Verbrechen erkennen, bevor sie geschehen? Klingt nach Minority Report, wird in Wirklichkeit jedoch von mehreren Unternehmen und der Polizei mehrerer Länder bereits getestet. Zusammen mit dem Programm von Accenture hat die Metropolitan Police in London gerade Tests absolviert, mit der man die Fälle von Banden-Kriminalität eindämmen möchte.
Minority Report ist der Hollywood-Blockbuster, in welchem Tom Cruise die Hauptrolle übernahm und in dem wir eine Geschichte erzählt bekamen, in der Verbrechen vereitelt werden, bevor sie überhaupt geschehen. Solange wir bei der Polizei keine Menschen beschäftigen, die wirklich in der Lage sind, anhand von Prophezeiungen Straftaten verhindern zu können, müssen wir uns da ein wenig anders behelfen als im Film.
Das geht natürlich nicht mit Hellseherei und klappt vermutlich auch nicht so effektiv wie im Film, aber dennoch gibt es verschiedene Ansätze und einen davon hat die Polizei in London gerade erst getestet. Es geht dabei darum, Banden-Kriminalität einzudämmen und Aktivitäten der Bandenmitglieder möglichst präzise vorauszusehen.
Wie soll das nun funktionieren? Als Partner hat man das Unternehmen Accenture an seiner Seite, welches schon sehr viel Erfahrung in diesem Bereich hat und auch schon mit Polizei in Spanien und Singapur zusammenarbeitete, wenngleich auch mit etwas anderen Ansätzen. Big Data ist das Stichwort und so geht es im Wesentlichen darum, die richtigen Informationen zusammenzutragen und dann möglichst geschickt in einen Bezug zu setzen.
Das Analyse-Tool von Accenture trackt dabei die Gangs, die in London aktuell aktiv sind, bzw deren 3.500 erfasste Mitglieder. Verschiedene Kanäle werden genutzt, um die relevanten Daten zusammenzutragen. Eine sehr wichtige Rolle spielt dabei, was man von den Straftätern bereits weiß: Welche Straftaten wurden begangen, mit welchen Menschen sind sie wie eng verknüpft, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie in bestimmten Situationen wieder zu einer Straftat fähig sind und vieles mehr. Darüber hinaus werden diese Personen auch auf den sozialen Kanälen getrackt, zudem behält man die bekannten Hotspots im Auge.
For example if an individual had posted inflammatory material on the internet and it was known about to the Met – one gang might say something [negative] about another gang member’s partner or something like that – it would be recorded in the Met’s intelligence system.
Man nimmt dann die Daten, die die Metropolitan Police in London bereits in ihren Systemen erfasst hat, verknüpft sie mit den Ergebnissen des Accenture-Programms und erhält dann errechnete Wahrscheinlichkeiten, mit denen sich bestenfalls Straftaten vereiteln lassen.
Auch das US-Unternehmen Predpol (Predictive Policing) arbeitet an seiner Minority Report-Vision. In Santa Cruz konnte so bereits vor Jahren in einem Modellversuch durch die geschickte Verknüpfung von Verbrechensstatistiken und bestimmten Orten die Einbruch-Quote um 27 Prozent gesenkt werden.
Ihr seht, da ist schrecklich wenig Hokuspokus im Spiel, sondern viel mehr ein Haufen Analyse-Arbeit. Die relevanten Daten liegen zu einem großen Teil vor, dank neuer technischer Möglichkeiten haben wir nun aber die Chance, diese Daten deutlich schneller in einen Kontext zu setzen, so wie es gerade bei der Polizei in London der Fall ist. Das klingt nicht so spannend wie im Film, aber das soll uns ja egal sein, wenn das Resultat passt, oder was meint ihr?