BT

Samsung Galaxy S20 Ultra 5G Test

geschrieben von Nicole Scott

Mit seiner breitgefächerten Produktpalette stellt sich Samsung aktuell der Frage, wie wir unsere Smartphones in Zukunft verwenden werden. Das Galaxy S20 Ultra ist mit seinem 6,9-Zoll-Display im Vergleich zum Galaxy Z Flip so groß, dass man es schon fast instinktiv zusammenfalten möchte – Foldables haben also durchaus ihren Sinn!

Wodurch hebt sich das Galaxy S20 Ultra von der Masse ab?

  1. Der Preis – das 512-GB-Modell kostet 1549 Euro und selbst die 128-GB-Variante kostet 1349 Euro.
  2. Die Kamera bietet 100-fachen Zoom

  3. Das Display besitzt eine Bildwiederholrate von 120 Hz

Das Galaxy S20 Ultra weiß zweifellos zu beeindrucken, doch ich muss anmerken, dass Huawei mit dem P20 Pro und dem Mate 30 Pro der Konkurrenz einen Schritt voraus war. Vor allem jetzt, da sich Huawei im Exil befindet und keine Google-Dienste mehr anbieten kann, ist das Galaxy S20 Ultra das ultimative Android-Smartphone für Käufer, die kein Problem damit haben, ein kleines Vermögen hinzublättern.

Ist das S20 Ultra zu groß?

Mit seinem 6,9 Zoll großen Display ist das S20 Ultra ganz schön groß und zudem etwas kopflastig. Das Kameramodul ist riesig und die einzelnen Objektive sitzen senkrecht auf dem Gehäuse – das Smartphone ist 8,8 mm dick.

Ich halte es zwar für zu groß, doch nach einiger Zeit hatte ich mich daran gewöhnt. Ich muss aber anmerken, dass mir mein Testgerät mehrmals fast heruntergefallen ist; und auf den belebten Straßen Barcelonas lief mir immer wieder jemand dagegen. In die Hosentasche passt es auch nicht sonderlich gut.

Ist der 100-fache Zoom mehr als nur ein Gimmick?


Ist der 100-fache Zoom ein Feature, das man tatsächlich verwendet? Aber klar! Schließlich müsst ihr ja irgendwie den Preis rechtfertigen und anderen Leuten gegenüber ein wenig angeben. Aber ganz im Ernst, die Fotos sind nicht gerade überzeugend, sondern wirken größtenteils eher verwaschen – für die sozialen Medien sind sie deshalb nicht wirklich geeignet. Aber was erwartet man auch bei 100-fachem Zoom? Ich finde es aber durchaus beeindruckend, dass die Fotos immerhin noch viele Details abbilden.

Die Kamera des Galaxy S20 Ultra ist hervorragend – es ist die aktuell beste Smartphone-Kamera. Dass die Fotos bei 100-fachem Zoom nicht großartig aussehen, ist verständlich, schließlich bietet die Kamera „nur“ 4-fachen optischen Zoom.
Die Ergebnisse sind zwar nicht sonderlich brauchbar, doch der 100-fache Zoom ist einfach beeindruckend. In folgendem Beispielfoto zoomen wir den Engel unterhalb der Kuppel heran.


Das ist übrigens die Ausgangsbrennweite.


Die Kamera bietet dank des 100-fachen Zooms beispiellose Flexibilität in Sachen Bildkomposition. Die Benutzeroberfläche ist fantastisch; der 1- bis 4-fache Zoom ist flüssig und bei 20-facher Vergrößerung wird eine Ansicht des 5-fachen Zooms eingeblendet, damit ihr wisst, worauf ihr die Kamera gerade richtet. Auch die Bildstabilisierung funktioniert hervorragend, klar es wackelt ein wenig, doch bei 100-facher Vergrößerung käme man sonst nicht ohne Stativ aus.

Der optimale Bereich liegt zwischen 0,5- und 10-fachem Zoom, sonst gehen viele Details leider verloren. Der Hauptsensor ist ein Samsung S5KHM1 mit 108 MP.

Der Sensor verwendet Pixel-Binning und nimmt standardmäßig 12-MP-Fotos auf – neun Pixel auf dem Sensor ergeben also einen Bildpunkt. Für besonders helle Szenen könnt ihr auch den 108-MP-Modus verwenden, um besonders detailreiche Aufnahmen zu machen. Die Ultraweitkamera nutzt einen 12-MP-Sensor mit 1,4- µm-Pixeln, die für überdurchschnittlich hohe Lichtempfindlichkeit und guten Dynamikumfang sorgen.

Lowlight-Fotos lassen sich nicht ganz mit denen des Google Pixel 4 oder Huawei Mate 30 Pro vergleichen. Trotzdem sind die Bilder ziemlich gut. Im Automodus erfordert es manchmal ein paar Versuche, doch der Nachtmodus funktioniert ein wenig besser. Das S20 Ultra kommt erst in einigen Monaten auf den Markt, wir erwarten deshalb, dass Samsung hier noch nachbessern wird. Aktuell zählt es aber bereits zur Oberklasse, was die Lowlight-Performance angeht.

Der DOF-Sensor erfasst Tiefendaten und ermöglicht sowohl in Fotos als auch Videos einen Bokeh-Effekt. Die Objekterkennung ist im Moment noch sehr durchschnittlich, doch wie gesagt, wir glauben, dass Samsung hier noch Updates nachliefern wird.
Samsung hat bereits angekündigt, dass einige größere Updates für die Kamera geplant sind – grundlegend wird sich wohl wenig ändern, doch die Bugs werden mit großer Wahrscheinlichkeit verschwinden.

Selfies

Bei Selfies gibt es typischerweise zwei Möglichkeiten zur Nachbearbeitung: ein Schärfeeffekt, der alle Poren sichtbar macht und der vor allem Männern gefällt; und ein Weichzeichenfilter, der die Haut glatt und makellos erscheinen lässt.
Samsung hat sich bisher am asiatischen Markt orientiert und sich für die letztere Variante entschieden. Das S20 Ultra schärft die Bilder aber deutlich stärker als erwartet, vor allem bei wenig Licht. Versteht mich nicht falsch, die Selfies sehen gut aus, nur könnten sie unter Umständen Männern etwas besser gefallen als Frauen.

Display – 120HZ!!

Das 6,9 Zoll große Display besitzt eine Auflösung von 3200 x 1440 Pixeln und eine Bildwiederholrate von 120 Hz – standardmäßig sind nur 60 Hz eingestellt (vermutlich, um den Akku zu schonen), doch bei 120 Hz fühlt sich alles einfach butterweich und blitzschnell an. Vermutlich ist es nur eine optische Illusion, aber ich finde, dass auch der Touchscreen bei 120 Hz besser reagiert.

Das Exynos-Modell und die Akkulaufzeit

Ein paar Wochen und ein Softwareupdate später kommen wir nun mit einer Akkuladung durch den kompletten Tag. Am Ende des Tages sind meistens noch 15 % Akku übrig. Dieser Wert ist sogar besser als beim Galaxy Note 10 – hier waren es oft nur noch 10 % Akkulaufzeit.

Ich sollte wohl erwähnen, dass ich normalerweise keine Videos mache, abgesehen von dem ein oder anderen 10-sekündigen Clip für Instagram. Das Aufnehmen von Fotos sowie 4K- und 8K-Videos verkürzt die Akkulaufzeit nämlich drastisch.

Vorläufiges Urteil

Die Akkulaufzeit ist leider gar nicht gut – das europäische Exynos-Modell erreicht jedenfalls nicht die von US-Testern bestätigten Werte. Wir erwarten jedoch, dass Samsung bis zum Veröffentlichungstermin noch viele der Probleme beheben wird. Die Kamera ist sehr gut, teilweise aber auch nur ein Gimmick – wie bei den meisten aktuellen Flagship-Smartphones.

Das S20 Ultra soll die Zukunft des Smartphones darstellen, weshalb ich versuche, es beim Test an seine Grenzen zu bringen – vom 120-Hz-Displaymodus bis hin zu Dual-SIM, auch wenn sich das negativ auf die Akkulaufzeit auswirkt, denn sonst könnte ich schließlich gleich ein anderes Smartphone verwenden.

Ob der Preis von knapp 1500 Euro gerechtfertigt ist, lässt sich im Moment nur schwer sagen. In seinem aktuellen Zustand ist es für diesen Preis noch zu durchschnittlich (wenn nicht sogar unterdurchschnittlich), aber das sollte sich mit einigen Updates ändern.

 

Über den Autor

Nicole Scott