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Ford Mustang – Kult und Fortschritt in einem

geschrieben von Mark Kreuzer

Der Mustang ist mittlerweile eine solche Ikone, dass selbst Leute, die sich nicht für Autos interessieren, nicht unbeteiligt bleiben, wenn dieser an einem vorbei fährt. Vor allem das neue 12“ digitale Cockpit des Mustangs ist sehr durchdacht und vom Funktionsumfang her weiter als die meisten seiner Konkurrenten.

Ohne dem ganzen Artikel vorweg greifen zu wollen: Der Mustang ist ein Auto, dass mich in den zwei Wochen, die ich ihn testen konnte, sehr fasziniert hat.

Er schafft es sehr stark, den Kultstatus, den die Modellreihe hat, zu nutzen, ist aber gleichzeitig dank einiger pfiffiger modernen Details auch ein Auto auf der Höhe der Zeit.

Technische Daten Ford Mustang

Ein Blick auf die technischen Daten verrät sofort, dass wir es mit einem Sportwagen zu tun haben, der sich nicht verstecken braucht. Ich zitiere mal kurz meine Highlights aus dem Spec-Sheet des Testwagens:

  • 5,0 Liter V8 mit 450 PS
  • 10 – Gang Automatik
  • Klappenauspuffanlage mit vier Endrohren
  • 6-Kolben Brembo – Hochleistungsbremsanlage
  • Magne-Ride (adaptives Fahrwerk)
  • LED Scheinwerfer
  • Adaptive Geschwindigkeitsreglung und Fahrspurhalte-Assistent
  • Lackierung Tropical-Orange

Ich gebe zu, auf dem Datenblatt stehen noch ein paar andere Sachen, aber ich glaube die für die meisten wichtigsten Punkte habe ich damit aufgeführt.
Besonders bei dem Mustang ist, dass der Neupreis bereits bei 39.500 € anfängt und der von mir getestete quasi VOLL ausgestattete GT einen Listenpreis von 54.400 € hat.

Nur um das mal in ein Verhältnis zu bringen: Ein neuer (sehr gut, aber nicht vollausgestatter) Mercedes A200 kostet mehr. Die A-Klasse ist, wie ich zugeben muss, ein schlechtes Beispiel. Es würde mehr Sinn machen, den Mustang mit einem anderen aktuellen Sportwagen zu vergleichen.

Da der Ford Mustang GT wie der Name schon nahelegt ein GT ist, würde sich ein Vergleich mit dem Bentley Continental GT ja durchaus anbieten. Und wie der Zufall es so wollte, hatte ich tatsächlich beide Fahrzeuge überlappend im Test. Der von uns getestete Bentley Continental GT kostet aber 232.395 €, deshalb ist ein direkter Vergleich vielleicht nicht wirklich sinnvoll.

Es bleibt aber die Frage offen:

Wie viel Technik braucht ein Sportwagen?

Eine wirklich objektiv richtige Antwort auf diese Frage wird es nicht geben. Aber mein Eindruck ist, dass man sich bei Ford diese Frage auch gestellt hat und ein paar interessante Antworten gefunden hat. Bei Sportwagen stehen Leistung und gutes Handling im Vordergrund. Dafür wurde bei dem Mustang mit dem Magne Ride Fahrwerk und dem Zehn-Gang-Automatik-Getriebe einiges getan.

Ich vermute aber, dass die meisten Sportwagen-Käufer ihren Wagen prozentual eher mehr durch den Alltag fahren, als dass sie den Grenzbereich austesten.

Daher sind Sachen wie das Infotainment-System nicht zu vernachlässigen. Das hat Ford mit dem Sync-3 solide gelöst, und wer sich ein paar Connected Features wünscht, wird spätestens mit Apple Car-Play und Android Auto ein grundlegend ordentliches System geboten bekommen.

Den Fokus hat man bei Ford im wahrsten Sinne auf den digitalen Tacho gelegt. Dieser bietet außerdem einige coole Funktionen, wo sich meiner Meinung nach einige Hersteller eine große Scheibe von abschneiden können.

Digitaler Tacho – Ford Mustang

Mit 12 Zoll Bildschirmdiagonale ist der digitale Tacho nicht größer und gefühlt von der Auflösung auch nicht anders als das, was man heute schon aus vielen anderen Autos gewöhnt ist.

Aber zwei Sachen kann der digitale Tacho im Mustang, die ich mir ab jetzt eigentlich in jedem vergleichbaren Auto wünschen würde.

Personalisierung

Ihr könnt die Farben frei nach euren Vorstellungen anpassen. Ihr habt zwei verschiedene Bereiche, welchen Ihren jeweils eine Farbe zuweisen könnt. Bei der Auswahl der Farben habt ihr vollkommen freie Wahl. Das erscheint auf den ersten Blick vielleicht nur nach einem kleinen Detail, aber für mich ist es eine der Funktionen, die ein Hersteller ohne weiteres implementieren kann und die ein Kunde zu schätzen weiß. Das ganze lässt sich selbstverständlich auch auf die LED-Innenraumbeleuchtung erweitern.

Anzeige abhängig vom Fahrmodus

Am meisten begeistert hat mich am digitalen Tacho die Gestaltung des Tachos abhängig von den gewählten Fahrmodus.

 

Jede der Ansichten lässt sich noch mal mit weiteren Informationen erweitern, wenn gewünscht. Hier nutzt man die Möglichkeiten, die einem ein digitaler Tacho bietet, tatsächlich mal sinnvoll aus. Im Moment würde ich dem Mustang den modernsten digitalen Tacho im Auto attestieren, den ich kenne.

Mustang Track Apps

Da es sich bei dem Mustang ja um einen Sportwagen handelt, hat man auch noch mal spezielle Track-Apps mit in das System integriert. Diese für die Rennstrecke gedachten Apps haben verschiedene Funktionen. Neben einer G-Kraft-Anzeige gibt es auch schon speziellere Funktionen wie einen Beschleunigungstimer und eine Funktion zur Messung der Bremsleistung (Verzögerungstimer). Witzig gemacht ist die Ampel-Funktion, die entweder einer klassischen Rennsport-Startanzeige oder der Startampel von US-Drag-Races nachempfunden ist.

Ford Mustang – 10 Gänge für ein Halleluja

Eine wirkliche Neuheit für mich war das 10-Gang-Automatikgetriebe im Mustang. Anfangs war die Vielzahl an Gängen ein wenig ungewohnt beim Fahren. Aber nach 2 Wochen Test ist mein Fazit zu der Automatik positiv. Mit adaptiver Schaltplanung passt sich das Getriebe schnell an wechselnde Fahrsituationen an. Wie es sich für einen Sportwagen gehört, hat der Mustang auch Schaltwippen, für mich persönlich ist es jedoch immer ein gutes Zeichen, wenn man bei einem Sportwagen kein Verlangen verspürt, die Schaltung manuell in die Hand zu nehmen. Dies war bei dem Mustang definitiv der Fall, so dass ich das Schalten und Walten fast ausschließlich der Automatik überlassen hab.

Ein kleiner Wermutstropfen bei der Vielzahl der Gänge ist, dass man den Wagen kaum im hohen Drehzahlbereich bewegt, weil er einfach schnell in den nächst höheren Gang schaltet. Die ist von einem fahrdynamischen Gesichtspunkt sicherlich nachvollziehbar, führt aber dazu, dass man den phänomenalen Motorenklang auf der Landstraße nicht voll auskosten kann, weil man einfach zu schnell würde.

Eine Sache, die mir dafür immer wieder ein Lächeln auf die Lippen gezaubert hat waren die Autobahnfahrten. Der Mustang lässt sich ganz im Sinne eines GT (Grand Turismo) hervorragend entspannt auf einer langen Autobahnfahrt bewegen.

Natürlich gibt es immer wieder den Moment, wo man auch mal die Leistung abrufen möchte und wenn man dann schon mit entspannten 170 km/h im 10. Gang unterwegs ist, der Wagen dann bei Kickdown erst einmal in den 6. Gang runterschaltet und die Beschleunigungsorgie und das Soundkonzert beginnt, kann man nicht anders als lächeln.

Variabler Motorsound – von netter Nachbar bis zum Heavy-Metal-Konzert

Im Text bisher ist es ja an der ein oder anderen Stelle schon mal durchgeklungen, dass ich den Motorsound für unglaublich gelungen halte. Tatsächlich ist der V8 im Mustang für mich einer der schönsten Motorensounds, die ich bisher in einem Auto je hatte.

Dank Klappenauspuff lässt sich der Sound entsprechend der eigenen Vorlieben und auch der Situation anpassen. Es gibt vier verschiedene Modi:

  • Leise
  • Normal
  • Sport
  • Rennstrecke

Ich denke, die Namen sind relativ selbsterklärend. Natürlich ist Lautstärke ein Element des Erlebnisses eines Sportwagens, aber es ist nicht nur purer Krach, der aus dem Auspuffsystem emittiert wird, sondern wirklich fast schon ein Konzert, gerade bei sportlicher Fahrweise.

Da gerade sportliche Fahrweise nichts in Ortschaften oder Städten verloren hat, lässt sich da der Wagen auf Leise stellen, damit man anderen Verkehrsteilnehmern und Anwohnern nicht auf die Nerven geht.

Besonders schön ist in diesem Zusammenhang auch die Funktion „Leiser Start“, die sich im digitalen Tacho einstellen lässt. Damit habt ihr die Möglichkeit, ein Zeitfenster zu definieren, in dem der Wagen nicht mit Gasstoß startet. Damit lässt sich verhindern, dass der Nachbar morgens um 05:00 Uhr aus dem Bett fällt, wenn ihr losfahrt. Wieder eine Funktion, die sich wahrscheinlich sehr einfach implementieren lässt, die ich aber so bei noch keinem anderen Hersteller gesehen habe.

Fazit Ford Mustang – Cool

Der Ford Mustang ist für mich persönlich eins der besten Autos, die ich in diesem Jahr gefahren bin. Was nicht zuletzt dem in meinen Augen unglaublichen Preis-Leistungs-Verhältnis geschuldet ist.

Ich will auch keine Diskussion darüber vom Zaun brechen, ob so ein Auto heute zeitgemäß ist oder nicht. Es ist ein Sportwagen und einer, den ich unglaublich gerne tatsächlich mal auf einer Rennstrecke bewegen würde. Aber das war in meinem Testzeitraum leider nicht möglich.

Für einen Sportwagen ist der Mustang aber auch gleichzeitig erstaunlich alltagstauglich. Sowohl im Stadtverkehr als auch auf Langstreckenfahrten. Das liegt auch daran, dass er sich mit aktiven Abstand- und Spurhalte-Assistenten sowie dem variablen Fahrwerk sehr komfortabel fahren lässt.

Der Ford Mustang ist wahrscheinlich nicht das technisch modernste Auto, das ich je gefahren bin, aber dank pfiffigen, modernen Details und vor allem dem digitalen Tacho muss er den Vergleich mit deutlich teureren Sportwagen nicht scheuen.

Tatsächlich hatte ich während meiner 2 Wochen Testzeitraum das Gefühl, dass der Wagen viele positive Reaktionen hervorgerufen hat. Ich wurde oft auf das Auto angesprochen mit dem Hinweis, wie gut er doch aussieht.


Und tatsächlich hat sich der Mustang ganz weit oben auf meiner Liste von Traumautos platziert. Wenn ich die Liste zusätzlich noch nach dem Preis sortiere, steht er auf einmal sogar auf Platz 1.

 

 

Fotos von Jonas Speck

Über den Autor

Mark Kreuzer