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InControl Touch Pro Duo: Infotainment-System im Range Rover Velar

geschrieben von Mark Kreuzer

Mit dem Range Rover Velar zeigt Land Rover, wie man sich den Geländewagen der Zukunft vorstellt. Das Image von Range Rover als klassischer Geländewagen-Hersteller befindet sich in der letzen Zeit stark im Wandel, das gilt nicht nur für neue Antriebskonzepte wie zum Beispiel dem ersten Hybrid Geländewagen, sondern auch für das Design und die Bedienbarkeit. Von außen wirkt der Velar bereits sehr modern, aber sobald man einsteigt, merkt man erst, wie futuristisch das neue Bediensystem des Range Rovers tatsächlich ist.

Touchscreen wohin das Auge sieht

Die meisten unsere Leser werden mir recht geben, wenn ich sage: Analog war gestern. In dem Range Rover Velar sind sämtliche Anzeigen digital und die meisten sogar noch direkt mit Touch unterstützt. Der seit längerem bei Land Rover (und auch Jaguar) zentral verbaute 10 Zoll Touchscreen in der Mitte bekommt, wie der Namenszusatz Duo ja bereits andeutetet, einen zweiten 10 Zoll Touchscreen in der Mittelkonsole.

Range Rover Velar Bediensystem

Der obere Touchscreen kann sämtliche Funktionen ausführen, die wir von einem Infotainment-System gewohnt sind. Der untere Screen ist vor allem für die Bereiche Klima, Sitzeinstellungen und Fahrzeug-Programmeinstellungen gedacht. Besonders bemerkenswert finde ich, dass das System komplett ohne Taster auskommt und stattdessen konsequent auf Touch setzt. Einzige Ausnahme sind die drei verbauten Drehschalter.

Aufnahme des Touch Pro Duo Systems im Range Rover Velar

Nach zwei Wochen intensivem Test kann ich sagen, dass das System von Idee und Bedienbarkeit her in meinen Augen zur Zeit eins der besten auf dem Markt ist. Auch die Art und Weise, wie die Klimakontrolle mit den ins Display integrierten, separaten Drehschaltern gleichzeitig mit einem eigenen kleinen, innen liegenden Display noch mal weitere Informationen anzeigt, finde ich geradezu genial.

Auch die Tatsache, dass man noch weitere Bedienmöglichkeiten integriert, gefällt mir sehr gut. Auf dem Bild seht ihr zum Beispiel, dass im Bereich Fahrzeug der linke Drehregler dazu genutzt werden kann, das passende Offroad-Programm auszuwählen. Im Bereich Sitze kann man mit Drehreglern die Intensität der Massagesitze einstellen. Im Bereich Klima kann durch Drücken die Sitzheizung oder -kühlung einstellen.

Touch Pro Duo ermöglicht Multitasking

Am Coolsten war für mich aber die Tatsache, dass man sich die Rubrik Medien und Telefon vom oberen Hauptscreen quasi nach unten ziehen konnte durch das Symbol in der Mitte der Bereiche. Dadurch ist das InControl Touch Pro Duo das erste System, das so etwas wie Multitasking im Auto ermöglicht. Im Hauptscreen läuft die Navigation die ihr nicht verlassen müsst, da ihr die Musik oder das Telefon über den unteren Screen steuern könnt.

Das hat sich in meinem Test nicht nur als praktisch herausgestellt, sondern sieht nebenbei auch noch unglaublich gut aus. Ein wenig erinnert mich das ganze an einen PC mit Dual Monitor Setup.

Lenkrad vom Range Rover Velar

Lenkrad mit Touchelementen

Tasten am Lenkrad kennen die meisten, aber die wenigsten werden schon mal ein Lenkrad in der Hand gehabt haben, das auch über einen eigenen „Touchscreen“ verfügt. Die Anführungszeichen muss ich deswegen setzen, weil das Lenkrad zwar über kapazitive Bedienelemente verfügt, die sich auch kontextabhängig der aktuellen Nutzung anpassen, aber es sind leider noch keine echten Touchscreens.

Detailaufnahme Lenkrad Range Rover Velar

Wenn ihr die beiden Bilder des Lenkrads vergleicht, dann erkennt ihr, dass sich das Telefon-Symbol verändert hat. Während eines ankommenden oder aktiven Anrufs werden der grüne und der rote Hörer auf dem Lenkrad angezeigt. Wenn ihr hingegen auf den Bereich Menü drückt, verschwinden die Lautstärke und Titelsymbole und es werden Navigationspfeile angezeigt.

Statt 30 mal auf „lauter“ zu drücken, könnt ihr auch einfach euren Finger auf den Bereich der Lautstärke legen und nach rechts oder links drehen für lauter bzw. leiser. Das hat mich sehr an die Jog-Wheels aus den ersten iPods erinnert und funktioniert, sobald man sich dran gewöhnt hat, absolut intuitiv.

InControl-App anstatt Apple CarPlay oder Android Auto

Viel von dem bis jetzt gezeigten verdeutlicht, dass Land Rover versucht, seinen eigenen Weg zu gehen und nicht dem zu folgen, was andere Hersteller machen. Dies wird auch deutlich, wenn man erfährt, dass das Touch Pro Duo weder Carplay noch Android Auto unterstützt.

Incontroll Touch Pro Duo App auf dem Smartphone.

Das bedeutet nicht, dass man auf Apps verzichten muss, schränkt das ganze aber doch deutlich ein. Durch Installieren der Touch Pro-App und Verbinden des Android- bzw. Apple-Smartphones kann man eine Auswahl von verschiedenen Apps nutzen.

Leider ist die Auswahl an Apps nicht sehr groß, umfasst aber Spotify und auch Glympse, welche ich in meinem Alltag sehr gerne nutze.

Die Bedienung der Spotify-App funktioniert gut und ist umfangreich. Auch die Integration des Kalenders ist gut gelungen, vor allem ist es endlich möglich, die Navigation zu dem im Termin hinterlegten Ort zu starten. Eine Funktion, die mir in dem alten InControl Touch Pro gefehlt hat.

Zwischenfazit: Gute Ergonomie und befriedigende Konnektivität

Der Test des InControl Touch Pro Duo war ein Auf und Ab der Gefühle.

Das Design und die Ergonomie haben mir sehr gut gefallen. Ich wäre sogar dazu bereit so weit zu gehen, dass Land Rover hier eins der coolsten Systeme auf dem Markt zu Zeit hat. Aber das macht es leider nicht zu dem besten System.

So sind mir immer wieder kleine Lags aufgefallen, vor allem bei der Eingabe über die Bildschirmtastatur. Bei mir hat sich so irgendwie das Gefühl eingeschlichen, dass man zwar die Software immer weiterentwickelt hat, aber der Prozessor stehen geblieben ist. An dieser Stelle muss ich einwerfen, dass ich das noch nicht überprüft habe, sondern nur meinen subjektiven Eindruck wiedergebe. Die meiste Zeit läuft das System absolut flüssig und fehlerfrei, umso mehr fallen einem diese Microlags beim Tippen auf.

Eine Sache, die ich persönlich auch nicht verstehen kann: Warum schaffen die Designer des User-Interfaces es nicht, die Bilder des Autos, die im System angezeigt werden, mit der tatsächlichen Wagenfarbe des Wagens abzugleichen? Es ist zwar nur ein Detail, aber mich persönlich würde es extrem stören, wenn ich mir den Wagen in Weiß kaufe und die ganze Zeit auf einen silbernen Range Rover im System sehen muss.

Ich hoffe, dass man bei Land Rover diesen progressiven Weg weiter beibehält und jetzt ein wenig an dem Speed des Infotainment-Systems arbeitet. Das gilt übrigens auch für die Smartphone-Apps für das Handy, die in schon länger nicht mehr aktualisiert wurden und in den Stores keine besonders guten Bewertungen haben.

Dies gilt vor allem auch vor dem Hintergrund, dass das System auch die anderen Modelle von Jaguar Land Rover kommen wird.

Anmerkungen und Fahrbericht zum Range Rover Velar

Zum Abschluss der Artikels möchte ich auch noch ein wenig auf den Wagen selbst eingehen. Getestet haben wir den Velar in der R-Dynamic-Variante mit 300 PS Leistung und 400 Nm Drehmoment. Damit konnte man den Wagen von 0-100 km/h in 6,2 auf 100 beschleunigen. In Kombination mit dem Luftfahrwerk hatte ich mit dem Wagen viel Spaß. Lediglich der Tank hätte etwas größer sein können.

Sehr gut gefallen hat mir das Design des Velars. Ein Highlight waren definitiv die in den Türen versenkbaren Türgriffe. Sobald der Wagen abgeschlossen oder in Bewegung ist, fahren die Türgriffe ein und verschwinden in der Tür.

Eine vegane nachhaltige Innenausstattung

Der Range Rover Velar ist der erste Wagen, den ich bis jetzt von einem Hersteller bekommen habe, der Stoffsitze anstelle von Ledersitzen hat. Normalerweise ist die Innenausstatung in Leder ja ein Zeichen für Luxus. Bevor ich im Velar Platz genommen hatte, hätte ich auch niemals geglaubt, dass Stoffsitze einen auch nur annähernd vergleichbare Anmutung hinbekommen, aber nun kann ich sagen, dass die zusammen mit dem dänischen Möbeldesigner Kvadrat entwickelten optionalen Stoffsitze einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen haben.

Ich kann mich nicht erinnern, je in einem angenehmeren Sitz gesessen zu haben, vor allem was die Haptik des Stoffes angeht. Bonuspunkte gibt es für das Muster in den Sitzen. Denn erst nach einigen Tagen ist mir aufgefallen, was das Muster darstellt und wenn man das einmal gesehen hat, kann man es nie wieder nicht mehr sehen. Falls ihr ebenfalls nicht sofort drauf kommt: Das Muster zeigt den Union Jack, also die Nationalflagge des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland.

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Range Rover Velar: Ein Allrounder

Land Rover ist für mich persönlich einer der Hersteller, der eigentlich keine SUVs baut, sondern Geländewagen. Der Range Rover Velar ist natürlich ein Auto, das man eher in der Stadt vermutet und sehen wird.

Während meiner Testfahrten bin ich auch sehr gut mit dem Velar klar gekommen. Der Fahrkomfort war dank der Luftfederung sehr gut. Was mir besonders gut gefallen hat: Man hat das Gefühl, dass man immer entspannt durchkommt, egal wohin man fährt.

Ob man jetzt wirklich den Weg über den nach einem Sturzregen überfluteten Platz mehrmals hintereinander nehmen muss, sei mal dahingestellt. Aber wie ihr auf den Fotos sehen könnt, kann man es, wenn man denn will und Spaß macht es auch ganz nebenbei.

Das gilt auch für das Offroad-Fahren. Der Range Rover Velar sieht vielleicht nicht so aus, als ob man mit ihm Gelände fahren kann, aber dank des Terrain Response 2 Systems und der Luftfederung, die dem Wagen mehr Höhe verschafft, fühlt man sich auch abseits der Straße recht wohl. Natürlich ist mir klar, dass der Velar kein reinrassiger Geländewagen ist, aber ich denke, mit allen Situationen, mit denen er im Alltag konfrontiert wird, kommt er klar.

Abschließend bleibt mir zu sagen, dass der Range Rover Velar vom Design und der Funktionalität ein sehr modernes Auto ist. Das im Großen und Ganzen keine Wünsche offen lässt und trotz des radikalen Ansatzes, fast vollständig auf Knöpfe zu verzichten, sehr gut und intuitiv bedienbar ist. Ich hoffe, dass jetzt im weiteren Verlauf der Ansatz noch weiterentwickelt und verbessert wird, denn dann ist das ganze System als vorbildlich zu bezeichnen.

Über den Autor

Mark Kreuzer