OnePlus ist zweifellos eines der neuesten, coolsten und ambitioniertesten Tech-Unternehmen Chinas. Wir Mobile Geeks – in Person von Nicole und Stewart – waren zu Besuch bei OnePlus und stellen euch das aufstrebende Unternehmen vor, welches bald mit einem High-End-Smartphone und vielen spannenden Ideen die Welt erobern will.
OnePlus legt derzeit eine absolut rasante Entwicklung hin: Vom 10 Seelen-Betrieb zum Ende des letzten Jahres möchte man bis zum Jahresende 2014 auf 400 Personen anwachsen und dementsprechend kann man auch bei Betreten der Firmenzentrale in Shenzhen, China überall diese Aufbruchstimmung wahrnehmen. Ebenso, wie sich das Unternehmen im Aufbau befindet, könnt ihr an den oft noch nackten Wänden und gestapelten Kartons in den Fluren erkennen, dass man mittendrin ist, hier was entstehen zu lassen. Ergonomisch geformte Stühle, oftmals noch leere Büros und mehr lassen aber bereits erahnen, dass hier ein besonderer Geist herrscht, von dem man glaubt, ihn sogar in den glänzenden, erwartungsfrohen Augen des Unternehmens-Hundes erkennen zu können:
Unsere Nicole entspannt in den teils noch leeren Räumlichkeiten bei OnePlus.
Der Kern der Belegschaft bei OnePlus besteht aus Ex-Oppo-Angestellten, CEO Pete Lau war sogar Vizepräsident bei Oppo. Am 17. Dezember wurde das Unternehmen erst offiziell gegründet und ist seitdem dabei, mit einer selbst für chinesische Verhältnisse originellen Strategie in China Fuß zu fassen und würde man das Vorgehen der Jungs als disruptiv bezeichnen, würde man vermutlich noch schamlos untertreiben. Grundsätzlich kann man die Strategie des Unternehmens auf drei recht simple Ziele runter brechen:
- Man möchte das beste Smartphone bauen – mit den aktuell besten verfügbaren Komponenten und einem reinen Killer-OS
- Auf Basis der eigenen globalen Distributionskanäle eine E-Commerce-Plattform aufbauen für Online-Verkäufe
- Eine treue und loyale Kundschaft heranzüchten, die den Anspruch hat, das bestmögliche Smartphone zu besitzen
Das OnePlus One Smartphone
Über das Smartphone selbst haben wir hier ja schon zahlreich berichtet, zuletzt beim Vergleich des One mit dem Galaxy S5. Im Gegensatz zu anderen Anbietern setzt OnePlus hier auf eine Strategie, die ein einziges Smartphone als Flaggschiff vorsieht, welches am 23. April offiziell vorgestellt wird.
Auch zu den Specs haben wir uns bereits mehrfach geäußert, wenngleich die Liste der technischen Daten noch nicht komplett ist. Das 5.5-inch große IPS-Display mit Full HD-Auflösung stammt von Japan Display, der SoC (Snapdragon 801) von Qualcomm und dazu gibt es u.a. 3 GB RAM, eine 13 Megapixel-Cam mit 6 Linsen und einen dicken 3.100 mAh Akku.
Von der Größe her würde man das Gerät vermutlich am ehesten mit einem Galaxy Note 3 vergleichen, doch uns wurde gesagt, dass der nahezu nicht vorhandene Rahmen dafür sorgt, dass wir uns größentechnisch eher am Galaxy S5 orientieren sollten. Ursprünglich sollte ein Snapdragon 800 das Gerät antreiben, aber die Verfügbarkeit der stärkeren Variante 801 ließ OnePlus umsetzen, so dass sich der neueste SoC Qualcomms an der Seite der Adreno 330 GPU im One wiederfinden wird.
Während sich der Snapdragon 801 auch im Galaxy S5 findet, kann man den Koreanern mit 3 GB RAM deutlich mehr RAM entgegensetzen, wie es derzeit auch Sony mit dem Xperia Z2 und Oppo mit dem Find 7 vorgemacht haben.
Auch bei der Kamera möchte man ein Ausrufezeichen setzen und vertraut auf Sonys Exmor-Sensor mit gleich mal 6 Linsen (im Gegensatz zu den fünfen im Galaxy S5). Auf der Rückseite finden wir 13 Megapixel vor, vorne sitzt ein 2 Megapixel starker Shooter. Zusätzliche Sensoren sollen ermöglichen, dass ihr auch nachträglich noch denkbar viele Optionen für eure Fotos habt, beispielsweise die Möglichkeit, neu zu fokussieren. Abschließend bewerten können wir die Cam natürlich jetzt noch nicht, aber immerhin sind schon ein paar Bilder geleakt, die mit der Kamera gemacht wurden und hier zu bestaunen sind.
Das Gerät wird auch dank StyleSwap-Feature die Möglichkeit bieten, die Rückseiten auszutauschen. Verschiedene Texturen wie Seide, Jeans, Kevlar, Sandstein und Bambus sind bereits kommuniziert worden.
Zusammenarbeit mit CyanogenMod
Software ist ein ganz wichtiger Punkt, wenn man ein neues Flaggschiff-Smartphone veröffentlichen möchte und so haben wir uns natürlich dementsprechend gefreut, als CyanogenMod als Partner vorgestellt wurde, der uns Android 4.4 KitKat in der “Geschmacksrichtung” CyanogenMod 11S aufs OnePlus One bringen wird.
Auch bei uns Mobile Geeks erfreut sich der CyanogenMod schon lange größter Beliebtheit, weil hier in besonderem Maße die Einfachheit eines ‘nackten’ Androids kombiniert wird mit tollen Funktionen und der Möglichkeit, das Gerät den eigenen Bedürfnissen anzupassen.
Steve Kondik als CyanogenMod-Kopf sagt dazu:
Durch Kombination unserer Software-Fähigkeiten mit Petes Background in Sachen Hardware und Design werden wir ein Smartphone entwickeln können, welches unser beider Erwartungen übertrifft.
Von ihm stammt auch dieses – sagen wir: etwas andere – Unboxing-Video:
Außerdem lässt uns OnePlus bereits einen ersten Blick auf die UI werfen:
Die E-Commerce-Plattform und die Distributionskanäle
Google hat es vorgemacht mit seinen Nexus-Geräten: Man kann seine Devices durchaus online an den Mann bringen, selbst wenn wir es gewohnt sind, dass die meisten Nutzer ihre Geräte inklusive Vertrag beim Händler ihres Vertrauens erwerben. Das impliziert, dass man sich dort auch alle zwei Jahre ein neues Smartphone zulegt. Der Markt für den Online-Handel ist definitiv da, aber man braucht dazu natürlich eine entsprechende E-Commerce-Plattform und die entsprechenden Distributions-Netzwerke, um erfolgreich zu sein.
OnePlus arbeitet sehr intensiv an dieser Umsetzung und kümmert sich sowohl darum, dass die E-Commerce-Plattform für den Online-Verkauf ausgebaut wird, als auch das Vertriebsnetz. Man stellt sicher, dass man weltweit genügend Lagerfläche nutzen kann, die aus Hong Kong kontrolliert wird. Denkbar ist, über diese Kanäle auch Zubehör von Drittherstellern anzubieten.
Das hält OnePlus für ein Schlüsselelement, um jederzeit Warenbestände, Produktrückgaben und Ersatzlieferungen im Auge zu behalten und direkt an die Verkäufe und Services für die Kunden zu koppeln. Gelingt OnePlus das zufriedenstellend, hat man hier unsagbar viel Potential für die Zukunft.
Enthusiastische, loyale Kundschaft heranzüchten
Auch, wenn man die Industrie in Shenzhen, die sich in stetem Wandel befindet, auf einen Blick gar nicht erfassen kann, dürfen wir wohl festhalten, dass man sich hier nicht lange damit aufhält, eine Marke wirklich zu etablieren und dementsprechend viel Geld in das klassische Marketing zu stecken. Kein Vergleich also zu Unternehmen wie Apple oder auch Samsung.
OnePlus möchte aber ein Markenbewusstsein schaffen, obwohl ihnen finanziell nur ein Bruchteil dessen zur Verfügung steht, was Samsung und Co für den gleichen Zweck investieren können. Man muss sich also anders behelfen und mit dem Claim “Never settle” gibt man sich dafür wirklich selbstbewusst. Das wirkt bei den Social Media-Kampagnen mitunter recht arrogant für so einen Neuling, aber das ist durchaus Teil der Strategie. Wichtig ist, dass man die Leute erreicht, auch mit vollmundigen Ansagen. Nach dem Prinzip “Steter Tropfen höhlt den Stein” hat man uns über einen längeren Zeitraum Specs und Preise nach und nach hingeworfen und sorgt damit, dass pünktlich zum Release der Buzz um das Smartphone am größten ist und jeder realisiert hat, dass da ein neuer Cowboy in der Stadt ist.
Man engagiert sich in den sozialen Medien, um eine Bindung zu den potenziellen Käufern herzustellen und sie somit nicht nur zu Käufern, sondern zu Fans oder Followern zu machen, die loyal hinter der Marke stehen. Hier orientiert man sich stark an den Chinesen von Xiaomi, denen das binnen vier Jahren eindrucksvoll gelungen ist, sowas wie Kultstatus zu erlangen und den Namen Xiaomi wirklich als Marke zu etablieren mit einer loyalen Gefolgschaft. Mit dem “Never Settle”-Mantra möchte OnePlus nun auf ähnliche Art zur Kultmarke werden.
Zum Start in 16 Ländern für unter 400 Dollar verfügbar
In 16 Ländern wird das OnePlus One zu Beginn an den Start gehen – Deutschland gehört glücklicherweise ebenso zu den Nationen, wie unsere Nachbarn in Holland, Belgien, Österreich und einigen mehr. 350 Euro werden in Europa veranschlagt, für andere Regionen wird ein umgerechneter Betrag von 400 Dollar angesetzt, beispielsweise in Hong Kong und Taiwan. Auch für USA und Großbritannien wird man voraussichtlich in Kürze verkünden, dass man zum Verkaufsstart präsent sein wird.
Mit 400 Dollar bzw 350 Euro für ein so hochwertig ausgestattetes Smartphone geht man absolut aggressiv an den Markt und wir sind jetzt schon gespannt auf das OnePlus One und können gar nicht abwarten, es bereits nächste Woche in Händen zu halten – weil es a) ein interessantes Smartphone ist und b) wir davon ausgehen, dass OnePlus den Markt wirklich erschüttern kann.