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Wishbone: Die neue Hype-App im Tinder-Stil angetestet

Das mit den Apps ist so ein bisschen wie es mit den vermeintlich kommenden großen Rock-Bands ist: Immer wird das nächste große Ding angekündigt und gehypt und so, wie jede dritte Band aus England die neuen Stones, Beatles oder Oasis sein sollen, ist auch so manche gehypte App frühzeitig als das nächste Twitter, Facebook oder ähnliches gefeiert worden.

Heute will ich euch was von Wishbone erzählen, was auch auf dem Weg ist, so ein „Next big thing“ zu werden und dabei scheinbar nicht nur ein Hype ist, da bereits jetzt Millionen Menschen – vor allem junge US-Mädels – auf Wishbone komplett abfahren.

Was ist Wishbone?

Hinter der App Wishbone steckt der ehemalige MySpace-Chef Michael Jones, der dadurch mit seinem Inkubator Science erstmals mit einer mobilen Anwendung von sich reden macht. Er hat sich Gedanken darüber gemacht, was man mit seinem Smartphone anstellt, wenn man viel zu schnell feststellt, dass man anscheinend wieder einmal das komplette Internet durchgelesen hat und man sich dennoch ein paar Minuten irgendwie beschäftigen möchte (Das ist übrigens ein Ansatz, mit dem ich mich schon schwer tue, weil ich im Gegensatz zu vielen anderen da draußen nie ans Ende des Internets gelange). Gerade bei Jugendlichen glaubt Jones, dass sie sich mit sehr wenigen Apps im Social Media-Bereich ernsthaft befassen und dass man diese sehr flott durch hat, bevor man dort wieder auf neue Inhalte stößt:

[mg_blockquote cite=“Michael Jones, Science Inc“]Teenagers don’t watch television and they’re bored out of their mind on their phone and I feel like they can only refresh Instagram so many times. They only have three channels… there’s only Snapchat, Instagram and whatever else.[/mg_blockquote]

Diesem Ansatz entsprang die Idee, es mit einem Quiz zu versuchen. Nicht eines dieser Art, bei dem Allgemeinwissen getestet wird oder ähnliches – eher in der Art, wie sie beispielsweise auch bei Facebook in Hülle und Fülle zu finden sind: Welcher Facebook-Freund passt zur mir, welche Stadt bin ich und ähnliche Scherze. Wishbone, was übersetzt „Wünschelrute“ bedeutet, ist noch simpler: Es vergleicht jeweils zwei Dinge miteinander und ihr tippt auf eurem Smartphone lediglich auf das, was euch persönlich mehr zusagt. Mögt ihr lieber Kino oder Fernsehen? Sneakers oder High Heels? Geschminkte oder ungeschminkte Mädels? Schauspielerin A oder B? – Ihr versteht das Prinzip.

Gerade Teenager-Mädchen scheinen auf das Prinzip abzufahren, um damit ein wenig Zeit totzuschlagen – bereits Ende September berichtete TechCrunch von über 3,1 Millionen Menschen, die sich mit der App vergnügen. 3 Millionen Nutzer in gerade einmal vier Monaten – damit startet Wishbone schneller durch, als es Facebook damals getan hat: Dort musste man Monate auf die erste Million Nutzer warten. Da mehrere große US-Blogs bereits vor drei Wochen darüber berichteten, können wir wohl getrost davon ausgehen, dass die Nutzerzahlen mittlerweile nochmal deutlich höher liegen als die oben erwähnten 3,1 Millionen.

Auch Tinder – ähnlich gehypt – brauchte übrigens immerhin ein ganzes Jahr, um auf zwei Millionen Nutzer zu kommen, was die Relationen noch besser verdeutlicht, da Tinder ebenfalls ein jüngeres Publikum anspricht und zudem technisch auch sowas wie die Vorlage zu Wishbone darstellen könnte. Auch bei der Dating-App Tinder geht es um Entweder-oder-Fragen: Ist das Mädchen/der Typ heiß oder nicht?

Zumindest in der iOS-Version (mittlerweile gibt es eben auch das Android-Pendant) gehört Wishbone bereits jetzt zu den beliebtesten Social Media-Apps überhaupt: Die Rede ist von einem achten Platz im US-Store, mittlerweile über 200.000 neuen Fragen, die pro Tag erstellt werden und 40 Millionen Swipe-Aktionen jeden Tag.

[appbox appstore 836071680] [appbox googleplay com.science.wishboneapp]

 

Technische Umsetzung

Wishbone 01

Ähnlich wie Tinder ist auch Wishbone ziemlich simpel aufgebaut: Zunächst einmal entscheidet ihr euch für ein Log in eurer Wahl – Facebook, Twitter oder eure Telefonnummer stehen zur Wahl – und dann kommt ein Demo-Bildchen, welches das Prinzip erklärt. Danach kann es direkt losgehen. Ihr bekommt entweder die Daily Dozen oder die Nightly Dozen angezeigt – jeweils ein Set von 12 verschiedenen Fragen, die alle nach dem gleichen Schema funktionieren: Gefällt mir Bild A oder Bild B besser. Habt ihr euch entschieden und aufs passende Bildchen getippt, seht ihr auch eine Prozentangabe, die Aufschluss darüber gibt, wie viel Prozent der Nutzer sich ebenso wie ihr entschieden haben und wie viele auf das andere Foto getippt haben.

Hier habe ich einmal ein paar Beispiele für euch gesammelt:

Wer sich dann ärgert, dass das „Spiel“ nach 12 Durchgängen schon vorbei ist – was ja auch wirklich nur eine Sache von ein, zwei Minuten ist – kann dann noch auf die Community-Karten ausweichen. Die ruft ihr entweder unten über die Menüleiste auf, oder ihr wischt einfach einmal nach links auf dem Display. Außer dem Dozen-Screen und der Community (die euch 100 Karten bietet), könnt ihr auf diese Weise auch noch auf den Friends-Screen wechseln oder auf die Übersicht mit euren eigenen Wishbones. Mit einem Wisch nach oben (hat sich eigentlich schon jemand Wisch-Bone für den deutschen Wishbone-Klon gesichert?) oder unten könnt ihr zudem übrigens durch die verschiedenen Fragen wechseln, falls ihr zwischendurch welche nicht beantworten wollt.

Wishbone 07Damit nämlich aus der Nummer auch wirklich eine Social Media-App wird, braucht es natürlich nicht nur eine Person, die sich durch die Karten tippt, sondern eben besagte Community. Ihr könnt eigene Wishbones anlegen und veröffentlichen und ihr könnt euch Freunde suchen und deren Wishbones begutachten. Wenn ihr eine eigene Frage habt, die ihr dringend der Community zukommen lasst, formuliert ihr die Frage und sucht euch die passenden Bilder aus (die am besten die komplette Fläche ausfüllen im Gegensatz zu meinem halbherzigen Versuch, den ihr rechts bestaunen könnt ^^).

Und wo ist dabei der Spaß?

Gute Frage, nächste Frage! Wie bereits erwähnt, findet Wishbone vor allem bei jungen Mädchen großen Zuspruch – angesichts solcher Fragen wie: „Wem steht das Kleid besser – Promi A oder Promi B?“ oder „Gefällt euch Justin Bieber auf diesem oder jenem Bild besser?“ auch absolut kein Wunder.

Ohne Freunde ist der Spaß zumindest aus meinem Blickwinkel ziemlich überschaubar und ehrlich gesagt kann ich mir auch nicht denken, dass sich daran großartig was ändert, wenn ich zu den verfügbaren Fragen auch noch die meiner Freunde zur Auswahl hätte. Das soll euch aber selbstverständlich nicht davon abhalten, eure eigenen Erfahrungen zu machen – vielleicht bin ich auch einfach nur nicht die Zielgruppe, die die App ansprechen will, mit Tinder bin ich schließlich auch nie warm geworden.

Wer denkt, dass meine mangelnde Begeisterung mit den auf Mädels ausgerichteten Fragen zusammenhängt, liegt nur teilweise richtig. Mit Slingshot (Steinschleuder) gibt es nämlich auch ein Pendant für Jungs, welches genau so funktioniert, aber mit so vermeintlich männlichen Themen wie Autos und Fußball aufwarten kann:

 

[appbox googleplay com.science.slingshot]

Abschließend sollte ich noch erwähnen, dass die App kostenlos ist und sich aktuell noch durch Werbung finanziert. Die seht ihr in Form von Werbe-Clips, die alle paar Fragen den „Spielfluss“ unterbrechen und die scheinbar dafür sorgen, dass die Macher mit ihrer App bereits jetzt über eine Million US-Dollar erwirtschaftet haben – auch etwas, was Facebook und Tinder so nicht aus dem Stand hinbekommen haben.

Wenn man jetzt berücksichtigt, dass gerade junge Leute auf diese App stehen, kann man auch verstehen, wieso es ein sehr spannendes Projekt ist für Unternehmen. Wishbone versteht sich schließlich nicht nur als kleiner Zeitvertreib, sondern auch als eine Art Trend-Barometer. Ich könnte mir vorstellen, dass sich neben so manchen Celebs auch viele Firmen dort blicken lassen könnten mit Karten wie „Schmeckt euch Produkt A oder Produkt B besser“, was ihnen zum Einen Einblick gibt über Trends der Kids und zum Anderen ja auch immer dafür sorgt, dass Aufmerksamkeit auf die Produkte oder das Unternehmen gelenkt wird.

Auch für Publisher könnte es eine neue Form sein, mit der man seine Leser/Fans/Community erreicht, was ihr am Beispiel BuzzFeed sehen könnt – die sind nämlich dort bereits vertreten. Vielleicht sollte ich mal bei Palle nachhaken, ob wir dort als Mobile Geeks ebenfalls durchstarten sollten – die immer wieder aufs Neue spannenden Fragen wie „Android oder iOS“, „Apple oder Microsoft“ usw. könnten dort dann sicher abschließend geklärt werden.

Wishbone: Beispiel für gesponserte Wishbones

Apropos: Die Frage nach Android oder iOS tauchte sogar bei meinem Antesten direkt auf – ich schiebe das Ergebnis einfach mal darauf, dass die iOS-App schneller am Start war als die Android-Variante 😉

Lasst uns in den Kommentaren wissen, was ihr von dieser App haltet, ob ihr den Hype nachvollziehen könnt und ob ihr vielleicht selbst schon dort vertreten seid oder zumindest mit dem Gedanken spielt.

Quellen: Michael Jones auf Medium, TechCrunch, Gründerszene

Über den Autor

Ehemalige BASIC thinking Autoren

Dieses Posting wurde von einem Blogger geschrieben, der nicht mehr für BASIC thinking aktiv ist.

2 Kommentare

  • Obwohl ich mich auch eher zu den Jüngeren zählen würde erschließt sich mir der vermeintliche Unterhaltungsfaktor dahinter auch nicht so ganz. Auch tinder hab ich nie ausprobiert, aber da hat das ganze Hin- und Herwischen wenigstens die Funktion neue Leute kennen zu lernen. Bei wishbone sieht das anders aus…da bleib ich lieber bei meinen Tech-Blogs, wenn ich zwischen den Vorlesungen ein paar Minuten Zeit totzuschlagen habe.

    Könnte man über eine solche Plattform denn eigentlich Umfragen beispielsweise zum Thema Technik realisieren? ^^ ..um die Android-Apple-Frage mal weiterzudenken. Das würde es für mich noch rausreißen, wenn man Vergleiche a’la „Welches Smartphone ist für Low-Light Fotografie besser geeignet? A oder B?“ oder „Ich benutze mein Handy nur fürs Schreiben, welches OS hat da das geeignetste Notification-Panel für mich?“ mal eben an eine kleine Community von Leuten stellt, die einem schnell einen Überblick geben, weil sie morgens in der Bahn genau so Langeweile haben wie man selber…Aber letztlich kann man auch hier Google+ benutzen ^^

  • Um die einzig wichtige Frage des Artikels zu klären: DEPECHE MODE 🙂 Ansonsten erschließt sich mir der Sinn dieser App nicht, zumindest nicht aus Konsumentensicht. cR