Wenige Tage sind es nur noch, bis der Google Reader in Rente geschickt wird. Alternativen wie Feedly oder The Old Reader bringen sich in Stellung, um die RSS-Fans in ihre offenen Arme aufnehmen zu können.
Ich bin schon seit vielen Jahren Fan des RSS-Readers aus dem Hause Google und vermutlich ebenso überrascht über dessen Ende, wie es die meisten von euch waren, als das Unternehmen vor einigen Monaten ankündigte, dass man dem Dienst endgültig den Stecker raus ziehen möchte.
Alles Lamentieren bringt nun nur leider nichts, deshalb haben wir uns einmal ein paar Alternativen angeschaut, die in die Bresche springen könnten. Wie immer gibt es keinen Anspruch auf Vollständigkeit, weil wir uns hier lediglich auf fünf Alternativen beschränken. Eure Vorschläge in den Comments sind aber natürlich absolut willkommen, um später einmal eine umfangreichere Übersicht anbieten zu können.
Bevor wir aber dazu kommen, wo wir künftig unsere Feeds durcharbeiten, überlegen wir uns erst kurz, wie wir denn am besten unsere Daten vom Google Reader hinüber retten, ohne uns unnötig viel Arbeit zu machen. Dazu ruft Google Takeout auf und sucht euch den passenden Dienst – in diesem Fall also den Reader – aus. Die Daten werden dann exportiert und in einer OPML-Datei zusammengefasst. Ihr klickt nun nur noch auf “Archiv erstellen” und erhaltet dann eine ZIP-Datei. Mit der OPML-Datei könnt ihr dann eure Feeds bei den gebräuchlichsten Feed Readern problemlos importieren.
Feedly:

Feedly ist vermutlich einer der ersten Reader, die genannt werden, wenn derzeit über Alternativen zum Google Reader gesprochen wird. Ich hatte das Teil auch schon lange im Einsatz, allerdings eher selten wirklich genutzt. Ich fand schon immer, dass die News dort optisch schöner aufbereitet wurden, aber an die Funktionalität des schlichten Google Readers kam es für mich nie heran. Seitdem hat sich natürlich Einiges getan und vor einigen Tagen konnte man Vollzug melden und sich völlig vom Google Reader loslösen.
Man muss sich hier natürlich ein klein wenig herein finden, kann nach kurzer Eingewöhnungszeit aber ebenso flott mit Feedly agieren, wie man es mit dem Google Reader gewohnt war. Dank geöffneter API dürfen wir uns darüber freuen, dass es künftig passende Apps hageln wird von Drittanbietern. Zudem könnt ihr euch mit eurem Google-Account einloggen, der Umzug wird euch also denkbar einfach gemacht. Ich habe mich in den letzten Tagen mit Feedly durchaus anfreunden können und das ist nun mein erster Kandidat für die Google Reader-Nachfolge, wenngleich ich mir hier noch eine deutlich verbesserte Such-Funktion wünsche.
Feedly punktet nicht nur mit offener API, sondern auch durch seine Vielseitigkeit: Ihr könnt eure Feeds im Browser auf dem Rechner verfolgen, sondern auch via iOS- oder Android-App und eine mobile Version ist ebenfalls in Mache. Darüber hinaus ist der Reader kostenlos und wird von vielen Drittanbietern unterstützt – bis dato also meine absolute Empfehlung, was Google Reader-Ersatz angeht.
The Old Reader:
The Old Reader ist vielleicht so ein bisschen was wie der Gegenentwurf zum aufgebrezelten Feedly. Optisch ist man hier sehr nah am “Ur”-Reader, also bei der Google-Vorlage. Auf dem Bild oben seht ihr links, wie der Reader vor einem Jahr aussah und auf der rechten Seite, wo man design-technisch mittlerweile angekommen st. Auch dieser Reader freut sich ähnlich wie Feedly über regen Spruch der Wechselwütigen. Via Facebook oder Google könnt ihr euch hier einloggen oder aber auch direkt dort registrieren und dann per OPML-Datei eure Feeds einsortieren.
Das sieht dann in der Praxis wirklich dem Google Reader sehr ähnlich – links habt ihr die Feeds, rechts lest ihr. Außerdem habt ihr den Dienst Pocket integriert und könnt eure Artikel über Facebook in die Welt hinaus blasen. Auch The Old Reader gibt seine API frei und so dürfte es auch hier künftig einige Apps zu begrüßen geben. Wem das spartanische Design des Google Reader gefällt und möglichst die gleiche Experience behalten möchte, sollte unbedingt einen Blick auf The Old Reader werfen! Beachtet hierbei aber, dass es bis dato zwar eine Web- und eine mobile-Ansicht gibt, jedoch noch keine Unterstützung für iOS oder Android.
Digg Reader:
Der Digg Reader (Bild: Caschy) ist noch ein ganz junges Pferdchen im Reader-Stall. Die Jungs haben ziemlich schnell nach der Ansage von Google, den eigenen Reader abschalten zu wollen, mit der Arbeit begonnen und die ersten Früchte sehen wir mittlerweile. Der Rollout des noch frischen Readers läuft gerade, über den obigen Link könnt ihr euch dafür registrieren und auch bald loslegen.
Logischerweise liegt auch bei Digg der Fokus auf dem möglichst flotten Lesen der eigenen Feeds. Dabei könnte helfen, dass ihr hier die gleichen Short Cuts wie beim Google Reader verwenden könnt, also J/K für die Artikelwechsel, S zum Speichern etc. Auch der Import eurer Feeds wird euch hier leicht gemacht. Darüber hinaus könnt ihr selbstverständlich die gelesenen Artikel auch favorisieren, an Facebook und Twitter weiterleiten und auch an Dienste wie Instapaper, Pocket und Readability schicken. Mehr Dienste sind auch bereits angekündigt LinkedIn, Google+, WordPress, Tumblr, Squarespace, Evernote, Dropbox, Buffer und ITTT werden explizit erwähnt).
Aktuell gibt es “nur” eine iOS-App, bis Ende Juli soll aber auch das Android-Gegenstück fertig gestellt worden sein. Auch an der offenen API, der mobilen Ansicht und den Erweiterungen arbeitet man noch, aber der Digg Reader ist wie gesagt noch super-neu und die bisherigen Resultate können sich dafür absolut sehen lassen.
AOL Reader:
War gerade die Rede von brandneuen Readern? Dann hab ich in dieser Kategorie noch einen Kandidaten für euch: Den AOL Reader, der gerade in die Beta-Phase gegangen ist. AOL kennen wir alle als Internet-Dinosaurier – mit dem Reader hat man sich allerdings einen komplett neuen Wirkungsbereich erschlossen.
Auf den ersten Blick sieht das auch alles schon sehr solide aus, wenngleich erst einmal nur die Web-Ansicht vorhanden ist. Ihr könnt euch via Google-, Facebook- oder Twitter-Account einloggen, das Importieren läuft über die bekannte OPML-Nummer, die ich oben erwähnt habe. Auch der AOL Reader ist sehr schlicht, aber eben funktional. Werde ich mir nochmal in Ruhe anschauen, sobald man ein wenig mehr zu bieten hat. Solltet ihr vielleicht ebenso mal im Hinterkopf behalten, wenn ihr euch bei den obigen (oder anderen) Alternativen nicht wohl fühlt. Erweiterungen, Apps – wird alles kommen. Der AOL Reader ist für mich aktuell so ein Fall für die Ersatzbank, dessen Entwicklung man aber auf jeden Fall beobachten sollte.
Feedreader:
Als fünften Vertreter unserer kleinen Übersicht hier möchte ich euch noch den Feedreader ans Herz legen. Auch dort freut man sich über wechselwillige Google Reader-Kandidaten, wie man gleich auf der Seite des Feedreaders zu lesen bekommt.
Sieht auch alles ganz angenehm aus, was man uns dort bietet und orientiert sich auch ein wenig am Aufbau, den wir vom Google Reader gewohnt sind. Ihr könnt wie bei den anderen Readern auswählen, ob ihr nur Überschriften sehen wollt oder den Text angeteasert bekommen wollt. Geteilt wird u.a. an Facebook, ansonsten stellt sich der Funktionsumfang noch recht überschaubar dar. Das alles passiert im Browser, meines Wissens gibt es noch keine mobile Ansicht und auch Apps für Android und iOS vermisse ich hier noch. Alles in allem ein sehr funktioneller, schlichter Reader, der mit den oben genannten nicht mithalten kann. Wer es jedoch schlicht mag und sich auch an der Aufmachung erfreut, kann auch mit diesem Reader nicht sehr viel verkehrt machen.
Das waren jetzt unsere Kandidaten, bei denen wir das Gefühl haben, dass sie am ehesten die Nachfolge des Google Reader antreten könnten. Wenn ihr noch den ultimativen Tipp habt für einen Dienst, den wir hier noch nicht auf dem Zettel haben, dann lasst es uns gern in den Kommentaren wissen. Dort würde ich darüber hinaus auch gern von euch lesen, für welchen Reader ihr euch entschieden habt und weshalb.