapixel (Ultraweitwinkel) und je 2 Megapixel (Tiefen- und Makrokamera) aufnehmen. Ein Test bei schönem Wetter stellte sich aufgrund des herbstlichen Wetters als Herausforderung dar, trotzdem konnte ich mit dem Gerät ein paar wirklich schöne Schnappschüsse machen. Damit ihr die Fotos des Nova 9 vergleichen könnt, habe ich das gleiche Motiv mit dem iPhone 13 Pro Max aufgenommen, welches meiner Meinung nach aktuell die besten Kamerabilder macht. Links ist das Foto des Nova 9, rechts des iPhone 13 Pro Max.

Allgemein fällt auf, dass die Auflösung der Bilder mit dem iPhone konkurrieren kann. Lediglich Farben werden etwas blasser dargestellt, mir persönlich gefallen aber beide Bilder.

Auch grellere Farben werden vernünftig dargestellt und scheinen weder besonders grell und übersättigt, noch zu dunkel.

Im Alltagstest war ich mit der Leistung der Kamera des Huawei Nova 9 bei Tag stets zufrieden, für den Preis kann man in dieser Hinsicht nicht viel falsch machen.

 

Für die aktuell anbrechende dunkle Jahreszeit ist das Nova 9 ebenfalls geeignet. Bilder werden bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen hervorragend abgebildet, selbst bei hellen Lichtquellen und mit Gegenlicht wird das Bild nicht überbelichtet, Bildrauschen ist kaum erkennbar. Ab und zu leidet aber die Schärfe von einzelnen Objekten. Trotzdem zeigt hier Huawei, dass man es noch draufhat.

Auch in Innenräumen hat das Kamerasystem kaum mit Problemen zu kämpfen. Motive werden ausreichend hell abgebildet, an der Auflösung lässt sich nichts beanstanden.

Schauen wir auf die Frontkamera, dann blickt uns eine Linse mit bis zu 32 Megapixel entgegen. Selfies sehen damit natürlich aus und werden in keinster Weise künstlich dargestellt, auch hier lassen sich tolle Bilder ablichten.

Konnektivität

Kein 5G

Wer bereits die Vorzüge des Mobilfunks der fünften Generation zu schätzen gelernt hat, der wird beim Huawei Nova 9 einiges vermissen. Hier wird nämlich lediglich 4G, 3G und 2G unterstützt. Dem stehe ich persönlich mit gemischten Gefühlen gegenüber. Einerseits ist 5G meiner Ansicht nach weiterhin nicht in der Masse angekommen und im LTE-Netz konnte ich mit dem Nova 9 keinerlei Probleme oder Einschränkungen feststellen, trotzdem bin ich der Meinung, dass das Nova 9 so nicht sehr zukunftsfähig ist.

Seid ihr also der Typ Mensch, der nicht jedes Jahr sein Smartphone wechselt, dann müsst ihr auch die nächsten Jahre ohne 5G auskommen. Abseits hiervon ist das Nova 9 mit Wi-Fi 6 ausgerüstet, unterstützt werden Datenraten von bis zu 2,88 Gigabit pro Sekunde. Auch mit dabei ist Bluetooth 5.2.

Performanz

Keine Probleme im Alltagstest

Bei der Performanz konnte sich das Huawei Nova 9 im Alltagstest gegenüber anderen Smartphones gut behaupten. Zum Einsatz kommt ein Qualcomm Snapdragon 778G, welcher 8 Kerne bietet und für ausreichend Power im Alltag sorgt, weiterhin verbaut Huawei 8 Gigabyte an Arbeitsspeicher.

Auf dem Nova 9 lässt sich auch bequem daddeln

Die Frage ist letztlich, inwieweit sich ein Alltagstest mit EMUI 12 mit einem regulären Android-Gerät vergleichen lässt. Alle getesteten Applikationen liefen ohne Probleme, ein Ruckeln oder Abstürze waren nicht wahrnehmbar. Durch den oben bereits erwähnten Mangel an Alltagshelfern (wie etwa Google Maps) oder Spielen, hat das Endgerät aber kaum mit wirklich anspruchsvollen Apps zu tun.

Akku

Einmal laden, lange nutzen

Abschließend schauen wir noch auf den Akku des Nova 9, der mit 4.200 Milliamperestunden üppig bemessen ist. Bei normaler Nutzung kommt ihr hier problemlos durch ein bis zwei Tage, auch deswegen, da im Hintergrund nicht die typischen Google-Prozesse ablaufen. Aufladen lässt sich das Huawei Nova mit bis zu 66 Watt, der Akku ist auf diesem Weg innerhalb von etwa 40 Minuten komplett voll, in 20 Minuten stehen 60 Prozent der Kapazität wieder zur Verfügung.

Fazit

Tolle Hardware, schwache Software

Über das Huawei Nova 9 lässt sich meiner Meinung nach nur ein Urteil fällen: Ein Gerät kann noch so gut sein und eine so tolle Ausstattung oder Kamera haben, ohne die passende Software ist damit aber nichts gewonnen. Könnte Huawei das Nova 9 mit regulärem Android ausstatten, dann würde ich jedem das Gerät wärmstens empfehlen, durch die vielen Einschränkungen, die EMUI 12 im Alltag bietet, würde ich persönlich, aber von einem Kauf abraten.

Solltet ihr dennoch auf das Huawei Nova 9 wechseln, dann steht euch das Gerät in den Farben „Starry Blue“ oder „Black“ zur Verfügung. Für die offiziell vertriebene Variante mit 128 Gigabyte internen Speicher bezahlt ihr 499 Euro.

Über den Autor

Felix Baumann

Felix Baumann ist seit März 2022 Redakteur bei BASIC thinking. Bereits vorher schrieb er 4 Jahre für den Online-Blog Mobilegeeks, der 2022 in BASIC thinking aufging. Nebenher arbeitet Felix in einem IT-Unternehmen und beschäftigt sich daher nicht nur beim Schreiben mit zukunftsfähigen Technologien.