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LG V40 ThinQ im Test – einen Monat später

geschrieben von Nicole Scott

Ich bin schon seit Jahren ein bekennendes „LG-Fangirl“. Vor allem die Weitwinkelkameras machen LG-Smartphones immer wieder zu meinem Daily Driver. Kaum ein anderer Smartphone-Hersteller hat verstanden, warum Weitwinkelkameras so großartig sind; die Konkurrenz wollte den Markt lieber mit Telefotokameras mit optischem Zoom erobern.

Das V40 ThinQ ist das erste Smartphone mit fünf eigenständigen Kameras. Insgesamt ist es mit drei Rückkameras und zwei Frontkameras ausgestattet. Das Samsung Galaxy A9 (2018) hat zwar auch fünf Kameras, aber weil eine davon nur zur Tiefenerkennung dient, zählt das unserer Meinung nach nicht.

Aufgrund der Kameras und der Highend-Hardware handelt es sich beim V40 um ein Smartphone, das erstaunlich wenige Kompromisse macht. Aber mit seinem Preis von 950 US-Dollar für das Modell ohne SIM-Sperre scheint das V40 in der absoluten Top-Liga spielen zu wollen. Finden wir heraus, ob es mit der Konkurrenz mithalten kann.

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Design

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Hochwertiges Design und Premium-Haptik
Das Modell in „Moroccan Blue“ fühlt sich mit seiner matten Glasoberfläche äußerst edel an und ist glücklicherweise KEIN Magnet für Fingerabdrücke.

Weil beide Seiten aus Glas bestehen, kann nicht nur das Display sondern auch die Rückseite splittern.

 

Das LG V40 ThinQ besitzt mit seiner Triple-Rückkamera und der Dual-Frontkamera ein sehr einzigartiges Erscheinungsbild. Es fühlt sich außerdem SEHR hochwertig an und wiegt dabei nur 168 Gramm; damit ist es deutlich leichter als das Samsung Galaxy Note 9 (201 g) und das iPhone XS Max (208 g).

Das geringe Gewicht verdankt das V40 vor allem dem edlen Glasdesign, das natürlich auch seine Nachteile hat; nämlich Kratzer und Risse.

Die Ein-/Aus-Taste befindet sich nun auf der rechten Seite des Geräts – beim V30 und anderen Smartphones der V-Reihe war nämlich der Fingerabdruckscanner auf der Rückseite gleichzeitig der Power-Button. Der Fingerabdrucksensor dient nun lediglich zum Entsperren des Geräts.

Hardware

• Der Fingerabdruckscanner befindet sich wie beim G7 auf der Rückseite und dient nicht mehr als Ein-/Aus-Taste. Die Platzierung ist gut, außerdem ist der Fingerabdrucksensor schnell und präzise.
• Auf der linken Seite des Geräts befindet sich eine zusätzliche Taste für den Google Assistant. Ich glaube zwar nicht, dass ich sie oft verwenden werde, aber immerhin ist es kein Bixby-Button.
• Drahtloses Aufladen
• IP68-Zertifizierung


Die Bildschirmdiagonale beträgt 6,4 Zoll – das bisher größte Display in einem LG-Smartphone der V-Serie. Zu den Must-Have-Features, die heutzutage keine Schlagzeilen mehr machen, zählen der Snapdragon 845, 6 GB RAM und 64 GB bzw. 128 GB Speicherplatz. Der interne Speicher ist erweiterbar und es besteht wohl die Chance, dass LG ein Highend-Modell mit mehr Speicherkapazität auf den Markt bringen wird.

Spezifikationen des LG V40 ThinQ

Gehäuse: Vorder- und Rückseite bestehen aus Gorilla Glass 5, der Rahmen aus Aluminium; Falltest nach MIL-STD-810G; nach IP68 gegen Wasser und Staub geschützt.
Display: 6,4 Zoll QHD+ FullVision OLED; 19,5:9-Bildschirmseitenverhältnis mit Notch (LG nennt das Ganze „Second Screen“), 537 ppi; HDR10-Unterstützung.
Kamera: Hauptkamera: 12 Megapixel, 1.4µm-Pixel; f/1.5-Blende, Blickfeld von 78 Grad, Objektiv mit einer äquivalenten Brennweite von 25 mm, OIS, Dual-Pixel-Phasenerkennungs-AF; Ultraweitwinkelkamera: 16 Megapixel, f/1.9-Blende, Blickfeld von 107 Grad, Objektiv mit einer äquivalenten Brennweite von 16 mm, Festfokus; Telefotokamera: 12 Megapixel, f/2.4-Blende, Blickfeld von 47 Grad, Objektiv mit äquivalenter Brennweite von 50 mm, zweifacher Zoom, Phasenerkennungs-AF.
Selfie-Kamera: Hauptkamera: 8 Megapixel, f/1.9-Blende, Blickfeld von 80 Grad; Zweitkamera: 5 Megapixel, f/2.2-Blende, Blickfeld von 90 Grad.
Prozessor: Qualcomm Snapdragon 845: Achtkern-CPU (4 x 2,8 GHz Kryo 385 Gold & 4 x 1,7 GHz Kryo 385 Silver), Adreno 630 GPU.
Speicher: 6 GB RAM; 64 GB Speicherplatz; MicroSD-Kartenslot.
Betriebssystem: Android 8.0 Oreo mit LG UX; Update auf Android P ist geplant.
Akku: 3,300 mAh Lithium-Polymer-Akku (abgedichtet); Quick Charge 3.0 / Fast Charging; Kabelloses Laden nach Qi-Standard.
Konnektivität: Einzel-SIM, Dual-SIM ist nur in einigen auswählten Regionen verfügbar; LTE-A, 3-Band Carrier Aggregation, Cat.16/13 (1 Gbps / 150 Mbps); USB-Typ-C; WLAN a/b/g/n/ac; GPS; Bluetooth 5.0; FM-Radio.
Sonstiges: Fingerabdruckscanner, Hi-Fi Quad DAC; 3,5-mm-Kopfhörerbuchse; zwei Mikrofone, Boombox-Lautsprecher.

Wir hätten uns über einen etwas größeren Akku gefreut. Und Mobile Geeks wäre nicht Mobile Geeks, würden wir uns nicht über das veraltete OS beschweren – Oreo ist eben leider kein Kuchen.

Display

Das 6,4 Zoll große All-Screen-Display mit OLED-Panel und Notch sieht dem iPhone X ziemlich ähnlich, genau wie jeder andere Android-Klon eben auch. Die Notch stört zum Glück kaum, sie bietet aber ausreichend Platz für zwei Frontkameras und einen kleinen Lautsprecher. Das „Kinn“ und die Seiten haben zwar etwas breitere Displayränder als das iPhone, aber ihr werdet den Unterschied nur im direkten Vergleich bemerken.

Das neue und verbesserte OLED-Display ist zu unserer Erleichterung ein deutlicher Sprung nach vorne. Zwar ist es in Sachen Helligkeit und Blickwinkelstabilität nicht ganz auf demselben Level wie die neusten Samsung-Displays, aber trotzdem bietet LG ein angenehmes Bildschirmerlebnis mit verbesserter Helligkeit und Kontrast. Samsungs Vorsprung auf dem OLED-Markt scheint mit dem V40 fast – wenn nicht sogar vollständig – aufgebraucht zu sein. Auch HDR wird unterstützt, damit ihr in Apps wie YouTube und Netflix voll von dem breiten Farbraum profitieren könnt.

Kamera

Hauptkamera

Die besten Fotos lassen sich mit der 12-Megapixel-Standardkamera aufnehmen, die ein Blickfeld von 78 Grad besitzt.
Die lichtstarke Blende von f/1.5 und die 1,4 μm großen Pixel sorgen im Dunkeln für bessere Kameraperformance. Auch LGs Super Bright-Feature ist mit an Bord, bei dem die Auflösung reduziert wird, damit die Kamera noch mehr Licht einfangen kann.

Superweitwinkel-Kamera

Die Superweitwinkel-Kamera des LG V40 besitzt ein Blickfeld von 107 Grad. Das ist zwar nicht ganz so beeindruckend wie das 120-Grad-Blickfeld des LG V10, dafür sehen die Bilder in den Ecken weniger verzerrt aus.

Mit der 16-Megapixel-Kamera und deren f/1.8-Blende lassen sich Bilder mit viel Kontext aufnehmen. In den Ecken sehen die Fotos aber ein wenig verschwommen aus. Auch OIS gibt es bei der Superweitwinkel-Kamera leider nicht, was sich gelegentlich in den Details bemerkbar macht.

Telefotokamera

LG bietet nun auch eine Telefotokamera mit zweifachem optischem Zoom an.

Matt von Trusted Reviews wies mich darauf hin, dass bei wenig Licht nicht die Telefotokamera zum Einsatz kommt, sondern nur die Standardkamera mit digitalem Zoom. In den EXIF-Daten steht nämlich, dass für die Fotos die f/1.5-Blende der Hauptkamera verwendet wird. Das ist aber nichts ungewöhnliches, denn auch Apple und Samsung nutzen diesen Trick. Die Fotos sehen auf diese Weise nämlich weniger verschwommen aus.

Das System lässt sich aber austricksen. Mit dem Triple Shot-Feature könnt ihr das Smartphone dazu zwingen, auch bei wenig Licht mit allen drei Kameras ein Foto aufzunehmen. Die Ergebnisse sehen tatsächlich verschwommener aus als gewohnt. Insgesamt ist Triple Shot kein wirklich nützliches Feature, da man nicht alle Fotos ordentlich in Szene setzen kann. Ihr müsst das Smartphone während des Vorgangs so ruhig wie möglich halten und es dauert knapp vier Sekunden, bis alle Fotos aufgenommen wurden. In meinem Test musste ich leider feststellen, dass die Fotos am Ende entweder verschwommen waren oder die Komposition nicht ganz stimmte.

Frontkamera

Die Frontkamera des LG V40 ist mit einem 8-Megapixel-Sensor ausgestattet – gute Neuigkeiten für alle Leute, denen die Selfiekamera des LG V30 nicht gefallen hat.
Das Blickfeld beträgt 80 Grad und das Objektiv besitzt eine Blende von f/1.9. Außerdem ist die Kamera in der Lage, Porträtselfies aufzunehmen. Sie ist zwar nicht unser Favorit unter den Selfiekameras, aber für LG ist sie ein großer Schritt in die richtige Richtung. Vergesst aber nicht, den Beautymodus auszuschalten; die Ergebnisse sehen nämlich wesentlich stärker nachbearbeitet aus, als es die Vorschau erahnen lässt.

Mit dem V40 haucht LG der Weitwinkel-Frontkamera – unserem persönlichen Lieblingsfeature des LG V10 – neues Leben ein. Die 5-Megapixel-Kamera ist mit einer f/2.2-Blende ausgestattet und besitzt ein Blickfeld von 90 Grad. Damit ist der Blickwinkel aber deutlich kleiner als der des LG V10 (120 Grad) und nur etwas weiter als der des Standardobjektivs.

Die Porträtfotos des LG V40 sehen ordentlich aus. Der Hintergrund ist ausreichend verschwommen, aber gelegentlich sieht auch der Vordergrund (z.B. die Haare) etwas verschwommen aus.

Die Vorschau dieses Fotos sah ganz in Ordnung aus, das Endergebnis aber leider nicht.

Beispiel für ein Foto, das in der Vorschau gut aussah, aber nach der Aufnahme verrückt aussah.

Fotos mit schlechten Lichtverhältnissen

Software

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LGs UI bietet euch die Möglichkeit, einen App-Drawer hinzufügen.

Leider kein Android 9.0. Für den Preis von fast 1000 US-Dollar ist das eine Enttäuschung.
Die UI wirkt ein wenig überladen.

Entweder liebt man LGs UI oder man hasst sie. Ich bin relativ flexibel, was die Benutzeroberfläche angeht, weil ich sehr häufig mein Smartphone wechsle. Mir fallen zwar die Unterschiede auf, aber es macht mir nichts aus, meinen Workflow an die UX-Philosophie anderer Hersteller anzupassen.

Die Benutzeroberfläche des LG V40 sieht im Vergleich zur Konkurrenz ein wenig überladen aus. Das Benachrichtigungspanel enthält eine ganze Menge Informationen und die Einstellungen sind in Tabs unterteilt. Ihr habt aber die Möglichkeit, einen App-Drawer hinzuzufügen, was mir besonders gut gefällt. So kann ich meine selten genutzten Apps außer Sichtweite aufbewahren und weiß genau, wo ich sie finden kann.

Ihr werdet das Softwareerlebnis des V40 entweder lieben oder hassen. Ich finde das simple „Bubble“-Design sehr ansprechend, denn es passt gut zu Googles Material Design 2.0.

Sound

Das LG V40 besitzt zwar nur einen Lautsprecher, aber dank der Boombox-Technologie klingt er ausreichend laut. Dasselbe Konzept kommt bereits beim G7 zum Einsatz – die gesamte Rückseite des Geräts dient als Resonanzkammer. Mit dabei sind außerdem 32-bit Hi-Fi Quad DAC und DTS:X 3D Surround Sound. Damit setzt das V40 die Tradition fort, Kopfhörernutzern eines der besten Smartphone-Hörerlebnisse zu liefern.

Akkulaufzeit

3300-mAh-Akku
Drahtloses Laden

Der 3300-mAh-Akku des LG V40 ist im Verhältnis zum Display ein bisschen zu klein geraten. Das spiegelt sich auch in der Screen-on-Time wider. Im Durchschnitt lag diese zwischen viereinhalb und fünfeinhalb Stunden. Wenn man bedenkt, dass LG das V40 als „das Smartphone, das alles kann“ vermarktet, sind diese Werte nicht unbedingt ideal. Ich hätte mich sehr über einen 4000-mAh-Akku gefreut, denn so hätte das V40 besser mit dem Note 9 konkurrieren können.

Preis

Das LG V40 ThinQ ist teuer, da gibt es keinen Zweifel. Viele Verbraucher wird das aber nicht abschrecken und immer mehr Nutzer upgraden ihr Smartphone regelmäßig und bemerken die Erhöhung ihrer Vertragsgebühren kaum.

Trotzdem lässt sich der Preis nur schwer rechtfertigen. Vor allem, wenn man bedenkt, dass man für das Geld auch eineinhalb OnePlus 6Ts kaufen könnte. Hat man das LG V40 aber erst einmal in der Hand, lässt sich die hochwertige Haptik nicht abstreiten und auch die vielseitige Kamera wird viele Nutzer begeistern. Auch beim Note 9 müssen Käufer wegen des S Pen extra zahlen. Beim V40 kommt es letztendlich darauf an, wie gut euch die Kombination aus Zoom- und Weitwinkelkamera gefällt.

Über den Autor

Nicole Scott