Nach Nokia verlässt nun auch BlackBerry den Standort Bochum. Gute Nachricht jedoch für die rund 300 Beschäftigten: VW übernimmt den ganzen Laden für seine neu gegründete Volkswagen Infotainment GmbH und das Personal gleich mit.
Damals war es schon eine ziemlich unschöne Geschichte, als sich Nokia 2008 aus dem Ruhrpott verabschiedete und stattdessen ein Werk in Rumänien aufmachte. Ärger gab es seinerzeit auch deswegen, weil sich Nokia eine Menge an Fördergeldern eingesackt hat, bevor der Tross dann weiter zog nach Cluj, Rumänien. Dort übrigens kündigte man auch bereits 2011 an, dass man sich wieder verabschiedet – dieses Mal Richtung China.
Viele der dort Angestellten standen auf der Straße und somit war es für die Stadt ein Segen, als BlackBerry sich dort einnistete und zeitweise zumindest 300 Mitarbeiter beschäftigte im hiesigen Forschungs- und Entwicklungszentrum. Wenn wir hier über die Kanadier berichten, dann nicht selten im Zusammenhang mit dem Niedergang des Unternehmens.
Seit Jahren versucht man verzweifelt, irgendwie wieder zurück in die Spur zu finden – bislang mit überschaubarem Erfolg. Schnell war klar, dass man den ganz spitzen Rotstift zucken müsste, um jeden verfügbaren Cent einzusparen. Diesen Sparmaßnahmen sind jetzt wieder einmal die Bochumer zum Opfer gefallen. Die Mitarbeiter vor Ort – zuletzt noch 200 – waren schon lange verunsichert bezüglich der schlechten Wirtschaftslage des Unternehmens und werden daher sicher äußerst erleichtert sein, dass sich das Schicksal nicht wiederholt und sie dieses Mal eben nicht auf der Straße landen.
Der Grund dafür ist VW – der Autohersteller wird nämlich das R&D-Zentrum übernehmen und alle Mitarbeiter übernehmen! Auch an VW ist nicht vorbeigegangen, wie wichtig das vernetzte Auto in Zukunft sein wird und so will man den Grips der Ex-BlackBerry-Angestellten dafür nutzen, die neu aus dem Boden gestampfte Volkswagen Infotainment GmbH in Bochum zu etablieren.
Klingt für mich nach ’ner klassischen Win-Win-Situation: VW erhält hochqualifiziertes Personal – und das wiederum muss sich jetzt keine Sorgen um seine Zukunft machen oder gar direkt wieder auf Jobsuche gehen. Nicht zuletzt ist es natürlich auch wichtig für den Standort Ruhrgebiet. VW hat große Pläne in Sachen „Fahrzeug Connectivity“ – dabei soll es nicht etwa darum gehen, dass wir im Auto die Musik vom Smartphone hören können oder ähnliches, sondern eher um die Kommunikation des Autos mit anderen Fahrzeugen, Tankstellen oder unserem Zuhause bzw Büro.
Mich als Pottkind freut diese Nachricht besonders, weil anstelle des angeschlagenen Ex-Smartphone-Riesen nun ein absoluter Wachstumsmarkt direkt aus dem Herzen des Ruhrgebiets erschlossen werden soll – und man sich über VW als Unternehmen deutlich mehr freuen kann, als wenn sich ein Investor den ganzen Laden gesichert hätte.