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So lebt man mit einem $100-Smartphone: Das Leagoo KIICAA Mix im Test

geschrieben von Nicole Scott

Als Smartphone-Testerin verbringe ich viel Zeit mit den neusten, besten und schnellsten Smartphones. Die Messlatte hängt bei mir also sehr hoch und die Schwachstellen eines so günstigen Geräts sollten mir eigentlich direkt ins Auge springen.

Insgesamt habe ich fünf Tage mit dem Leagoo KIIRAA Mix verbracht. Werfen wir also einen Blick auf meinen Alltag mit diesem Budgetgerät und ich verrate euch, in welchen Bereichen es im Vergleich zu anderen Smartphones nicht mithalten kann.

Design

Das Design mit seinen schmalen Displayrändern ist inspiriert vom Xiaomi Mi Mix, welches letztes Jahr auf den Markt kam und mit dem Xiaomi Mi Mix 2 mittlerweile einen Nachfolger hat. Der Fingerabdrucksensor befindet sich unten auf der Vorderseite und die Frontkamera ist merkwürdigerweise ebenfalls unten links platziert. Diese Platzierung ist definitiv gewöhnungsbedürftig und für Selfies müsst ihr das Smartphone auf den Kopf drehen.

Die Selfie-Cam befindet sich unten links am Smartphone

Die Rückseite besteht zwar aus Kunststoff, fühlt sich aber sehr hochwertig an. Die Dualkamera steht jedoch leicht über die Rückseite hinaus.

Display


In dieser Preisklasse ist es sehr schwierig, ein besseres Display zu finden.

Die Einrichtung des Leagoo dauerte eine Weile. Das Display sieht zwar etwas matt und verwaschen aus, aber immerhin ist es ein großer Bildschirm mit sehr schmalen Bildschirmrändern – es schreit förmlich „Ich bin ein modernes Smartphone!“. Ich habe mir alle vorinstallierten Hintergrundbilder angesehen, in der Hoffnung, ein Bild zu finden, welches die Stärken des Displays zur Schau stellt und die Tatsache kaschiert, dass die Farben nicht gerade lebhaft aussehen.

Eine automatische Helligkeitsregelung sucht man vergeblich. Für mich ist das zwar kein großer Kritikpunkt, aber es fällt im Alltag durchaus auf. Dass kein Umgebungslichtsensor verbaut ist zeigt bereits, dass bei der Herstellung in allen erdenklichen Bereichen gespart wurde.

Sobald sich meine Augen ein wenig an das FHD-Panel gewöhnt hatten, sah es eigentlich ganz in Ordnung aus. Blickwinkelstabilität gibt es natürlich keine, seitlich betrachtet bedeckt ein dichter weißer Schleier den Bildschirm.

Der Bildschirm entspricht selbstverständlich nicht den Maßstäben, die Samsung mit seinen AMOLED-Displays in Sachen Schwarzwert, oder den unglaublich scharfen 2K-Displays gesetzt hat. Aber das Sharp-Panel des KIICAA Mix ist durchaus akzeptabel. Ich habe jemandem, der erst vor kurzem ein Pixel 2 gekauft hat, das KIICAA Mix in die Hand gedrückt und nachdem er beide Geräte nebeneinander verglichen hatte, meinte er, er könne nicht glauben, dass es nur $100 kostet. Seine Freundin sagte daraufhin, dass er es jetzt wohl bereut, $800 für sein Smartphone ausgegeben zu haben. Die meisten Leute, denen ich den Preis des KIICAA Mix verraten habe, waren vom Preis sehr schockiert und vom Display ziemlich beeindruckt.

Der Vergleich zum Pixel 2 ist natürlich alles andere als fair, vor allem was Bildschirm, Verarbeitung, Kamera, Akkulaufzeit und Software angeht. Natürlich geht man beim Leagoo in vielerlei Hinsicht signifikante Kompromisse ein, aber was kann man von einem Smartphone, dessen Preis nur ein Achtel des Pixel 2 beträgt, wirklich erwarten?

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Hardware

Der Fingerabdrucksensor reagiert leider ziemlich langsam. In meinem Test schlug ungefähr jeder fünfte Entsperrversuch fehl. Der Sensor ist gleichzeitig eine Multifunktionstaste, die als Homebutton, Zurücktaste und Taste für kürzlich verwendete Apps agiert. Leider funktionierte dieses System nicht sonderlich gut. Es war wesentlich einfacher, kurz nach oben zu wischen und die virtuellen Navigationstasten auf dem Bildschirm einzublenden.

CPU Processor MT6750T Octa-Core 1.5GHz
CPU Core Quantity Octa-Core
GPU Mali-T720 MP1 650(T)MHZ
Storage
RAM 3GB
ROM 32GB
Available Memory 30GB
Memory Card 2 Nano SIM or 1 Nano SIM + 1 TF card
Max. Expansion Supported 256GB
Touch Screen Type IPS
Screen Resolution 1920*1080
Screen Size ( inches) 5.5
Network
Band Details GSM: 850/900/1800/1900MHz WCDMA: 850/900/2100MHz FDD-LTE: 800/850/900/1800/2100/2600MHz (Band 1,3,5,7,8,20)
Data Transfer GPRS , HSPA , LTE
WLAN Wi-Fi 802.11 b,g,n
SIM Card Type 1 TF card , Nano SIM
SIM Card Quantity 2
Network Standby Dual Network Standby
GPS Yes
NFC No
Infrared Port No
Bluetooth Version Bluetooth V4.0
System
Operating System Android 7.0
Camera
Camera type 2 x Cameras
Camera Pixel 13.0MP
Front Camera Pixels 13MP
Flash No
Power
Battery Capacity 3000mAh
Battery Mode Non-removable
Other Features
features Wi-Fi , GPS , FM , Bluetooth
Waterproof Level IPX0 (Not Protected)
I/O Interface USB Type-c
Wireless Charging No
Other Features 5.5″ HD IPS + Dual Network Standby + Android7.0 + 3GB RAM + 32GB ROM + Wi-Fi + GPS + FM + 13.0MP Front camera+ 13.0MP Rear camera + 3000mAh battery + Octa-Core + Bluetooth 4.0
Dimensions & Weight
Dimensions 5.59 in x 2.99 in x 0.28 in (14.2 cm x 7.6 cm x 0.7 cm)
Weight 5.47 oz (155 g)

Kamera

Das KIICAA Mix ist durchaus in der Lage, ordentliche Fotos aufzunehmen. Die Kamera übertraf sogar meine Erwartungen. Auf der Rückseite befinden sich eine 13MP- und eine 2MP-Kamera. Dank der Dualkamera lassen sich Fotos mit Tiefenschärfeeffekt, also mit verschwommenem Hintergrund aufnehmen. Hier kommt die 2MP-Kamera ins Spiel, diese wird nämlich zur Tiefenmessung eingesetzt.

Merkwürdigerweise werden auch die Bilder dieser Kamera in der Kamera-App angezeigt. Der Effekt funktioniert auch bei Schwarzweiß-Fotos und obwohl die Farbdarstellung und die Genauigkeit in Ordnung sind, ist es doch sehr offensichtlich, dass es sich hierbei um ein Budget-Smartphone handelt.

Nicht, dass wir gerade viel Wert auf die Megapixel-Zahl legen, aber den Kollegen vom ChinaMobileMag sind da einige Diskrepanzen aufgefallen: So setzt die Hauptkamera auf den OmniVision OV8856-Sensor mit 8 MP, Während bei der unterstützenden zweiten Cam der SP0A09-Sensor mit 0,3 Megapixeln zum Einsatz kommt. Wie gesagt: Wir sind mehr an der Performance der Cam interessiert als an der Zahl der Megapixel, aber wenn man falsche, übertriebene Specs verkündet, dann hilft das sicher nicht, den Ruf der Marke zu verbessern.

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Die Qualität der Fotos ist akzeptabel, es mangelt jedoch an Detailreichtum. Besonders wenn man die Fotos auf den PC kopiert und auf dem Monitor betrachtet, wirken die Fotos sehr unscharf. Ein Heranzoomen und Zuschneiden der Fotos ist deshalb so gut wie nicht möglich.

Der Porträtmodus ist nicht gerade gut darin, die Umrisse des Motivs zu erkennen und bei wenig Licht funktioniert er überhaupt nicht. Aber selbst für das Pixel 2 und das Note 8 stellt dies eine Herausforderung dar. Von einem $100-Gerät sollte man in dieser Hinsicht also keine guten Resultate erwarten.

Low Light

Selfie

Das passiert, wenn die Front-Cam so merkwürdig platziert wird

Software

Auf dem Gerät läuft Android 7.0. Das ist natürlich nicht die aktuellste Android-Version und in der Regel bieten kleinere chinesische Hersteller wie Leagoo keine Updates für ihre Geräte an. Ich habe das Smartphone bereits seit ungefähr einem Monat und im Oktober bekam es doch tatsächlich ein Update spendiert. Ich schätze, dass in den nächsten paar Monaten noch ein bis zwei Updates veröffentlicht werden, aber eine Aktualisierung auf Android 8.x halte ich für sehr unwahrscheinlich

Die Benutzeroberfläche reagiert häufig langsam, ich würde wirklich gerne herausfinden wie Stock-Android auf dem Gerät laufen würde. Der Prozessor sollte theoretisch mehr als ausreichend sein. Immer wieder musste ich beim Öffnen oder Wechseln von Apps zwei bis drei Sekunden lang warten.

Oft weiß man nicht, ob der Druck auf den Bildschirm einfach nicht registriert wurde, oder das Smartphone nur langsam reagiert. Wer kein erfahrener Smartphone-Nutzer ist, für den kann diese Verzögerung etwas verwirrend sein. Leuten, die sonst bessere Hardware gewöhnt sind, wird das ganze vermutlich sehr auf die Nerven gehen.

Performance

Manches mal muss man ein oder zwei Sekunden darauf warten, dass der Screen reagiert. „Flott“ und „reaktionsschnell“ sind jedenfalls nicht die allerersten Vokabeln, die mir einfallen, um dieses Smartphone zu beschreiben.

Benchmarks

Geeksbench Single 600
Geekbench multicore 2598
AnTuTu 43078
PCMark Work 2.0 3145
3DMark Sling Shot Extreme 387

Akkulaufzeit

  • 3000mAh-Akku mit Quick Charge 2.0
  • External testing says the battery size is actually 2500mAh in size

Das Gerät ist zwar mit Quick Charge ausgestattet, aber da anstatt Version 3.1 leider nur 2.0 Verwendung findet, dauert das Aufladen des 3000mAh-Akkus ganze 2,5 Stunden.

Leagoos Benutzeroberfläche erlaubt es mir leider nicht, die Screen-on-Time auszulesen, aber der Akkutest von PC Mark ergab einen ungefähren Wert von 4,5 Stunden. Das ist wesentlich weniger als wir normalerweise von einem aktuellen Smartphone erwarten würden. Das Galaxy Note 8 erreicht im selben Test beispielsweise ganze 12 Stunden.

Wenn ich unterwegs die Facebook-App nutze und ein wenig Candy Crush spiele, weiß ich genau, dass ich das KIICAA nochmal aufladen muss, wenn ich abends noch etwas vorhabe. Die Tatsache, dass kein Quick Charge 3.0 angeboten wird, macht die unterdurchschnittliche Akkulaufzeit noch offensichtlicher.

Eine externe Messung resultierte wiederholt in Werten zwischen 2.300 und 2.400 mAh. Berücksichtigt man die übliche technisch begründete Abweichung des Messverfahrens sowie etwaige fertigungsbedingte Schwankungen, ergibt sich eine reale Kapazität zwischen 2.500 und 2.600 mAh.

Sound

  • Keine Kopfhörerbuchse
  • Gute Tonqualität bei Sprachanrufen

Wir hätten uns sehr über einen mitgelieferten Adapter von USB-Typ-C auf 3,5mm-Klinke gefreut. Wer sich ein solches Budget-Smartphone kauft, der wird kein Geld für gute Kopfhörer ausgeben wollen. Es wäre besser gewesen, wenn jeder Käufer seine eigenen Kopfhörer benutzen könnte, anstatt diese schrecklichen USB-Typ-C-Kopfhörer mitzuliefern.

Preis

Beim Preis ist das Leagoo KIIRAA Mix natürlich unschlagbar. Ihr könnt es euch bei DX.com für 100 EUR an Land ziehen, aber wir haben es mitunter auch schon für weniger als 60 Euro gesehen.

Über den Autor

Nicole Scott

1 Kommentar

  • Ja ist schon immer wieder intressant zu sehen wie „abgetragene“ Hardware für den „normalen“ Anspruch genügen.

    Denn was heute Highend wird in 2 / 3 Jahren in den Billigheimern zu finden sein. Insg. klingt der bericht so, als könnte man auf die schnelle ein weiteres Phone erwerben um als guter „Allrounter“ mit Prepaid im Auto und Co. bereit zu stehen.