Am 7. Februar starten in Sotschi, Russland die XXII. Olympischen Winterspiele. Wer als Journalist dabei ist, sollte sich mit Instagram-Bildern zurückhalten – es könnte ihn nämlich seine Akkreditierung kosten.
Tja, was sollen wir davon halten, dass die Spiele dort stattfinden, wo sie stattfinden. Sotschi liegt da, was man die Riviera Russlands nennt, ist demzufolge eher Sommer- als Winter-Ort. Aber mit einem Haufen Gazprom-Kohle kann man Einiges bewegen, also finden die nächsten Winterspiele nun mal in Sotschi statt.
Vasily Konov von der staatlichen Sportnachrichten-Agentur R-Sport erklärte dazu, dass jeder Journalist, der Smartphone, Tablet oder Cam dazu nutzt, mit olympischem Content die einschlägigen Social Media-Kanäle zu bedienen, seine Akkreditierung für die offizielle Berichterstattung verliert.
Das ist etwas, was mit Pressefreiheit nun nicht so schrecklich viel zu tun hat und ein klarer Rückschritt zu London, wo wir alle davon profitierten, dass Journalisten so eifrig Instagram und Co gefüttert haben.
Der Schnitt wird zwischen privatem und professionellem Equipment gemacht und erstreckt sich nicht nur über Bilder von Sportlern, sondern bezieht auch Fotos von Zuschauern mit ein. Mich würde interessieren, wie es beispielsweise mit einem Foto vom Kreml aussieht, wenn zufällig eine Handvoll erkennbarer Sport-Fans durchs Bild wackeln.
Betroffen ist natürlich nicht nur Instagram – für Vine, Twitter, Facebook und Co gilt das gleiche. Die Journalisten sollen dahingehend noch geschult werden, damit auch jeder weiß, was ihm die Publizisten-Stunde geschlagen hat.
Diese Maßnahme wäre laut Konov “nur” Teil eines großen Gesamtpakets, welches auf die Sicherheit aller abzielt. Ich persönlich wüsste gern, wie viele Unfälle, Anschläge, was-auch-immer man dadurch verhindern kann, dass man verhindert, dass ein verschwommener Vierer-Bob im Netz verbreitet wird, der mittels Filter noch ein wenig verschwommener gemacht wurde.
Für mich persönlich haben die Spiele in Sotschi schon lange einen merkwürdigen Beigeschmack – durch diese News wird es mit Sicherheit nicht besser. Was sagt ihr? Angemessen oder überzogen?
Update:
Nachdem die Meldung gestern durch die Medien geisterte und für viel Unmut sorgte, hat sich nun das IOC durch einen Sprecher an USA Today gewandt mit der Aussage:
Please take as many photos as you like! Sharing pix on social media positively encouraged.
Nicht nur, dass Journalisten also privat Fotos machen und sharen dürfen – das IOC ermutigt sogar dazu, Bilder zu machen. Das gilt allerdings nur für Fotos, bei Videos ist es in der Tat so, dass Journalisten untersagt ist, ihr Videomaterial auf die verschiedenen Social Media-Kanäle zu bringen. Das hat dann allerdings herzlich wenig mit Russland selbst, sondern mit dem internationalen olympischen Komitee zu tun. Ist ja auch verständlich: Welcher TV-Sender bezahlt schon für die Übertragungsrechte der Veranstaltung, wenn man bei Instagram kostenlos einige wenige Sekunden einer jubelnden Menge im Stadion sehen kann ;)
Aber im Ernst: Die Bedingungen wären somit auf dem Papier identisch mit denen, die auch in London herrschten, wobei man nachträglich weiß, dass der IOC bei Verstößen nicht wirklich nachgefasst hat. Warten wir ab, wie es dieses Mal ist. (via)